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Windkraft-Kritiker protestieren gegen Suche neuer Flächen in Hohenlohe

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Zwei Hohenloher Anti-Windpark-Bürgerinitiativen veröffentlichen einen Protestbrief gegen die Entscheidung des Gemeindeverwaltungsverbands Öhringen, Pfedelbach und Zweiflingen: Dort hatte man im November beschlossen, wieder nach neuen Windkraft-Zonen suchen zu lassen.

von Christian Nick
Hat das Protestschreiben mitverfasst: Jürgen Beck (Zweiter von re.).
Foto: privat
Hat das Protestschreiben mitverfasst: Jürgen Beck (Zweiter von re.). Foto: privat  Foto: svenja schulz

Wenn irgendwo über die Zukunft der Energiewende und die dafür nötigen Flächenausweisungen für Windkraftanlagen diskutiert wird, gibt es zumeist viel Wirbel um ihn: den entsprechenden Flächennutzungsplan (FNP).

Und so herrschten bereits im vergangenen Jahr mächtige Meinungs-Turbulenzen zwischen den drei im Gemeindeverwaltungsverband assoziierten Kommunen Öhringen, Pfedelbach und Zweiflingen (wir berichteten).

Erst ein Kompromiss im November konnte den Frieden zwischen den drei Gemeinden - Pfedelbach war hinsichtlich der Fortschreibung der 5. Änderung der 3. Fortschreibung des Teilflächennutzungsplans Wind anderer Meinung gewesen als die Partnerkommunen - wieder herstellen: Der gemeinsame Ausschuss der Verwaltungsgemeinschaft vertagte die finale Abstimmung über die Planungsgrundlage.

Neue potenzielle Standorte werden gesucht

Das heißt: Alles zunächst quasi wieder auf Null - die Gemeinderäte sollen neue Windkraft-Flächen suchen. Die Begründung? Einerseits geänderte Rahmenbedingungen - andererseits war man sich weitgehend einig darüber geworden, dass im entsprechenden Plan überhaupt nicht ausreichend Flächen für Windräder vorgesehen waren.

Die Entscheidung indes stößt auf wenig Gegenliebe bei den beiden lokalen Anti-Windpark-Bürgerinitiativen (BI) "Gegenwind Waldenburg-Michelbach-Öhringen" und "Gegenwind am Limes": Beide Gruppierungen haben unlängst einen offenen Brief an die Verantwortlichen verfasst, um gegen die Vertagung und für die zeitnahe Weiterführung des FNP zu protestieren.

Windkraft-Kritiker laufen Sturm

"Liegt es in unserem Ansinnen, auf das einzige Werkzeug zur Selbstbestimmung, wo Windkraftanlagen in der Verwaltungsgemeinschaft errichtet werden, zu verzichten?", fragen die beiden Unterzeichner Jürgen Beck und Christian Wrubel in dem entsprechenden Papier.

Es sei doch vielmehr wünschenswert, dass man den "sehr engen Spielraum" nutze, den die Landesregierung so offeriere. Mit einer Fortführung des FNP sei es aus Sicht der Windkraftkritiker zwar nicht möglich, dass "sämtliche schützenswerte Flächen der Verwaltungsgemeinschaft Öhringen-Pfedelbach-Zweiflingen vor der Errichtung von Windkraftanlagen geschützt werden". Dennoch biete "dieser Plan eine Option, die aus unserer Sicht wichtigsten Gebiete herauszunehmen".

Das Ende November gefallene Urteil des Mannheimer Verwaltungsgerichtshofs, das den Gemeindeverwaltungsverband Krautheim, Dörzbach und Mulfingen wegen Fehlern in deren Windkraft-FNP zur Nacharbeit verdonnert hat (wir berichteten), interpretieren die Repräsentanten der BI als "kein Entscheidungskriterium für ein Für oder Wider zur Weiterführung des Flächennutzungsplans", sondern vielmehr als "Orientierungshilfe".

