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Abfallwirtschaft im Wandel
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Recyclinghöfe in Hohenlohe: Personalmangel bleibt problematisch

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Weniger Standorte, dafür größere Plätze und mehr Abgabemöglichkeiten für die Bürger: Der Hohenlohekreis ordnet seine Recyclinghöfe neu. Trotzdem kommt es weiter zu personellen Engpässen und punktuellen Schließungen. Woran liegt das?

Auch alte Elektrogeräte kann man auf den Recyclinghöfen loswerden. Insgesamt muss der angelieferte Müll immer penibler getrennt werden.
Auch alte Elektrogeräte kann man auf den Recyclinghöfen loswerden. Insgesamt muss der angelieferte Müll immer penibler getrennt werden.  Foto: Franziska Gabbert

Personalmangel macht der Abfallwirtschaft Hohenlohekreis weiter zu schaffen. Zuletzt meldete die AWH, dass der zentrale Wertstoffhof Stäffelesrain in Beltersrot im Juni und Juli an gleich vier Tagen geschlossen bleiben muss. Dies weckte Erinnerungen an den vergangenen Sommer, als die Recyclinghöfe in Öhringen, Bretzfeld und Bieringen sowie der Grüngutplatz in Michelbach im Juli und August für jeweils eine Woche dichtgemacht wurden, weil Mitarbeiter fehlten. Als Grund für die aktuellen Schließungen in Beltersot nannte die AWH Mitte Juni „krankheitsbedingten Personalmangel“.

Längere Krankheitsausfälle sind aktuell die Ursache

Mehrere Beschäftigte „aus dem gesamten Team der Entsorgungsanlagen“ fielen „zum Teil länger aus und können nicht immer durch Kollegen ersetzt werden“, erklärt Sprecherin Anja Kohr. So habe man sich diesmal entschlossen, die Schließung auf die am „wenigsten frequentierten Öffnungstage“ zu legen, also jeweils die Dienstage am 17. und 24. Juni sowie am 1. und 8. Juli. Ob es in diesem Sommer weitere Tage gibt, an denen Recyclinghöfe geschlossen bleiben müssen, ist noch nicht absehbar. Man tue das „Möglichste, um Schließtage zu vermeiden“, so die AWH-Sprecherin.

Personalmangel auch einer der Hauptgründe für strukturelle Veränderungen 

Die Abfallwirtschaft ist seit 2024 dabei, die komplette Struktur der Recyclinghöfe neu zu ordnen. Statt acht kleinen und vier großen Standorten sowie dem zentralen und größten Wertstoffhof in Beltersrot gibt es künftig nur noch sechs große und einen kleinen Recyclinghof. Als Hauptursache nannte die AWH vor einem Jahr ebenfalls den anhaltenden „Personalmangel“. Weitere Gründe für die Schließung der kleinen Standorte seien die geringen Mengen an abgegebenen Wertstoffen sowie die Verschärfung gesetzlicher Vorgaben und die gestiegenen Kosten für die Entsorgung und den Transport von Müll. Viele Bürger würden zudem lieber gleich zu einem großen Recyclinghof fahren, weil die Abgabemöglichkeiten auf den kleinen zu gering seien. Diesem Trend trage man Rechnung, indem jetzt mehr größere Standorte mit einem deutlich breiteren Service-Angebot geschaffen und die kleinen fast ganz verschwinden würden. Nur Mulfingen bleibt von diesen kleinen Plätzen übrig, weil ihn die Gemeinde zur Verfügung stellt.

