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Zukunftsvision für Pfedelbach: Bürger dürfen Zukunft mitgestalten 

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Wo steht die Gemeinde in zwölf Jahren? Darum geht es in dem Projekt „Pfedelbach 2037“. Workshops in den Teilorten sollen konkrete Vorhaben hervorbringen.

Es gibt Punkte, da hat man schöne Ausblicke auf Pfedelbachs Dörfer. Doch wie blicken die Bürger der Ortsteile in die Zukunft? Darum geht es in Workshops.
Es gibt Punkte, da hat man schöne Ausblicke auf Pfedelbachs Dörfer. Doch wie blicken die Bürger der Ortsteile in die Zukunft? Darum geht es in Workshops.  Foto: Jani\, Stefanie

Die Gemeindekassen sind leer, Fachkräfte fehlen: Diesen Wandel bekommen Kommunen und besonders  Pfedelbach gerade deutlich zu spüren. Und das wird auch so bleiben. Der Fachmann für Demographie Dr. Winfried Kösters nimmt kein Blatt vor den Mund: „Wir können die Vergangenheit nicht reaktivieren und das gleiche wieder in der Zukunft haben. Wir hatten noch nie eine Gesellschaft, die so alt ist oder eine Technologie, die praktisch ohne Menschen auskommt.“ Hinzu kämen vielfältige Lebensstile und der Klimawandel mit seinen Folgen. 

Darauf möchte Pfedelbach nun aktiv zusammen mit seinen Bürgern reagieren. Nach einem Gemeinderatsbeschluss Ende vergangenen Jahres ist der Startschuss für das Projekt Pfedelbach 2037 gefallen. Die Jahreszahl ist dabei nicht willkürlich gewählt. Die Gemeinde feiert in jenem Jahr ihr 1000-jähriges Bestehen. Und bis dahin will man mit dem  Gemeindeentwicklungsprozess Projekte umgesetzt haben. 

Bürgerbeteiligung soll auch dem Vertrauensverlust in der Gesellschaft entgegenwirken

Doch was heißt das? Im Gespräch mit unserer Zeitung erklären Kösters, Kunkel und Verwaltungsmitglieder wie es geht. Bürger in jedem Teilort entwickeln in einem Workshop Konzepte, wie sie in Zukunft leben wollen. Neu im Vergleich zu Entwicklungsprogrammen in anderen Städten sei, dass man direkt in die kleinen Ortsteile gehe, sagt Kösters und erklärt: „Die Menschen haben einen sehr hohen Vertrauensverlust in die Demokratie.“ 89 Prozent fänden, dass die Gesellschaft gespalten sei. „Auf lokaler Ebene in den Ortschaften hingegen haben wir ein stärkeres Wir-Gefühl.“ Genau hier gelte es anzusetzen.

Der Vorteil, gerade in Pfedelbach sei, dass es viele Menschen mit Eigenheim gibt, die ein großes Interesse haben, in der Gemeinde ihren Lebensabend zu verbringen. Auch die ganz jungen Bewohner der Gemeinde sollen bei einem Schülerworkshop miteingebunden werden. Bei der Steuergruppe „Pfedelbach 2037“ laufen die Fäden zusammen. Sie besteht aus Vertretern der Verwaltung, des Gemeinderats, der Ortschaften und externen Fachleuten. Bisher kostet dieser Prozess 40.000 Euro. 

Zukunftsvision für Pfedelbach: Welche Themen die Menschen interessieren

Themen gibt die Gemeinde nicht vor. Erfahrungsgemäß  beschäftigt die Mobilität die Menschen, vermutet Kösters. Und: Was wird aus dem Schwimmbad, wenn sich kein Bademeister findet? Das könnte zur Sprache kommen.   Bürgermeister Torsten Kunkel gibt zu bedenken:  „Das wird kein Wunschkonzert.“ Man müsse sehen, was man sich leisten könne. 

Aktive Bürger seien die Zukunft, sagt Kösters: „Die Gemeinden überall werden sich verändern. Es wird nicht mehr alles all inklusive sein.“ Ein Viertel der Beschäftigten in Verwaltungen sei jetzt schon über 55 Jahre alt. Gehen diese Leute in Rente, komme kaum jemand nach.   

Kösters, der das Konzept leitet und die Moderation der Workshops übernimmt ist in der Region seit Jahren unterwegs, vor allem in Sachen Demographie. Vor etwa zehn Jahren hatte Kösters  einen Vortrag und  einen Generationenworkshop in Pfedelbach organisiert. Aus einer Arbeitsgruppe heraus gründeten sich in Untersteinbach weitere Arbeitsgruppen. Bis heute geblieben ist der Verein der Dorffreunde in Untersteinbach, die sich bis heute um den Erhalt ihres in Eigenregie gebauten Spielplatzes kümmern. Auch die Taschengeldbörse, bei der junge Menschen ältere Bürger mit Dienstleitungen unterstützen, gibt es noch. 

Zukunftsvision für Pfedelbach: Demographie wird ein zentrales Thema

Auch im Hohenlohekreis beschäftigte man sich früh mit der Demographie. Vor rund zehn Jahren fand ein Workshop zu diesem Thema statt, den Pro Region ins Leben gerufen hatte. Auch hier hielt Kösters Vorträge. Die  „Demografische Allianz Heilbronn-Franken“  entstand. Die Würth-Gruppe schaltete sich ein und stellte 150.000 Euro bereit, um vor allem kleinere Kommunen unter 10.000 Einwohner zum Handeln zu animieren. Der Verein „Die Stromer“ aus Zweiflingen, der ein Elektroauto bereitstellt und Einwohner jener Gemeinde per Elektroauto zu Wunschzielen bringt, fährt erfolgreich seine Touren. 

Im Jahr 2019 ist das rund 80-seitige Kreisentwicklungs- und Strategiekonzept für den Hohenlohekreis verschriftlicht worden. Von 2016 bis 2018 haben an diesem Konzept ähnlich wie in Pfedelbach viele Menschen mitgewirkt.

Ziel in Pfedelbach ist es, im kommenden Frühjahr ein „fertiges Werk“ mit den Ergebnissen zu präsentieren. Anhand dessen gilt es die Maßnahmen oder Projekte anzupacken, die sich ergeben haben. Je nachdem, um was es gehe, könnte es auch Förderungen geben; diese müsse man im Einzelfall beantragen, führt der Bürgermeister aus.

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