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Wie pflegebedürftige Senioren außerhalb der Heime zum Impfen kommen

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Senioren, die zu Hause leben, sollen selbst ins Impfzentrum kommen. Doch eine weitere Anfahrt kann zum Problem werden. Stefan Schneider von der Caritas Heilbronn-Hohenlohe rät Betroffenen, sich mit dem Hausarzt zu beraten.

Für ältere Menschen, die zu Hause wohnen, aber nur eingeschränkt mobil sind, kann die Anfahrt ins Impfzentrum zum Problem werden. Foto: dpa
Für ältere Menschen, die zu Hause wohnen, aber nur eingeschränkt mobil sind, kann die Anfahrt ins Impfzentrum zum Problem werden. Foto: dpa  Foto: Matthias Bein (dpa-Zentralbild)

Die Pflegeheime erster Priorität im Hohenlohekreis sind zum Wochenende erstmals durchgeimpft. 638 Bewohner und Pfleger in den Heimen wurden im Hohenlohekreis seit Beginn der Impfungen immunisiert. Im Raum Heilbronn sind die mobilen Impfteams vom Zentralen Impfzentrum (ZIZ) Rot am See ebenfalls in den Heimen unterwegs. Seit 27. Dezember werden zudem die über 80 Jahre alten Menschen, die sich per Telefon oder Internet anmelden, im ZIZ geimpft. In der Region Heilbronn-Hohenlohe sind es (Stand 2017) über 35.000 Menschen, die dazu berechtigt sind. Insgesamt wurden bisher 4757 Impfungen vorgenommen. Davon etwa ein Drittel durch mobile Impfteams, teilt das Haller Landratsamt mit.

Doch können tatsächlich alle Berechtigten problemlos das Impfzentrum erreichen? Oder warten sie besser, bis die Kommunalen Impfzentren (KIZ) ihre Arbeit aufnehmen? Stand jetzt soll das ab dem 22. Januar sein. Schließlich nimmt die Pflegebedürftigkeit mit dem Alter zu und die Mobilität ab.


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Schwierige Anfahrt

Bei den 80- bis 85-Jährigen sind es laut Statistischem Landesamt 192 von 1000, die der Pflege bedürfen. Das steigt bei den 85- bis 90-Jährigen auf ein Drittel an und beträgt bei den über 90-Jährigen bereits 60 Prozent. Vier von fünf Pflegebedürftigen werden im Schnitt daheim betreut. Das heißt: Die Mehrzahl ist in häuslicher Pflege und muss sich damit mit den Angehörigen oder Pflegediensten selbst um die Anmeldung und die Anfahrt kümmern. In Baden-Württemberg sind es immerhin Ende 2019 rund 472.000 Pflegebedürftige. In ganz Deutschland gibt es mehr als vier Millionen Pflegebedürftige.

Stefan Schneider, Regionalleiter der Caritas Heilbronn-Hohenlohe und Sprecher der Liga der Freien Wohlfahrtsverbände sagt: „Die Priorisierung bei den Impfungen macht Sinn.“ 

Mit Hausarzt besprechen

Er rät all den Menschen, die sich nun überlegen, wann und wie sie sich impfen lassen, das mit ihrem Hausarzt oder einer anderen Person ihres Vertrauens zu besprechen. Er sagt: Über die Autobahn ist es keine Wegstrecke nach Rot am See. Aber Stefan Schneider weiß natürlich auch, dass Rot am See oder auch das ZIZ Stuttgart mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer zu erreichen sind. Er rät, auch die Frage der Transporttauglichkeit abzuwägen. „Das muss alles gut vorbereitet sein.“ Auch die Pflegedienste hätten ihre Ansprechpartner, um diese Fragen zu klären.

Schon an der Anmeldung, kritisiert Claus Bernhold von der Senioren-Union, scheitern viele Ältere, die sich nicht so gut im Internet auskennen oder in der telefonischen Warteschleife hängen. Er fordert, dass die Kommunen, die die Altersstruktur ihrer Bevölkerung kennen, die Menschen mit schriftlichen Infos ausstatten. Andernorts würden zudem die Taxikosten erstattet. Vielleicht könnten auch Pflegestützpunkte helfen, meint er.

Wohngemeinschaften werden geimpft

Der Pflegestützpunkt Hohenlohekreis sieht in der Impfung der ambulant versorgten Pflegebedürftigen eine Lücke, für die landesweit eine Lösung gefunden werden müsse. Dass die mobilen Impfteams zuerst in Pflegeheimen impfen, sei sinnvoll. Dort sei die Infektionsgefahr höher als bei nicht mobilen Pflegebedürftigen in der eigenen Häuslichkeit.

Es sei ein richtiger erster Schritt, dass die ambulant betreuten Wohngemeinschaften jetzt auch durch mobile Impfteams geimpft werden sollen. Wie viele Menschen im Zuständigkeitsbereich des ZIZ Rot am See zur Kategorie der pflegebedürftigen über 80-Jährigen gehören, konnte die dortige Pressestelle nicht klären. Das ZIZ ist für die Landkreise Hall, Main-Tauber, Hohenlohe, Heilbronn und den Stadtkreis Heilbronn zuständig und damit für rund 850.000 Menschen. Martin Erdmann von der Altenhilfe-Fachberatung Heilbronn wertet jährlich die Seiten vom Statistischen Landesamt aus und hat die Zahlen zusammengetragen.

Was passiert, wenn man den Termin verpasst

Was passiert, wenn Oma Erna während des Impftermins im Heim gerade im Krankenhaus ist? Wird sie bei der Rückkehr gleich geimpft? Dr. Susanne Bublitz, Impfbeauftragte im Hohenlohekreis, erklärt: „Jein, da wird schon nachgeimpft, aber erst, wenn Impfungen über die Hausärzte möglich sind. Generell soll ja durch das Impfen im Heim eine Herdenimmunität erreicht werden. Diese wird bei 60 bis 70 Prozent Geimpfter gesehen. Das wird also immer erreicht wird, weil ja so viele nicht in den Krankenhäusern sind. Auch die nicht geimpften Personen profitieren hinterher von der Herdenimmunität, bis sie dann auch selbst geimpft werden können.“ 


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