Deshalb reißen im Team der Entsorgungsanlagen immer wieder Lücken auf

Doch trotz dieser Umstrukturierung bleibt das Personal ein Problem: „Grundsätzlich sind die Kapazitäten ausreichend, wenn alle Stellen besetzt sind und Vakanzen zeitnah nachbesetzt werden können und es keinen überdurchschnittlichen Krankenstand gibt“, sagt Kohr. Engpässe entstehen immer wieder, weil ein Großteil der mehr als 80 Mitarbeiter auf den Entsorgungsanlagen des Kreises geringfügig beschäftigt seien. Deshalb seien „erfahrungsgemäß immer zwischen zwei und fünf Stellen vakant, die meist nicht gleichzeitig ausgeschrieben seien“. Die wenigen Teilzeit- und Vollzeitkräfte wiederum hätten nicht nur Betreuungsfunktionen, sondern müssten sich darüber hinaus um den Tausch von Containern sowie Wartungs-, Pflege- und Instandhaltungsarbeiten kümmern. Die AWH sei gesetzlich verpflichtet, „die korrekte Trennung der Abfälle und Wertstoffe zu überprüfen“. Wenn dies nicht gewährleistet sei, weil zu wenig Personal eingesetzt werden könne, „bleiben Entsorgungsanlagen geschlossen“.

Ärger und Beschimpfungen: Der Job ist auch nicht besonders attraktiv

Der chronische Mangel an Mitarbeitern rührt auch daher, weil der Job eher abschreckend ist. Vor einem Jahr erklärte die AWH, dass vielen Beschäftigten „statt Wertschätzung immer wieder Ärger über die notwendige Mülltrennung“ entgegenschlage und sie von Anlieferern häufig „beschimpft und angeschrien“ würden. Dies mache die Arbeit auf den Höfen „keinesfalls attraktiver“. Und zudem auch für die Mitarbeiter immer komplizierter, weil im Zuge immer neuer gesetzlicher Regelungen eine immer gezieltere Mülltrennung nötig sei, was einen stetigen Zuwachs von Containern zur Folge habe. Die Beschäftigten müssen also immer wieder neu geschult werden und bei der Anlieferung einen kühlen Kopf bewahren – auch was die Sicherheit der Bürger und Beschäftigten betrifft. Gleichzeitig wird es auf den kleineren Höfe viel zu eng, weshalb fast nur noch größere Standorte räumlich und personell angemessen zu bespielen seien.

Gebührenzahler schauen genau hin

Die Gebührenzahler haben ein genaues Auge auf die strukturellen Veränderungen und punktuellen Schließungen. Sie wollen für ihr Geld die bestmögliche Leistung. 33 Prozent der Müllgebühren entfielen zuletzt auf die Recyclinghöfe und Grüngutplätze, die Sperrmüllabgabe sowie die Entsorgung von kleineren Mengen Bauschutt und Altholz sowie die Altpapier- und Problemstoffsammlung. Für die Recyclinghöfe allein waren es acht Prozent. 

Neuer Standort für großen Recyclinghof in Dörzbach steht fest

In Öhringen und Niedernhall gibt es große Recyclinghöfe, auf denen auch Bauschutt, Sperrmüll sowie Altholz aus dem Innen- und Außenbereich abgegeben werden können. Die Höfe in Schwabbach, Bieringen und Dörzbach sind ebenfalls größer, hier kann man auch Altholz aus dem Innenbereich und Bauschutt loswerden. Der bestehende Standort in Dörzbach neben der Firma Kocher-Jagst-Beton in der Sonnenhalde kann nicht länger genutzt werden, weil der Pachtvertrag ausläuft. Am Montag hat der Kreistag einstimmig den neuen Standort an der Röntgenstraße neben der Firma Arnold beschlossen, der nur einen Autokilometer vom alten Platz entfernt liegt. Das Gelände ist noch Ackerland, die Bauarbeiten werden jetzt ausgeschrieben. Wann der neue Hof fertig ist, steht noch nicht fest. So lange kann der bestehende Platz weiter genutzt werden– es sei denn, die Firma Kocher-Jagst-Beton beansprucht die Fläche. In diesem Fall könnte man bis zur Eröffnung des neuen Hofes auf einen kleineren Interimsplatz ausweichen.

Wie geht es in Künzelsau weiter?

Der Recyclinghof in Künzelsau zählt aktuell noch zu den kleinen und soll ebenfalls größer werden. Er befindet sich auf dem Gelände der städtischen Kläranlage. Einen neuen Standort zu finden, gestaltet sich aufgrund der engen Tallage Künzelsaus schwierig. „Wir sind dazu im Austausch mit der Stadt“, heißt es von Seiten der Abfallwirtschaft. 

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