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Hagelschäden im Kochertal
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Weinpflanzen in Ingelfingen leiden zum Teil stark

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Das Unwetter vor knapp zwei Wochen hat die Pflanzen teils stark beschädigt. Die Beeinträchtigungen sind aber sehr lokal und von der Rebsorte abhängig.

Einige Trauben in Fritz-Jürgen Volps Weingarten östlich von Ingelfingen haben braune Stellen. Die Rebstöcke selbst sind noch davongekommen.
Einige Trauben in Fritz-Jürgen Volps Weingarten östlich von Ingelfingen haben braune Stellen. Die Rebstöcke selbst sind noch davongekommen.  Foto: Götz Greiner

Ein schmales Band zieht sich kerzengerade von Öhringen bis Oberfranken, mit Ausläufern bis kurz vor Chemnitz – auf der Karte der Versicherung „Vereinigte Hagel“. Die sichert, wie der Name vermuten lässt, Landwirte gegen Hagelschäden ab. In der Darstellung werden Regionen mit Schäden nach dem Hagelschlag vom vorvergangenen Samstag gezeigt – auf einer Fläche von mehr als 100 Kilometern Länge und etwa zwölf Kilometern Breite. Dass die Beschädigungen zwar heftig, aber teils nur sehr lokal auftreten können, zeigt sich auch in den Weinbergen bei Ingelfingen: Östlich der Stadt seien die Folgen noch zu vertragen, sagt Fritz-Jürgen Volp, ehemaliger stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Weinkellerei Hohenlohe. Er hat dort selbst einen einberg. „Ich schätze den Schaden auf etwa 20 Prozent.“

„Am Ingelfinger Fass haben die Reben die größten Schäden abbekommen“

Fritz-Jürgen Volp

An dieser Stelle sei nur wenig Hagel heruntergekommen. „Am Ingelfinger Fass haben die Reben die größten Schäden abbekommen“, so Volp. Ein ihm bekannter Winzer, dessen Pflanzen unweit dieses Ortes wachsen, spreche von einem Schaden von 50 bis 70 Prozent. Auch hier ist die Schneise zu erkennen: Wenige Meter weiter unten gibt es kaum Verluste.

Blätter Beim Blick in die Weingärten fällt auf: Nur eine Seite ist betroffen. „Der Hagel kommt von Westen.“ Deswegen sehen die Reben gut aus, wenn man von Osten darauf blickt. Aus westlicher Richtung sind aber braune Blätter und Schäden an den Ästen gut zu erkennen.

Für die Empfindlichkeit spiele die Weinsorte eine Rolle, so Volp. Er lässt östlich von Ingelfingen Kerner wachsen, mit vergleichsweise kleinen Blättern. Andere Typen haben größere. Diese werden leichter vom Wind abgerissen – besonders in Lagen, wo der Sturm peitscht: Dann sind die darunter hängenden Trauben und Äste schutzlos dem Hagel ausgeliefert. Die Sorte Dornfelder sei zum Beispiel schwer betroffen. Winzer, welche die Blätter noch nicht zurückgeschnitten hatten, haben deswegen nun Glück gehabt, da die schiere Zahl der Blätter den Früchten noch Schutz geboten hat. Jetzt müsse das Laub neu treiben, so Volp. „Denn darüber macht die Pflanze die Photosynthese.“ Und so entsteht der Zucker für die Früchte. Etwa drei Wochen nach dem Hagel seien die neuen Blätter soweit.

Hagel kommt früh genug für die Beeren

Für die Beeren kam der Hagel noch früh genug: „Das Schlimmste ist, wenn es hagelt, und die Beeren schon Zucker haben: Dann kommt die Fäulnis“, so Volp. Die getroffenen Früchte sind eineinhalb Wochen nach dem Unwetter braun. „Da ist es jetzt wichtig, dass es warm ist und sie austrocknen.“

Deutlich zu sehen sind die Hagelschäden an den Zweigen: Sie können auch noch im Folgejahr für Herausforderungen für die Wengerter sorgen.
Deutlich zu sehen sind die Hagelschäden an den Zweigen: Sie können auch noch im Folgejahr für Herausforderungen für die Wengerter sorgen.  Foto: Götz Greiner

Problematisch seien auch die Hagelschäden an den Trieben, die nun durch hellbraune Flecken deutlich zu sehen sind. Auch wenn seine Pflanzen glimpflich davongekommen sind: „Jeder Trieb hat einen Schlag abbekommen“. Das akute Problem ist die Wunde: „Das ist eine Einfalls-Pforte für den Botrytis-Pilz, der für Fäulnis sorgt.“ Aber auch wenn der Trieb überlebt, können die Stellen später noch für Probleme sorgen: „Wenn wir nächstes Jahr die Zweige biegen, brechen sie an diesen Stellen leichter“, sagt Volp.

Klimawandel sorgt für erfrorene Triebe

Die Hagelschäden kommen zusätzlich zu Beeinträchtigungen, welche die Pflanzen bereits im Frühjahr erlitten haben. „Der Klimawandel lässt grüßen“, kommentiert Volp. Denn später Frost Ende April habe dafür gesorgt, dass Triebe abstarben – die sind nun als braune Zweige an den Weinreben zu erkennen. „Früher waren wir froh, wenn die Pflanzen nicht vor Mitte Mai ausgetrieben sind“ – also vor den Eisheiligen, an denen traditionell zum letzten Mal Frost zu erwarten ist. „Inzwischen treiben einige Pflanzen schon im April.“ Auch das hänge aber von den Weinsorten ab.

Seine Kerner-Anlage treibe viel später aus als beispielsweise Portugieser, Muskateller und Lemberger. „Zum Teil gab es da schon wegen des Frosts nur den halben Ertrag im Kochertal.“ Allerdings habe es das Steinbacher Tal auf der Hohenloher Ebene viel heftiger getroffen – dort hätten noch tiefere Minusgrade für Schäden zum Teil bis zum Totalausfall gesorgt, bedauert Volp. 

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