Vorwürfe an die Verantwortlichen

Die Verfasser sparen nicht mit Kritik an der Verwaltungsgemeinschaft: Hätte die ihren "klaren Auftrag konsequent weitergeführt", hätte der Flächennutzungsplan, so die Windkraftkritiker, trotz des Todes des damaligen Chef-Planers "längst unter Dach und Fach" gebracht werden können, behaupten sie. "Die nun erneut entstehenden Planungskosten sind somit hausgemacht und basieren alleinig auf einer sehr zögerlichen Handlungsweise der Verwaltung, da sich mittlerweile die gesetzlichen Grundlagen verändert haben und der Planungsspielraum weiter eingeschränkt wurde", heißt es weiter in dem Schreiben, das mit dem Appell schließt, dass "eine Energiewende mit der Errichtung von erneuerbaren Energieerzeugungsanlagen nur im Einklang mit der Natur und dem Menschen erfolgen" könne.

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Kommentare

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Peter Herzog am 29.01.2021 22:33 Uhr

Ich hätte gerne Strom aber nicht aus erneuerbarer Energien.
Es war der größte Fehler unsererBundeskanzlerin, ohne Not, von heute auf morgen den Ausstieg aus der Kernenergie zu beschließen und die Betreiber vor den Kopf zu stoßen, trotz vertraglicher Laufzeitenzusage Atomkraftwerke stillzulegen. Das wäre so als wenn man der Automobilindustrie verbiete weiterhin Verbrennungsmotoren herzustellen.
Die deutschen Atommeiler sind die sichersten der Welt. Kein anderes Land der Welt hat so reagiert wie wir.
Überall setzt man weiterhin auf die Kernenergie. In Schweden, Finnland, USA, Frankreich, Russland werden
aktuell neue Atommeiler gebaut, in Russland sogar mit finanzieller Förderung Deutschlands.
Wind-und Solarenergie werden niemals Garanten für eine sichere Stromversorgung sein werden.
Wer zahlt letztlich diesen Irrsinn? Herr Binder schauen Sie doch mal genau ihre Stromrechnung an.
Daher begrüße ich die Bürgerinitiativen die sich gegen solchen Irrsinn stellen.

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Wilfried Binder am 30.01.2021 11:20 Uhr

Was glauben, wie hoch unsere Stromrechnung ausfiele wenn die Endlagerkosten über diese in Rechnung gestellt würden?

Sollte Ihnen entgangen sein, daß der Stromkunde und alle Steuerzahler über Hunderttausende von Jahren die Kosten (... und Risiken) für eine sichere Endlagerung abgebrannter Brennelemente zu tragen hat. Die Atomstromproduzenten zahlten hierfür 24 Mrd. Euro in einen Fond ein, welcher von diesen letztendlich über den Strompreis auf die Stromabnehmer umgelegt wird .... d.h. in aktueller Stromrechnung enthalten ist!
Über die 24 Mrd. Euro hinausgehende Kosten gehen letztendlich auf Risiko und zu Lasten der Steuerzahler, bzw. deren Kinder, Enkel, Urenkel, UrUr...... über eine Zeitraum von bis zu 1 Million Jahren!

Das Märchen vom billigen Atomstrom ist eine Illusion wenn man die Gesamtkosten für den -früher oder später immer- fälligen Rückbau bestehender Atomkraftwerke und eine sichere Brennelemente-Endlagerung in einer Gesamtrechnung betrachtet.

Die Risiken vermeintlich sicherer Endlagerung zeigt sich im ehemalig auch als sicher eingestuften Salzbergwerk Asse. Verwerfungen und Wassereintritt in der Schachtanlage erfordern, nach nur wenigen Betriebsjahren als Atommülllager, eine Bergung der 125.000 eingelagerten Fässer mit radioaktivem Abfall. Kosten rund 6 Mrd. Euro, welche aber nicht vom Atommüllerzeuger oder Betreiber der Endlagerstätte, sondern vom Steuerzahler zu tragen sind!

Fragt sich letztendlich, was wohl der wahre "Irrsinn" ist?

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Wilfried Binder am 30.01.2021 16:29 Uhr

Weshalb bietet kein Versicherer ein entsprechendes Produkt für AKW-Unfälle? Diese könnten mit ach so sicheren AKW doch ordentlich Prämienkasse machen!

