Wie ein Sulzfelder Auswanderer zum Bierbaron in den USA wurde
Von Sulzfeld zum Millionär: So könnte man die Geschichte von Gottfried Wilhelm Ephraim Krüger auf den Punkt bringen. In Newark, USA, stieg der Auswanderer zu einem der großen amerikanischen Bierbarone auf.

Es ist das Schloss von Newark, New Jersey, USA. Jahrzehntelang lag es in einem Dornröschenschlaf, von rostigem Stacheldraht umgeben. Der gebürtige Sulzfelder Gottfried Krüger, einer der größten Bierbrauer Amerikas, hatte es 1888 für damals sagenhafte 250.000 Dollar gebaut.
Gebürtiger Sulzfelder wurde zu einem der größten Bierbrauer der USA
Mit über 40 Zimmern, einem Turm nach Neuschwansteiner Vorbild und dem ersten Aufzug, der je in ein Wohnhaus eingebaut worden ist, ranken sich bis heute zahlreiche Superlative um das Krueger-Scott Mansion. Im Herzen der Stadt Newark legt es Zeugnis ab vom Gelingen des amerikanischen Traums.
Und es steht für eine einst blühende Industriestadt, deren Niedergang in den 1950er mit der Abwanderung der finanzstarken deutschen Community in andere Teile Amerikas begann, und die in den 1960er Jahren unter Rassenunruhen litt, wie der Projektentwickler Avi Teylas erzählt. Dessen Unternehmen Makerhoods hat das Gebäude nun von Grund auf renoviert und einer neuen Nutzung zugeführt.
Gebürtiger Sulzfelder baute Schloss in Newark – Krueger Mansion wird jetzt umgebaut
Im Gespräch mit ihm wird deutlich, wie stark die Leuchtkraft ist, die vom Krueger-Scott Mansion ausgeht. Nach Krügers Tod 1926 ging das viktorianisch anmutende Herrenhaus an die Freimaurer, genauer, an die Valley of Newark Scottish Rite Freemasons. Ein Versammlungsraum mit 700 Sitzplätzen wurde angebaut.
1958 zog die mit Kosmetik reich gewordene Louise Scott dort ins Erdgeschoss und eröffnete im ersten Stock das Scott College of Beauty Culture. Nach deren Tod ging das Haus an die Stadt Newark, die es in den 1990er-Jahren zu einem afro-amerikanischen Kulturcenter umbauen wollte. Sieben Jahre und sieben Millionen Dollar später ging ihr das Geld aus. Das Mansion verfiel weiter.

Was noch an Werten da war, wurde geplündert oder zerstört. Das Herrenhaus steht am Dr. Martin Luther King Jr. Boulevard auf einem Hügel. Makerhoods hat noch einmal zehn Millionen Dollar in die Hand genommen, um aus dem Denkmal ein Haus mit vielen kleinen Büros, dem Krueger-Pub im Erdgeschoss und Flächen für Events zu machen.
Youtube-Dokumentation über das Traumschloss im Herzen Newarks
Der Projektentwickler wirbt damit, Räume für Start-Ups und vor allem für schwarze Kleinunternehmer zur Verfügung zu stellen, die sich teure Büroräume (noch) nicht leisten können. Der Ansatz von Avi Teylas’ Unternehmen korrespondiert zu der sozialen Ader von Gottfried Krüger, der seine Wurzeln im Badischen offenbar nie vergessen hat, wie es in einer Youtube-Dokumentation über sein Haus heißt.
Makerhoods hat den Geist des Gründervaters zum Leben erweckt, wie CEO Avi Teylas im Interview deutlich macht. „Wir haben einen Platz geschaffen, an dem Leben und Arbeiten unter einem Dach möglich ist“, sagt er. Und an dem es weitergeht mit Superlativen.
In der jüngsten Ausgabe der amerikanischen Cosmopolitan posiert Stranger-Things-Star Finn Wolfhard als Model in den zwischenzeitlich renovierten Räumen. Wolfhard fährt Skateboard durch die langen Flure, in denen nun kein Schutt mehr liegt. Er steht unter der erneuerten Glaskuppel, durch die Licht von oben ins Haus fällt, und er lehnt am Geländer des Türmchens, von dem aus man einen 360-Grad-Umblick über die Stadt hat, aber auch das nur Subway-Minuten entfernte Manhattan sieht. Mit der Renovierung hat Makerhoods Krügers Erbe wieder zum Leben erweckt.
Teylas ist stolz darauf, dass es gelungen sei, „aus diesem Haus voller Geschichte ein Haus zu machen, das lebt“, wie er betont: „Und kein Museum.“ Und dann spricht er eine Einladung aus: „Es mit eigenen Augen zu betrachten ist etwas anderes, als es auf Fotos zu sehen.“

