Circus Enrico hat Wurzeln in Bad Rappenau
Noch bis Sonntag steht das Zelt des Circus Enrico auf de, Hof Schrezenmaier in der Schwaigerner Straße. Die Zirkusfamilie blickt auf eine lange Tradition zurück. Der Ur-Großvater Johann Brügler wurde in Bad Rappenau geboren.

Zirkus. Das ist die Welt von Diego und Jeffrey Bügler. Mit ihrem Familienunternehmen sind sie derzeit in Bad Rappenau zu Gast. Dort, wo am 2. März 1928 der Ur-Großvater Johann Bügler im Winterlager der Akrobaten, Clowns und Dompteure geboren wurde. Bis Sonntag lädt das Zirkuszelt an der Schwaigerner Straße zu einem Besuch ein.
Auf dem Hof der Familie Schrezenmaier hat es eine vorübergehende Heimat gefunden. „Das ist auch für uns eine Sensation“, sagt Sabine Schrezenmaier über ihre Gastfreundschaft. Schließlich habe nicht jeder einen Zirkus vor seinem Haus. „Ich freue mich darüber ganz arg.“ So könne sie miterleben, „was die Leute für eine Arbeit haben“.
Circus Enrico lädt Jung und Alt zu seinen Vorstellungen ein
Diego (22) und Jeffrey Bügler (25) haben tatsächlich jede Menge zu tun. Schon am Donnerstag haben sie zusammen mit ihren Frauen Jolina Schollini und Siena Matrusch aufgebaut. Beim Zirkus müsse jeder alles können, sagt der 22-Jährige Dresseur, Luftakrobat und Moderator. Er selbst liebt es am meisten, mit Tieren zu arbeiten. Und die hätten, so beobachtet Sabine Schrezenmaier das Gehege, das schönste Leben.
Dromedare und Kamele, Guanakos, das sind wilde Lamas, und kleine Ponys grasen friedlich neben den beiden Wohnwagen, in denen Siena Matrusch und Jeffrey Bügler leben. Eine alte Hundedame bewacht die Herde und bellt, wenn Fremde auftauchen. Ab 15 bis 20 Personen wird gespielt: „Aber wir machen uns trotzdem jeden Tag fertig“, sagt Matrusch, die vormittags zwischen 10 und 12 Uhr Tickets verkauft und abends in der Manege Akrobatik und eine Partnerjonglage mit ihrem Mann aufführt.
Ur-Großvater Johann Bügler war ein Hansdampf in allen Gassen
Ursprünglich sollte der Circus Enrico auf einer Wiese neben dem Kindergarten in der Bad Rappenauer Friedensstraße aufgebaut werden. Doch daraus wurde nichts. Schrezenmaiers sprangen spontan ein: Und darüber sind die Zirkusleute sehr dankbar. „Das ist ein Glücksfall hier“, sagt Diego Bügler: „Wir fühlen uns richtig willkommen.“
Die Familie Bügler fühlt sich in Bad Rappenau fast zu Hause, auch wenn sie sich eher in der Pfalz verortet. Der Ur-Großvater, der hier geboren wurde. sei ein Hansdampf in allen Gassen gewesen, erzählt Diego Bügler bewundernd. Familiengeschichten erzähle man sich immer wieder: Und als Familie hält man auch zusammen.
Die beiden jungen Frauen wurden ebenfalls mit dem Duft der Manege groß. „Ich war zum ersten Mal mit fünf Jahren dabei“, erzählt Siena Matrusch. Und tatsächlich: Die Hula-Hoop-Nummer hat sie immer noch im Programm. Zwischenzeitlich hat sie auch zwei Jahre Artistenschule absolviert.
In der Zirkusfamilie Bügler stammen alle aus Zirkusfamilien, auch die Ehefrauen
Jetzt ist sie aus Österreich, wo die Eltern einen Zirkus betreiben, zu Jeffrey gezogen. „Die Frauen“, erklärt dessen Bruder, „gehen bei uns immer noch zu den Männern.“ Dort führe man ein freies, aber nicht immer ganz einfaches Leben. Im zurückliegenden Jahr lagen die Zuschauerzahlen unter den Erwartungen. Diego Bügler hofft, dass sich das auch wieder ändert.
Ist es draußen heiß, kommen weniger Leute, lautet die Erfahrung. Aber im Zelt sei es luftig. Gespielt wird an diesem Samstag um 16 und um 19 Uhr, am Sonntag gibt es noch einmal eine Vorstellung um 11 Uhr.
Dann wird das Zelt wieder abgebaut und es geht weiter nach Wüstenrot. Weil der Platz in Bad Rappenau zwar schön ist, aber etwas kleiner als der geplante Platz, lagert ein Teil der Familie noch in Leingarten, wo der Circus Enrico vorige Woche gastierte.
Die Oma frühstückt mit einem Bären – jedenfalls bei der Familie Bügler
Der Franzose Gaston, der auf einen Stapel Kegeln balanciert, Fräulein Evita, die in Prag zur jüngsten Schlangenfrau Europas gekürt wurde, Jeffrey Bügler, der jongliert, Händestände macht und als Messerwerfer für atemberaubende Momente sorgt, und Harry, der Mix aus Esel und Zebra: Sie alle bezaubern Kinder und Erwachsene mit ihren Darbietungen. „Nicht alle können gut mit Tieren umgehen, nur weil sie diese schön finden“, sagt Diego Bügler. Er selbst kann sich ein Leben ohne Tiere nicht vorstellen.
„Meine Oma hatte mal einen Bär, mit dem sie jeden Morgen gefrühstückt hat“, erzählt er über Monika Bügler, eine geborene Traber. „Wir leben mit unseren Tieren“, sagt der Enkel, der vor vier Wochen Vater geworden ist. „Die nächste Generation ist da“, fügt er an.
Der Circus Enrico ist und bleibt ein Familienunternehmen, der jedes Jahr den Weihnachtszirkus in Bad Dürrheim bestreitet. Die Flaggen auf dem Dach wehen im Wind. Sie stehen für Toleranz: „Jeder ist bei uns willkommen“, sagt Diego Bügler. Egal woher er kommt.


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