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Wenn der Körper sich selbst zerstört

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Facharzt Georg Wiesmüller spricht bei Arzt-Patienten-Forum in Öhringen über das Krankheitsbild und die Behandlung der rheumatoiden Arthritis.

Von Renate Väisänen
Nach dem Vortrag suchten die Besucher des Arzt-Patienten-Forums im Alten Ratssaal das persönliche Gespräch mit Georg Wiesmüller.
Foto: Renate Väisänen
Nach dem Vortrag suchten die Besucher des Arzt-Patienten-Forums im Alten Ratssaal das persönliche Gespräch mit Georg Wiesmüller. Foto: Renate Väisänen  Foto: Renate Väisänen

"Im Hohenlohekreis leiden rund 100 Patienten an rheumatoider Arthritis, während es in der gesamten Bundesrepublik rund 800 000 Erkrankte sind", sagt Dr. Georg Wiesmüller in seinem Vortrag über die entzündlich-rheumatische Erkrankung der rheumatoiden Arthritis beim Arzt-Patienten-Forum der Volkshochschule im Alten Ratssaal. Anhand einer Computerpräsentation veranschaulicht der Mediziner das Krankheitsbild, das von Symptomen wie Gelenk- und Gliederschmerzen, Morgensteifigkeit, Gelenkschwellungen, nachlassender Kraft der Hände, Krankheitsgefühl und Muskelkater begleitet wird. "Je älter der Patient ist, desto mehr lässt die Aufmerksamkeit des Immunsystems nach", erklärt Wiesmüller die Prävalenz der Erkrankung in der zweiten Lebenshälfte. Auch würden dreimal so häufig Frauen als Männer daran leiden.

Anschaulich erklärt er den rund 60 Besuchern, wie es zum Krankheitsbild der Immunerkrankung kommt: Der Körper erkenne seine eigenen Körperzellen nicht und behandele sie wie Eindringlinge, die es zu vernichten gelte. Verstärkt würde dann die Innenhaut des Gelenks durch die vermehrte Produktion von Gelenkflüssigkeit angegriffen, was den Gelenkknorpel schädige.

Röntgenbilder

Wiesmüller zeigt Röntgenbilder eines durch rheumatoide Arthritis zerstörten Fingermittelgelenks. Das führe zu Schmerzen und Morgensteifigkeit "Ein Rheumatiker muss um fünf Uhr aufstehen, damit er bis acht Uhr in die Gänge kommt", erklärt der Facharzt dazu. Da es sich um eine Immunerkrankung handele, sei folglich auch der ganze Körper betroffen: so könnte die Krankheit auch auf Haut, Augen und auf die inneren Organe Auswirkungen haben. Mit dem Aufkommen von Cortison 1948 sei es erstmals möglich gewesen, rheumatische Entzündungen zu heilen, während nicht steroidale Schmerzmittel, die 1965 auf den pharmazeutischen Markt gekommen seien, reine Schmerzmedikamente darstellen würden, deren Wirkung von kurzer Dauer sei, erklärt der Mediziner. Früher wäre jeder zweite Rheuma-Patient aus sozialmedizinischer Sicht innerhalb von fünf Jahren erwerbsunfähig geworden.

Die heutige Diagnostik, die aus der Ermittlung sensitiver Laborwerte, Sonographie und Magnetresonanztomographie (MRT) bestehe, trage zur erfolgreichen Behandlung der Krankheit bei. Denn die konsequente Behandlung der Erkrankung in den ersten sechs Monaten nach Ausbruch würde die besten Ergebnisse liefern. Die Behandlungsziele seien, mittels Cortison und einer Basistherapie die Krankheitsaktivität zu unterdrücken, so dass es erst gar nicht zur Gelenk-Zerstörung komme.

Neue Therapie

Biologika stellten eine neue Form der Therapie dar, erläutert der Facharzt. Hierbei würde die Entstehung der körpereigenen, entzündungsaktiven Eiweiße beeinflusst und dadurch gehemmt werden. Diese Hochleistungsmedikamente hätten jedoch ihren Preis, gibt Wiesmüller zu bedenken, bevor er auf die Fragen der Forumsbesucher eingeht.

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