Stimme+
Treibhausgase auf Null
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Schöntal will klimaneutral werden – Konzept vorgestellt

   | 
Lesezeit  2 Min
audio Anhören
Erfolgreich kopiert!

Für diese Arbeit hat die Gemeinde eigens die Klimaschutzmanagerin Ha My Vo eingestellt. Nun hat sie das Konzept fertig – und wechselt bereits nach eineinhalb Jahren an eine andere Stelle.

Mit der Winiziohalle ist ein erstes Dach auf kommunalen Gebäuden mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet – es müssen mehr werden.
Mit der Winiziohalle ist ein erstes Dach auf kommunalen Gebäuden mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet – es müssen mehr werden.  Foto: Götz Greiner

Rein theoretisch würden sich auf dem Gebiet der Gemeinde Schöntal 91 Windräder lohnen. Neben den schon bestehenden acht Wasserkraftanlagen könnten fünf weitere einen guten Stromertrag erbringen. Und neben den bereits geplanten 139,85 Hektar für PV wären zahlreiche weitere Flächen für die Solar-Stromerzeugung geeignet. Das hat die Klimaschutzmanagerin der Gemeinde, Ha My Vo, den Räten in deren vergangener Sitzung vorgestellt.

Dass das alles umgesetzt wird, das will den Schöntalern aber niemand zumuten: Die Zahlen zeigen, was rechnerisch in der Gemeinde mit der größten Fläche im Hohenlohekreis möglich wäre. Die Liste ist ein Teil des Ergebnisses von Vos Arbeit: In den vergangenen eineinhalb Jahren hat sie für die Gemeinde ein Klimaschutzkonzept aufgestellt. „Vo hat gewaltige Arbeit geleistet“, lobt denn auch Bürgermeister Joachim Scholz das Werk.

Klimaschutzmanagerin

Ha My Vo hat in der Gemeinderatssitzung die Vorstellung des Klimaschutzkonzepts „mit dem Turbolader durchgezogen“, kommentiert Bürgermeister Joachim Scholz. Und „genauso schnell wie sie gearbeitet hat, hat sie auch gesprochen“, sagt eine Rathausmitarbeiterin nach der Gemeinderatssitzung. Inzwischen wird in dem Büro aber nicht mehr „mit den Tasten geklackert“: Obwohl die Stelle der Klimaschutzmanagerin für zwei Jahre vorgesehen war (vollständig finanziert durch eine Förderung), hat sich Vo schon nach etwa eineinhalb Jahren verabschiedet. Mit der Fertigstellung des Klimaschutzkonzepts ein großes Ziel ihrer Stelle erfüllt. „Ich hätte noch gerne in der Umsetzung mit ihr gearbeitet“, sagt Scholz. Sie hat nun eine unbefristete Stelle „im selben Bereich“ im Badischen angetreten. göz

Autobahn fließt in Datensammlung ein

Darin stehen zahlreiche Daten über Stromproduktion- und verbrauch, Verkehrsdaten und Heizungstypen in Schöntal und die dazugehörige Treibhausgasemission. Von den Straßenlaternen über die Autobahn und Photovoltaikanlagen bis hin zu den Gebäuden im Gemeindegebiet. Und es beschreibt einen Weg, wie Schöntal bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden kann.

Vo beschreibt zum Beispiel, dass mehr als die Hälfte des Energieverbrauchs im Verkehrssektor demnach auf dem etwa drei Kilometer langen Abschnitt der A81 bei Oberkessach verursacht wird. Der Verkehr innerorts macht laut der Analyse zehn Prozent des Energieverbrauchs im Verkehr aus – der Anteil von E-Fahrzeugen ist dabei verschwindend gering.

Klimaschutzmanagerin Ha My Vo mit Hauptamtsleiter Kim Bareiß, kurz nachdem sie in Schöntal angefangen hat, im Juli 2024.
Klimaschutzmanagerin Ha My Vo mit Hauptamtsleiter Kim Bareiß, kurz nachdem sie in Schöntal angefangen hat, im Juli 2024.  Foto: Götz Greiner

Bürgerbeteiligung ist beim Klimaschutz entscheidend

„Die Bürgerbeteiligung ist entscheidend“ für das kommunale Klimaschutzmanagement, heißt es in dem Konzept. Deswegen machen die Ergebnisse von Workshops, die die Gemeinde veranstaltet hat, einen großen Teil der 158 Seiten aus. Vo hat das Erarbeitete in 25 Maßnahmen zusammengefasst, die in sechs Gruppen aufgeteilt sind. Die erste beschreibt zum Beispiel weitere Beteiligungsprozesse, wie Info-Veranstaltungen oder ein Klimaschutzpreis. Die sechste Gruppe dreht sich um Mobilität. Die E-Auto-Ladeinfrastruktur und die Barrierefreiheit und Sicherehit im Fuß- und Radverkehr sind dort Thema. Die einzelnen Maßnahmen sind priorisiert.

Über all diesen Vorhaben stehen die Ziele, die Schöntal erreichen will. Im Verkehrs- und Wärmesektor soll der fossile Anteil im Vergleich zum Jahr 2022 bis zum Jahr 2030 halbiert werden und bis 2040 ganz verschwinden. Für die Energieversorgung in Schöntal wurden laut dem Konzept im Jahr 2022 Treibhausgase mit 21,6 Tonnen an CO2-Aquivalenten freigesetzt (für diese Maßeinheit wird die Wirkung aller möglicher Treibhausgase auf die von CO2 umgerechnet). Der Wert soll bis 2030 auf 40 Prozent sinken und im Jahr 2040 bei Null liegen. 65 Prozent der Energieversorgung soll 2030 durch erneuerbare Energien erfolgen, 2040 dann 100 Prozent. Dafür sollen die Photovoltaik-Potenziale zu 30 Prozent ausgeschöpft werden und „mindestens vier“ Windkraftanlagen aufgestellt werden.

Gemeinderat einstimmig für Klimaschutzkonzept

Die Gemeinderäte stimmen dem Konzept einstimmig zu. Allerdings widerspricht das Werk den Plänen des Regionalverbands, der für Schöntal keine Flächen für Windräder vorsieht, wegen der Übungsgebiete der Heeresflieger. Vos Vorschläge seien Rechenbeispiele, sagt Scholz im Gespräch – es stecke die Ziele der Gemeinde ab. In der Energieproduktion komme man mit den bereits in Schöntal geplanten Solarparks schon einen großen Schritt weiter in Richtung CO2-Neutralität. Auf viele der im Konzept genannten Maßnahmen habe die Verwaltung auch keinen Einfluss, ergänzt Hauptamtsleiter Kim Bareiß, „zum Beispiel wenn es um Photovoltaikanlagen auf privaten Dächern oder um Wärmepumpen geht“ – oder auf den Verkehr auf der Autobahn, führt Scholz aus.

Tatsächliche durchzuführende Maßnahmen werden noch erörtert

Trotzdem habe das Klimaschutzkonzept einen verbindlichen Charakter, sagt Scholz. „Ich werde es mir zwischen Weihnachten und Neujahr genau anschauen und Maßnahmen ableiten.“ Im Januar werde die Gemeinde mit dem Klima-Team Schöntal zusammen erörtern, was umgesetzt werden kann. Die Maßnahmen, die die Gemeinde beeinflussen könne, würden angegangen: Zum Beispiel Veranstaltungen in der Schule, Auszubildende als Klima-Scouts, Energieberatungen mit dem Klimazentrum des Hohenlohekreises und weitere Photovoltaikanlagen auf kommunalen Dächern.

Kommentare öffnen
Nach oben  Nach oben