Von Enttäuschung bis Euphorie: Parteivorsitzende aus dem Hohenlohekreis beziehen Stellung zur Europawahl
Die Kreisvorsitzenden aus dem Hohenlohekreis ziehen nach der Europawahl unterschiedliche Resümees zum Wahlausgang.
Die einen feiern, die anderen müssen den Wahltag aufarbeiten: Wir haben mit den Vorsitzenden der Kreisverbände der Parteien über das Ergebnis der Europawahl gesprochen.
CDU
Bei der CDU ist die Stimmung nach der EU-Wahl erwartungsgemäß positiv. Der Kreisvorsitzende Joachim Scholz sieht ein „deutschlandweit sehr gutes Ergebnis“. Im Hohenlohekreis freue man sich über eine leichte Steigerung, denn rund 2000 Stimmen mehr als 2019 erzielte die Partei hier. „Wir werden den jetzt vorhandenen Schwung nutzen, um in die nächsten Wahlen zu gehen. Die Wählerinnen und Wähler sind ganz offensichtlich mit der derzeitigen Ampelregierung unzufrieden, die CDU ist die Alternative“, ist Scholz überzeugt.
AfD
Am Tag nach der EU-Wahl gehört Anton Baron (AfD) zu den am besten gelaunten Menschen: „Ich bin sehr froh und zufrieden mit dem Ergebnis“, kommentiert er die 19,3 Prozent, die seine Partei im Hohenlohekreis holte. „Das zeigt, dass sich die Wähler nicht von herbeigeredeten Verleumdungsfantasien beeinflussen lassen“, sagt Baron. Die Ampel sei abgestraft worden. Als „hirnrissig“ bezeichnet er Ideen, den Verbrennungsmotor verbieten zu wollen. Aufgabe der AfD sei, die Wirtschaft am Laufen und Deutschland wettbewerbsfähig zu halten.
Grüne
Nicht alle hatten gestern so gute Laune wie Anton Baron. Bei einigen Kreisvorsitzenden ist die Stimmung sehr getrübt: „Wir sind in der Realpolitik angekommen“, bedauert Catherine Kern (Grüne). Sie hat sich bei der letzten EU-Wahl mit verdoppeltem Ergebnis noch als die Gewinnerin schlechthin fühlen können. „Nun muss man zugeben, das ist enttäuschend.“ Mit Blick auf eine halbe Million Wähler, die je zur CDU und zu den Nicht-Wählern abgewandert seien, fürchtet sie: „Das Thema Waffenlieferungen an die Ukraine hat viele Grüne vor den Kopf gestoßen.“ Die Menschen hätten das Vertrauen verloren, dass „wir das Land voranbringen können“, bedauert sie
SPD
Caroline Vermeulen (SPD) macht das Ergebnis sprachlos. „Wir haben etwa die Hälfte der Wähler verloren.“ Die Menschen hätten bei der EU-Wahl der Bundesregierung einen Denkzettel verpasst – „das zeigt auch eine Umfrage“. Ob es einen Unterschied gemacht hätte, nicht so stark mit Olaf Scholz zu werben? „Da bin ich mir auch nicht sicher.“ Jetzt müsse man analysieren, wie den Menschen wieder ein Gefühl von Sicherheit vermittelt werden könne.
FDP
Für Michael Schenk, Vorsitzender des FDP-Kreisverbands, sind die Ursachen für das schlechte Abschneiden der Regierungsparteien klar. „Die Ampel ist nicht beliebt“, seufzt er, zeigt sich aber erleichtert: „Wir als FDP sind am wenigsten abgestraft worden.“ Mit einem Verlust von 1,3 Prozentpunkten wird man trotzdem bei der nächsten Kreisvorstandssitzung über die Zukunft sprechen. Es gebe einfach zu viele ungelöste Probleme, zu denen vor allem das Thema Migration gehöre. Das spiegele sich auch auf der kommunalen Ebene wieder. Trotzdem habe er gehofft, dass die Zustimmung für die AfD geringer ausfällt. „Ich bin erschrocken über die Stimmenanteile der AfD und BSW, das ist der Hammer.“
Die Linke
Mit einem Rückgang der Stimmen habe man bei der Linken gerechnet, sagt Kreissprecherin Silvia Ofori. Deswegen habe sie auch die Halbierung der Stimmanteile nicht überrascht. „Die Wahl war so kurze Zeit nach der Trennung Sarah Wagenknechts von der Partei.“ Der Erfolg deren Bündnisses und auf einem „schlimmeren Niveau“ der der AfD zeige: „Man muss nur gegen Ausländer hetzen und schon sitzt man im Parlament.“ In der Linken werde man nun sehen, wie man dem begegne. Denn der Erfolg der AfD habe die Partei hier in der Region sehr erschüttert.