Eine der Antworten - siehe:
https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2011/atom161.pdf

In Fukushima, Tschernobyl, Harrisburg, .....etc. wähnte man AKW´s auch als sicher.
Im AKW Neckarwestheim - erbaut in einem ehemaligen Muschelkalk-Steinbruch - wird´s höchstwahrscheinlich zu keinem Tsunami als Ursache für einen Atomunfall kommen. Neben der Gefahr menschlicher Gier oder schlichten menschlichen Versagens tangiert hier jedoch folgende wichtige geologisches Thematik die Sicherheit:
- Sulfatgestein kann durch Grundwasser flächenhaft oder unter Bildung von Lösungshohlräumen ausgelaugt werden
Infolge dessen können:
- Schichten über den Auslaugungsgebieten nachsacken
Wodurch
- an der Erdoberfläche (d.h. auch unterm AKW) Erdsenken oder Erdfälle entstehen

Ein Gau im AKW Neckarwestheim könnte neben mortalen und körperlichen Schäden auch eine dauerhafte Evakuierung für rund 1 Mio. Anwohner zur Folge haben. Angenommen diese 1 Mio Menschen wird mit -niedrig angesetzt- je 100.000 EUR entschädigt, ergäbe dies die astronomische, nur rein personenbezogene Schadenssumme von 1 Billion EUR! Nicht eingerechnet die immensen Schäden nicht mehr nutzbarer Infrastruktur an Schulen, Krankenhäusern, Verkehrswegen, Industrie- und Geschäftsgebäuden......etc.) im betroffenen Gebiet.

Mit Verweis auf Murphys Gesetz möchte ich meine Kommentierung schließen:
"Alles, was schiefgehen kann, wird (irgendwann) auch schiefgehen"

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Wilfried Binder am 28.01.2021 17:54 Uhr

Bezogen auf dieses Thema:: Ich hätte gerne Strom, aber keine Stromerzeugung vor meiner Haustür.

Bürger in Heilbronn und Umgebung - seit Jahren abgasbelastet durch Kohlekraftwerke, bedroht durch möglichen Störfall im Kernkraftwerk und nun auch noch durch ein Brennelementezwischenlager für die nächsten 50 Jahre.
Im Braunkohletagebau - Garzweiler etc. - werden ganze Ortschaften dem Boden gleichgemacht, Anwohner zwangsumgesiedelt und Landschaften zur Brennstoffschürfung zerstört, nur zur CO2erzeugenden klimaschädigenden Verbrennung in Braunkohlekraftwerken (Empfehlung für Windkraftgegner: Einfach mal die quadratkilometergroßen Löcher und schuddeligen Abgasfahen im Raum Köln - Aachen live anschauen!).
Steinkohle wird zwischenzeitlich mit schwerölangetriebenen Schiffen von weltweit herangekarrt.
Bei Erdgasverstromung droht früher oder später umweltschädliche Erdgasförderung im Frackingverfahren, außerdem wird auch hier klimaschädliches CO2 freigesetzt..
Wasserkraftausbau scheitert an Protesten - Solar-Freiflächenanlagen dito!
Biogasanlage ... stinkt und droht zu explodieren .... will auch keiner in der Nachbarschaft.
Geothermie .... blos nicht, da drohen Erdverwerfungen oder gar Erdbeben.
...... die Auflistung ließe sich noch um vieles ergänzen.

Strom will aber jeder, der kommt aber nicht einfach nur so aus der Steckdose .... wie Milch die auch nicht beim Discounter erzeugt wird!!!
Wasserver- und entsorgung, Krankenhäuser, Schulen, Industrie, Landwirtschaft, unsere ganze Infrastruktur funktioniert nur mit elektrischer Energie .... also woher nehmen???

Was um Gottes Willen spricht - neben bestmöglicher Stromeinsparung - gegen gegen einen Ausbau der CO2- und abgasfreien Windkraftnutzung, das ist von allen Stromerzeugungsvarianten doch das kleinste Übel? .... außer vielleicht die Optik?
Es kommt dabei auch die Frage auf, wie E-Mobilität ohne Strom vorantreiben, wenn dieser nicht mal ökologisch erzeugt werden kann, soll oder darf?
Schlußendlich die Kernfrage:
Welchen Beitrag wollen Windkraftgegner zur Stromerzeugung leisten, oder wären diese bereit im Falle von Stromknappheit als erste eine Abschaltung Ihres Stromanschlusses zu tolerieren?

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