Top-10-Wanderweg muss bei Regen zeigen, was er kann
Einer der schönsten Fernwanderwege Deutschlands führt entlang der östlichen Grenze des Hohenlohekreises. Er offenbart die Idylle der Region.

Wer einen Rundwanderweg mit einer Länge von 200 Kilometern laufen will, muss dafür mehrere Tage einplanen. Wer viel Zeit dafür reserviert, kann es dann auch einmal verkraften, dass es einen Tag gibt, an dem er nicht „den Sonnenschein fangen“ kann, wie es in dem Lied „Im Frühtau zu Berge“ verheißt. Für einen Wanderweg ist es bei sonnigem Wetter leicht, schön zu sein. Bei Regen und Nebel zeigen sich aber seine wahren Qualitäten. Und da hat der Kocher-Jagst-Trail einige Vorschusslorbeeren. Schließlich wurde er von einer Jury als eine von zehn Mehrtagestouren für die Abstimmung über Deutschlands schönste Wanderwege des Wandermagazins nominiert – in der folgenden Publikumsabstimmung hat der Trail dann aber die wenigsten Stimmen bekommen. Er scheint also noch ein ziemlicher Geheimtipp zu sein.
Schloss Tierberg liegt tief im Nebel
Es ist ein regnerischer Ferientag, an dem der zehntschönste Fernwanderweg des Jahres 2025 zeigen muss, was er kann. Und zwar auf der zweiten Etappe des Kochersteigs, die seltsamerweise weitgehend an der Jagst entlang verläuft. Die dritte Kochersteig-Etappe führt sogar fernab des Kochers von der Jagst weg nach Osten. Der Start der Wanderung ist eigentlich am Schloss Tierberg geplant. Das liegt heute allerdings tief im Nebel. Von dort aus verläuft die Strecke auf der Anhöhe zwischen Jagst und Kocher entlang der Grenze zwischen Hohenlohekreis und Kreis Hall.
Um eine längere Strecke an der Jagst entlang zu wandern, wird der Startpunkt nach hinten geschoben. Es geht nun los an der Landesstraße zwischen Laßbach und Nesselbach. Dort ist eine Parkbucht direkt an der Kreuzung des Trails.
Hohenloher Idylle: Gänse blockieren den Weg
Der Weg dorthin wird jedoch blockiert. Und zwar von einer schnatternden Gänseschar: Hier zeigt sich schon, dass der Kocher-Jagst-Trail hohenlohische Idylle spiegelt. An einer übersichtlichen Stelle kreuzt der Kocher-Jagst-Trail die Landesstraße und die Wanderung geht los auf einem Waldweg zwischen sattem Grün. Der Waldweg ist breit und – auf der ganzen Strecke – sehr gut gepflegt. Zwar gibt es zwei oder drei Stellen im Wald, an denen wohl Baum-Erntemaschinen ihre Spuren hinterlassen haben. Diese sind aber nur punktuell und leicht zu überwinden, auch wenn sich dort schon tiefe Pfützen gebildet haben.

Schon nach wenigen hundert Metern steht eine Bank. Dort zeigt ein Schild die Entfernungen zur nächsten Ortschaft Unterregenbach (vier Kilometer) und zum Ziel der Etappe des Kocher-Jagst-Trails, Heimhausen (9,5 Kilometer). Außerdem hängt dort eine „Service-Information“: Langenburg ist 4,6 Kilometer und Bächlingen 3,3 Kilometer entfernt. Die nasse Bank bleibt rechts liegen. Weiter geht es vorbei an schwarzem Holunder und entlang der Kante oberhalb des steilen Abhangs, der ins Jagsttal führt.

Nach etwa 1,5 Kilometern ist der Waldrand erreicht. Von dort ist das Langenburger Stadtpanorama zu sehen ist. Der Blick aufs Schloss bleibt aber noch verwehrt. Dafür müsste man auf die nahe Landesstraße gehen, die von Laßbach nach Oberregenbach führt. Aber der Trails bleibt abseits der Straßen.
Kocher-Jagst-Trail führt am Totensteigebach entlang ins Jagsttal
Vorbei am Falkenhof geht es hinunter ins Tal, in die Klinge des Totensteigebachs. Um 12 Uhr grüßen unten die Glocken der Kirche St. Veit in Unterregenbach. Die dortige Krypta ist neben dem Tierberger Schloss eine der beiden Sehenswürdigkeiten, die von der Touristikgemeinschaft Hohenlohe auf dieser Etappe beworben werden. Der Ortseingang kündet von Hohenloher Urigkeit: Ein Schild verweist auf „Frische Eier im Koffer“: In einem Verschlag liegt zwischen gestapeltem Brennholz ein Lederkoffer, in dem ein Ei auf einen Käufer wartet.

Hinter Unterregenbach ist dann Zeit für die Rast im Regen, auf einer nassen Bank. Der Blick entlang des Jagsttals endet bei einer sich im Nebel gerade noch abzeichnenden Silhouette des Schlosses Langenburg. Nun beginnt eine kilometerlange Strecke ohne Handyempfang, dafür mit viel Natur und Blicke auf die Jagst – entlang des Weges der Jagsttal-Wiesenwanderung. In Buchenbach am Herrenhaus endet die Etappe eines durchnässten Wanderers – auch bei Regen hat sich der Ausflug gelohnt.
Letzter Teil der Serie
Mit Teil sechs endet die Serie, in der die HZ in jeder Ferienwoche einen Fernwanderweg in Hohenlohe vorgestellt hat.