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36. Sindringer Töpfermarkt
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Nur zufriedene Gesichter beim Sindringer Töpfermarkt

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Rund 70 Aussteller und unzählige Besucher tummeln sich am Wochenende in Forchtenberg-Sindringen auf dem traditionsreichen Töpfermarkt. So war der Samstag.

 Foto: Ludwig, Tamara

Wenn die Hohenloher Wiesen ihr prächtiges Frühlingskleid tragen, die Hügel des Kochertals in allen erdenklichen Grüntönen leuchten, dann erstrahlt Sindringen wieder in seinem ganz eigenen Licht: Töpferwaren in allen erdenklichen Farben und Gestalten säumen die Straßen und Gassen und machen sie zwei Tage lang zum wohl buntesten Ort Hohenlohes.

Ob es jene bunten Farben sind, die milde Frühlingssonne, oder schlicht die heimelig-entspannte Atmosphäre, die für kollektive gute Laune sorgt? Mit Händen greifen lässt sich das nicht, nur erleben: beim Schlendern zwischen den rund 70 verschiedenen Ständen des Töpfermarktes, beim Plausch mit den Händlern, bei einem Schwätzchen mit anderen Besuchern oder den Helfern hinter den Verpflegungsstationen. Die Mundwinkel sind oben, wohin man schaut. Kein Griesgram traut sich hervor, aus Angst, er könnte zum Strahlemann werden.


Beim Sindringer Töpfermarkt herrscht durchweg gute Laune

Schlechte Laune hat auch am Stand von Birgit Palt aus Offenbach keine Chance. Sie ist umgeben von einem Meer an Tassen, Bechern, Schalen, Butterdosen und Co: quietschbunt – und weiß gepunktet. „Drei Tage in der Woche mache ich nur Punkte“, erzählt sie lachend. Dabei könne sie prima Hörbücher hören, das sei wie eine Art Therapie. Aber warum die Punkte? „Für mich verleiht das der Keramik einerseits eine weitere Dimension“, erklärt sie. Denn die Punkte sind nicht aufgemalt, sondern aufgesetzt. Dadurch bekommen gerade auch die Becher einen gewissen Grip. „Ich mag das besonders, weil ich Henkel nicht leiden kann“, sagt Palt. Inspiration ereilt sie quasi überall. So wurden aus den abgefallenen Plastik-Margariten ihrer Flip-Flops Formen für ein Margariten-Dekor auf ihrer Keramik. „Einmal hat ein Kind eine Plastik-Hundefigur bei mir am Stand vergessen, daraus habe ich dann auch eine Form gemacht.“ Beim Sindringer Töpfermarkt ist sie erstmals als Ausstellerin dabei: „Viele Kollegen haben sehr von diesem Markt geschwärmt“, sagt sie. Man fühle sich sehr willkommen hier.

Aussteller schwärmen von Willkommenskultur auf dem Sindringer Töpfermarkt

Überhaupt schwärmen durch die Bank weg alle angesprochenen Aussteller von der tollen Organisation, der Unterstützung, der Gemeinschaft, der Willkommenskultur im Ort. Ähnlich erlebt das Lena Hohenstein aus Murrhardt, die inzwischen schon mehrfach beim Sindringer Töpfermarkt ausgestellt hat. „Die Menschen hier sind super“, sagt sie. Das Keramikhandwerk werde sehr wertgeschätzt, von Kunden wie von den Einheimischen. „Und das Ambiente ist einfach schön.“ Die Quereinsteigerin hat ihren Bank-Job für die Töpferleidenschaft aufgegeben – mit Erfolg. Ihre Keramikwaren, etwa in pastelligem Rosa und Türkis, ziehen bewundernde Blicke der Passanten auf sich. „Meine Großtante war Töpferin und hat mir ein paar Sachen beigebracht“, erzählt Hohenstein. Ansonsten habe sie einfach sehr viel geübt.

Ambiente und Handwerkskunst begeistern beim Töpfermarkt

Viel Übung brauchte es sicher auch, bis die Skulpturen von Stina Tummel aus Flörsheim-Weilbach in Hessen so ausdrucksstark wurden, wie sie sich in Sindringen präsentieren. Frauen-Figuren, mal sitzend, mal stehend, mal auf einem Balken balancierend. Als gehörten sie ganz natürlich zum Ambiente des Sindringer Schlosses, das erstmals für den Markt seine Hoftore geöffnet hat, hat Tummel die Figuren auch auf Treppenabsatz, Brunnenrand und unter der prächtigen Linde platziert. „Ich konnte gar nicht anders“, erzählt die Künstlerin, die bereits seit ihrer Kindheit mit Keramik arbeitet. „Das ist ein ganz bezaubernder Ort hier“, schwärmt sie. „Und die ganze Gegend, einfach wunderschön.“ Auch für sie ist es eine Premiere in Sindringen. Aber schon bald kehrt sie in die Region zurück, verrät sie. Im Juni ist sie im Botanischen Obstgarten Heilbronn zu Gast.

Ausbildung

Höchstens drei Auszubildende im Töpferhandwerk gebe es aktuell in Baden-Württemberg, berichtet Clarissa Capelle. Eine davon bildet sie selbst derzeit in ihrer Töpferei in Möckmühl aus. Für den Blockunterricht in der Berufsschule müssen die Lehrlinge nach Landshut (Bayern) oder nach Höhr-Grenzhausen (Rheinland-Pfalz). „Zu meiner Zeit ging das noch in Stuttgart“, berichtet Capelle. Aber das sei nicht die größte Schwierigkeit: „Seit ein paar Jahren muss man einen Mindestausbildungslohn zahlen.“ Das sei für viele kleinere Keramikwerkstätten nur schwer zu leisten. 

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