Verzögerungen auf B19-Baustelle: Das Wetter macht den Unterschied
Warum dauerte die B19-Baustelle in der Kupfersenke so lange? Über zwei Jahre brauchten die beiden Brücken, oft herrschte wochenlang Stillstand. Das Regierungspräsidium erklärt, wie es dazu kam - und warum das gar nicht ungewöhnlich ist.

Pendler atmen auf: Die beiden Brücken der B19 in der Kupfersenke sind fertig. Rund zwei Jahre – von Ende September 2023 bis Anfang November 2025 – hat es gedauert, die beiden Bauwerke über die Kupfer und eine Kreisstraße abzureißen und neu zu bauen.
Doch warum hat das so lange gedauert? Das fragen Leser die Redaktion. Einer ist der Ansicht, dass „nach Meinung von Fachleuten“ eine Bauzeit von zwölf bis 15 Monaten gereicht hätte. In der Pressemitteilung vom Januar 2024, also zu Baubeginn der Brücken, hatte das Regierungspräsidium Stuttgart (RP) noch wesentlich kürzere Bauzeiten und ein entsprechend früheres Fertigstellungsdatum angegeben.
Auch im Kreistag waren die Verzögerungen zuletzt Gegenstand einer kurzen Debatte. Dabei waren gewiss nicht die letzten zwei Tage, in denen sich die Asphaltarbeiten wetterbedingt hinausschoben, der Grund für den tiefsitzenden Frust insbesondere bei Kreisräten von Freien Wählern und AfD – wenngleich diese letzte Verzögerung gerne zum Anlass genommen wurde, darüber zu diskutieren. Landrat Ian Schölzel konnte nur versprechen, das Anliegen an das RP weiterzugeben, denn dies ist in dieser Sache der Bauherr.
Verzögerungen auf B19-Baustelle: Das sind laut RP die Gründe
Das hat auch die Hohenloher Zeitung getan und das RP gefragt: „Hätten die Brückenbauarbeiten bei zielstrebiger Durchführung schneller fertiggestellt werden können?“ Die Antwort: Ja, vielleicht – unter ganzjährig optimalen Bedingungen. Doch die gebe es im Winter selten. „Witterungsbedingt“ hätten die Arbeiten „im Winter nur eingeschränkt ausgeführt werden“ können. Solche wetterbedingten Verzögerungen seien bei Bauprojekten solcher Art „nicht ungewöhnlich“ und würden „in der Terminplanung grundsätzlich berücksichtigt“. Aber: „Ursprünglich vorgesehene Fertigstellungstermine werden in der Regel vorbehaltlich eines reibungslosen Bauablaufs – wozu auch ideale Wetterbedingungen zählen – angegeben.“ Komme es – wie in diesem Fall – zu witterungsbedingten oder planerischen Verzögerungen, „kann es daher zu Abweichungen vom ursprünglich vorgesehenen Zeitplan kommen“.
Sprich: Dass irgendwann mal Winter wird, ist bei solchen anfänglichen Zeitangaben allenfalls grob, aber im Einzelfall eventuell nicht ausreichend berücksichtigt – und für das RP ist das offenbar auch nicht weiter schlimm. Die Verzögerungen, die die Bevölkerung wahrnimmt, sind damit kein Versäumnis der Baufirma, sondern eher der Kommunikation.
Nur in einem Punkt gab es laut RP nicht-witterungsbedingte Verzögerungen: Bei der Planung der Gründungsarbeiten an der Kupferbrücke habe es „erhöhten Abstimmungsbedarf“ gegeben: Das Fundament gut zu setzen erwies sich als schwieriger als gedacht, „wodurch die Bohrpfahlarbeiten später als ursprünglich vorgesehen beginnen konnten“.
Wie lange war die Verzögerung an der B19-Baustelle bei Kupferzell insgesamt? Das Regierungspräsidium rechnet vor:
Wie lange war die Verzögerung nun nach Rechnung des RP? Pressesprecherin Andrea Panitz rechnet vor: „Die vertraglich vereinbarte Bauzeit erstreckt sich von der 3. Kalenderwoche 2024 bis zur 31. Kalenderwoche 2025. Aufgrund der genannten Einflüsse verzögerte sich die Fertigstellung bis zur 39. Kalenderwoche, was einer Verzögerung von rund acht Wochen entspricht.“ Dann hätten gleich die Asphaltarbeiten begonnen, die am 4. November fertig waren.
Das RP ist sichtlich getroffen von der anhaltenden Kritik um die B19-Baustelle. Ein Vertreter der Bauplanung bittet zu bedenken, dass er und sein Team über zwei Jahre hinweg das Beste gegeben hätten und sich das Ergebnis sehen lassen könne. Die Fahrbahn über die beiden Brücken liege nun insgesamt etwas höher - man müsse also nicht mehr so tief in die Senke runter- und wieder hochfahren, was die Piste angenehmer zu fahren mache.
Auch die Behelfsumfahrung durch die Kupfersenke sei letztlich komfortabel gewesen – verglichen mit dem, was Pendlern und Anwohnern ohne diesen Extra-Bau, der nun wieder rückgebaut wird, gedroht hätte: nämlich zwei Jahre lang Umleitung mitten durch die Ortsmitte von Kupferzell.
Der Frust sitzt tief, denn die B19-Baustelle Kupfersenke hat eine Vorgeschichte
Viele Verkehrsteilnehmer waren auch deshalb so genervt, weil der Baustart jahrelang hinausgeschoben wurde, obwohl die beiden B19-Brücken längst brüchig waren. Dies führte dazu, dass die Fahrbahn auf der einen Brücke jahrelang verengt und mit Temporeduzierungen begleitet war. Der Unmut hatte also eine lange Vorgeschichte.
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