Sulzfelder hatte als kleiner Arbeiter in der Brauerei seines Onkels angefangen
Der Erbauer, Gottfried Wilhelm Ephraim Krüger, wurde am 4. November 1837 in Sulzfeld geboren wurde. Sein Onkel John Laible war bereits ausgewandert, um in Amerika zusammen mit Louis Adam als Bierbrauer sein Glück zu machen. Der 16 Jahre alte Gottfried lernte das Handwerk von der Pieke auf. Wie jeder einfache Arbeiter trug er Holzschuhe, wischte den Boden, erhielt fünf Dollar im Monat bei freier Kost und Logis. Im Alter von 20 Jahren wurde er Vorarbeiter. 1860 nahm er die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
2000 Dollar hatte er zur Seite gelegt, als Adam 1865 seinen Teil der Brauerei für 55.500 Dollar bei einer Anzahlung von 20.000 Dollar verkaufen wollte. Ein Mann namens Gottlieb Hill war bereit, 10.000 Dollar zu investieren. Gottfried Krueger, jetzt mit „ue“, konnte sich 8000 Dollar borgen, so dass der Deal zustande kam. Die Produktion belief sich auf 4000 Fässer Bier im Jahr.

Nach Hills Tod 1875, gefolgt vom Tod Laibles, wurde der Sulzfelder alleiniger Besitzer. In dieser Zeit produzierte er bereits 20.000 Fässer. Der Sulzfelder hatte ein Gespür fürs Geschäft. 1882 stiegen englische Investoren ein, so dass die Brauerei schnell auf 150.000 Fässer wuchs. 1908 kaufte Krüger die Engländer wieder raus. Seine Nachfahren sind bis heute im Braugeschäft tätig.
Gottfried Krüger war mit Heilbronnerin Katharina Horter verheiratet
Allerdings produziert die Krueger Brewing Company jetzt in Florida und Colorado neben Craft Bieren auch alkoholfreie Erfrischungsgetränke. Zwölf Kinder hat der Bierbaron laut der Online-Datenbank Find a Grave (Finde ein Grab) hinterlassen. Zwei Mal war er verheiratet. Mit der gebürtigen Heilbronnerin Katharina Horter (1839-1873) hatte er sieben Kinder. Mit seiner zweiten Frau und Cousine Bertha Johanna Laible (1852-1921) hatte er fünf. Seine Nachkommen ehren ihn bis heute als wahre Legende.
Sie beschreiben ihn auf ihrer Website als äußerst erfolgreichen Geschäftsmann und ehren ihn als großen Wohltäter. Ein Objekt seiner Wohltätigkeit sei das Krueger-Altenheim für die Armen und Alten in Newark gewesen, „das er vollständig unterstützte“. Außerdem habe er immer wieder große Summen an das deutsch/lutheranische Memorial Hospital gespendet. „Wie er, widmen auch wir einen großen Teil unseres Geldes wohltätigen Zwecken und Bildung, weil wir glauben, dass Gottfried einen Maßstab gesetzt hat, der es wert ist, angestrebt zu werden.“

Krueger Brewing Company ehrt ihren Gründer aus Sulzfeld bis heute
Er habe bewiesen, dass man aus dem Nichts kommen und Großes erreichen könne, ohne seine bescheidenen Anfänge zu vergessen. „Ob wir viel oder wenig haben: Wir alle haben etwas, das wir unserer Gemeinschaft anbieten können“, schreibt die Krueger Brewing Company. Bis heute ist man dort stolz auf den Unternehmergeist und den Weitblick des gebürtigen Sulzfelders. Denn auch in Sachen Filtrierung war er der Erste: „The beer that you drink today is filtered for smoothness, yea’ we were the first to do that too!“, heißt es auf deren Website. Auf Deutsch: „Das Bier, das wir heute trinken, wird für eine milde Konsistenz gefiltert. Und ja, wir waren auch hier die Ersten, die das gemacht haben!“

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