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Klagemauer und Krisenplan
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Schulstart in Niedernhall überschattet: Hilfe für Schüler nach Tod eines Zwölfjährigen

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Schon am Freitag haben Schulleitung, Schulamt und Stadt Maßnahmen ergriffen, damit die 500 Schüler am Bildungszentrum Niedernhall trotz des gewaltsamen Todes eines Mitschülers ins neue Schuljahr starten können. Sorgen und Ängste der Schüler finden dabei Gehör.


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Der erste Tag nach den Ferien – in Niedernhall wird er überschattet von der Tatsache, dass ein Platz freibleiben wird. Der tragische Tod eines Zwölfjährigen bestimmt am Montag auch am Bildungszentrum das Handeln und die Gespräche. Die Schüler müssen nicht alleine zurechtkommen mit ihrer Trauer und ihren Gedanken. Es gibt eine  liebevoll gestaltete Ecke im ersten Obergeschoss. Hier ist eine Klagemauer, in die die rund 500 Schüler vom Bildungszentrum ihre Gedanken und Wünsche stecken können.

Hier können sie auch Dinge niederlegen, die sie mit ihrem toten Mitschüler verbindet, sie können einen Eintrag in dem ausliegenden Buch hinterlassen. Im Stock darüber hat sich der Raum der Schulsozialarbeiter in einen Raum der Stille verwandelt. Auf dem Tisch in der Mitte steht eine Kerze, es können Briefe geschrieben oder Bilder gemalt werden. An der Pinnwand hängen Postkarten, die Mut machen und für eine friedliche Stimmung sorgen. Wer am Tisch sitzt und schreibt oder malt, der blickt hinaus auf die Türme der Laurentiuskirche. Auch dort ist seit dem Wochenende Raum für Gedenken.

Nach gewaltsamem Tod eines Zwölfjährigen in Niedernhall: Krisenteam zusammengerufen

Schon am Freitag haben sich Niedernhalls Bürgermeister Achim Beck und Schulleiter Jochen Scheufler beraten. Auch wenn dieser Fall mit seiner Tragik ganz besondere Herausforderungen an sehr viele Menschen stellt: Schulen haben zwischenzeitlich Krisenpläne, erklärt Jochen Scheufler: für den Fall eines plötzlichen Todes, für Amok, für Brand.

Noch am Freitag habe er das schulinterne Krisenteam zusammengerufen. Dazu gehören neben der Schulleitung die beiden Schulsozialarbeiter, die Ersthelfer, der Sicherheitsbeauftragte und in diesem Fall gab es auch Unterstützung von Pfarrer Jakobus Hartmann. Seit Mittwoch waren Schulleitung und Lehrer schon wieder an der Schule.

Mit einem Krisenteam hat die Schulleitung vom Bildungszentrum Niedernhall den Schulstart nach dem gewaltsamen Tod eines Zwölfjährigen vorbereitet. Die Klagemauer ist ein Teil des Angebots.
Mit einem Krisenteam hat die Schulleitung vom Bildungszentrum Niedernhall den Schulstart nach dem gewaltsamen Tod eines Zwölfjährigen vorbereitet. Die Klagemauer ist ein Teil des Angebots.  Foto: Tscherwitschke, Yvonne

Auch wenn es die diversen Pläne gibt: „Trotzdem muss man immer ganz individuell schauen, wie es passt“, weiß Jochen Scheufler. Es ist nicht der erste Todesfall an der Schule. Auf Todesfälle von Schüler, Lehrern oder auch Elternteilen von Schülern wurde in der Vergangenheit bereits reagiert.

Schule in Niedernhall plant Unterstützungsmaßnahmen

„Wir haben geschaut, wer ist der Kreis der Betroffenen, wer ist ganz nah betroffen“, schildert Jochen Scheufler. Schnelle Unterstützung haben er und sein Team vom Staatlichen Schulamt erfahren, auch von der Schulpsychologischen Beratungsstelle und der Notfallseelsorge. Ziel war, den ersten Tag so gut als möglich vorzubereiten und Unterstützungsmaßnahmen zu planen.

Die Klasse, die um ihren zwölfjährigen Mitschüler trauert, hat in diesem Schuljahr ein neues Klassenzimmer bekommen. Sowieso. Das, hofft Jochen Scheufler, hilft den Mitschülern etwas. Die Klasse hat aber auch einen neuen Klassenlehrer. „Deshalb ist heute die frühere Klassenlehrerin noch einmal mit.“

Die Eltern der Mitschüler habe man vor Schulstart mit einem Brief darüber informiert, dass es Hilfsangebote geben werde. Pfarrer Hartmann und seine Frau seien die nächsten Tage auch abwechselnd vor Ort, um Gesprächsangebote zu unterbreiten.

Mit sehr viel Erfahrung und Empathie bereitet Schulleiter Jochen Scheufler seinen 500 Schülern den Raum, um die Trauer um einen Mitschüler zu verarbeiten.
Mit sehr viel Erfahrung und Empathie bereitet Schulleiter Jochen Scheufler seinen 500 Schülern den Raum, um die Trauer um einen Mitschüler zu verarbeiten.  Foto: Tscherwitschke, Yvonne

Nach dem Tod eines Zwölfjährigen: Geschärfter Blick auf Schüler

„Alle Kollegen“, versichert Scheufler, „gehen mit ganz geschärftem Blick auf die Bedarfe der Schüler ein.“Das Krisenteam tage nochmal am Dienstag, erklärt Scheufler. „Wir spüren jetzt erst einmal rein, was brauchen die Kinder.“ Die Schulpsychologiusche Beratungsstelle sei ebenfalls nochmal vor Ort.

Scheufler weiß: Wie jeder Erwachsene auf unterschiedliche Art und Weise trauert, trauern auch Schüler ganz individuell: Die einen möchten sich in den Raum der Stille zurückziehen, die anderen verlangen nach gewohnten Strukturen, erfahren Halt durch den Stundenplan. Alles ist in diesen Tagen möglich. 

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