Beim Neujahrsempfang in Künzelsau richtet sich der Blick ins Weltall
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Professor Jan Wörner begeistert beim Neujahrsempfang der Stadt mit kurzweiligem Vortrag zu Wissenschaft, Raumfahrt und natürlich dem Künzelsauer Astronauten Alexander Gerst.
Stefan Neumann begrüßt am Freitag zum Neujahrsempfang der Stadt zahlreiche Bürger und Ehrengäste im Rathaus.
Foto: Ludwig, Tamara
Es gibt Menschen, die reden viel, ohne viel zu sagen. Und es gibt diejenigen, die viel reden und noch viel mehr sagen. So einer ist Professor Jan Wörner. Temporeich, geistreich und humorvoll bereichert er am Freitag den Neujahrsempfang der Stadt Künzelsau mit seinem Impulsvortrag. Dabei schafft es Wörner, die Themen unserer Zeit anzusprechen, ohne zu moralisieren, zu dramatisieren oder zu verharmlosen. Er vermittelt Wissen und Wissenschaft, ohne vom hohen Experten-Ross herabzuschauen. Und er spielt einen entscheidenden Trumpf aus: Alexander Gerst.
Beim Neujahrsempfang spricht Redner Jan Wörner auch über Alexander Gerst
Kaum ein Thema eint die Künzelsauer Bevölkerung so, wie die Begeisterung für „ihren“ Astro Alex. Seit seiner ersten Mission auf der Internationalen Raumstation (ISS) 2014, hat er das Weltraum-Fieber in der Hohenloher Kreisstadt verbreitet. Als ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt(DLR) und Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) lässt Jan Wörner die Raumfahrt und Gerst als roten Faden durch seinen Vortrag gleiten.
Begeisterte die Besucher mit seinem Vortrag: Professor Jan Wörner.
Foto: Ludwig, Tamara
Mal geschieht das plakativ: Wenn er dem Publikum ein Handy-Video zeigt, wie Gerst und seine Kollegen 2014 in Baikonur die Rakete zur ISS besteigen. Mal eher subtil: Wenn Wörner die Erkenntnisse der Weltraumforschung nutzt, um etwa den Klimawandel zu veranschaulichen. Wer den Klimawandel leugne, leugne die Wissenschaft, das sei schlicht dumm, so Wörner. Dem „bröckelnden europäischen Geist“ tritt er mit einem entschiedenen Appell für ein geeintes Europa entgegen. Europas Grenzen könne man vom Weltraum aus nicht sehen. „Wir müssen auf Europa und die Welt schauen“, sagt er. Und: „Wir müssen die Demokratie stärken.“ Deshalb ruft er die Künzelsauer Bürger dazu auf, am 23. Februar wählen zu gehen.
Wird Alexander Gerst auf den Mond fliegen?
Dazu passt auch das Zitat von Albert Einstein, mit dem Jan Wörner seinen kurzweilig-schwerelosen Vortrag begann: „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“ Hier spricht Wörner den Künzelsauern wohl aus dem Herzen. Denn die hätten sicher gerne in die Zukunft geblickt und erfahren, wie Wörner die Chancen für die Teilnahme Alexander Gersts an der geplanten Mond-Mission einschätzt. Doch dazu lässt der Referent sich nicht hinreißen und schließt stattdessen mit Worten von Antoine de Saint-Exupéry: „Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen.“
Stadtrat Ralf Werner schaut sich mit Hilfe einer VR-Brille auf der Internationalen Raumstation um.
Foto: Ludwig, Tamara
Derweil können sich die mehr als 350 Gäste des Neujahrsempfangs selbst ein Bild vom Mond machen: Mit einer VR-Brille, mit der man durch eine virtuelle Welt spazieren kann, ist die Reise zum Mond direkt vom Rathaus aus möglich. Selbst der Mars ist zu bestaunen und – die ISS. So fühlt sich auch Stadtrat Ralf Werner an diesem Abend ein klein wenig wie Alexander Gerst. „Die ISS finde ich am beeindruckendsten, das ist schon cool“, sagt er nach seiner virtuellen Rückkehr von Alexander Gersts ehemaligen Arbeitsplatz.
Mitarbeiter geben Blick hinter die Kulissen des Rathauses
Apropos Arbeitsplatz: Ihre Büros haben die Rathausmitarbeiter an diesem Tag – so ist seit einigen Jahren das Konzept des Neujahrsempfangs – für die interessierten Bürger geöffnet. Neben Einblicken und Informationen zu den einzelnen Tätigkeitsfeldern und Projekten der Stadt, gibt es zudem viele Mitmachstationen. An einer Landkarte können Einwohnerzahlen den verschiedenen Teilorten Künzelsaus zugeordnet werden, eine andere Station testet das Wissen über den Gemeinderat.
Dem Ehepaar Florian mit Susanne Wirth gefällt das Programm beim Neujahrsempfang.
Foto: Ludwig, Tamara
„Es ist schön, einmal die Arbeitsplätze zu sehen und ins Gespräch zu kommen“, findet Besucherin Susanne Wirth. Auch die Möglichkeit der Bürgerbeteiligung – die Stadt hat mit „mitmachen.kuenzelsau.de“ eine neue Plattform dafür – gefällt ihr. Und während genussvoll die Häppchen der Catering-AG der Georg-Wagner-Schule verspeist werden, am Sektglas genippt und am Glücksrad gedreht wird, hallt in den Gesprächen noch lange die Begeisterung über Jan Wörners Vortrag nach.
Zur Person
Johann-Dietrich (Jan) Wörner ist 1954 in Kassel geboren. Er studierte Bauingenieurwesen, war unter anderem Professor an der TU Darmstadt. 2007 bis 2015 war er Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, von 2015 bis 2021 Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation. Danach wurde er Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, ist Raumfahrt-Koordinator von Hessen.
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