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Warum die Helfer vom Roten Kreuz jetzt selbst Unterstützung brauchen

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Der DRK-Kreisverband Hohenlohe wirbt derzeit an Haustüren um neue Fördermitglieder: Was sind die Hintergründe für dieses Klinkenputzen?

Von Oliver Färber
Maida Bajrektarevic ist für den Kreisverband Hohenlohe vom Deutschen Roten Kreuz derzeit im Landkreis unterwegs und wirbt um Fördermitglieder. Mit dem Geld soll die Arbeit der Ehrenamtlichen vor Ort unterstützt werden.
Foto: Oliver Färber
Maida Bajrektarevic ist für den Kreisverband Hohenlohe vom Deutschen Roten Kreuz derzeit im Landkreis unterwegs und wirbt um Fördermitglieder. Mit dem Geld soll die Arbeit der Ehrenamtlichen vor Ort unterstützt werden. Foto: Oliver Färber  Foto: Färber, Oliver

Wenn Maida Bajrektarevic oder einer ihrer Kolleginnen und Kollegen derzeit an einer von vielen Haustüren im Hohenlohekreis klingelt, dann sind die meisten im ersten Moment schon etwas überrascht. Auf ihrem weißen T-Shirt sehen sie nämlich zuerst das Logo des Deutschen Roten Kreuz (DRK), das sofort ins Auge sticht. "Keine Angst, es ist nichts passiert", sagt sie mit leuchtenden Augen und einem Lächeln auf den Lippen, so dass jeder sofort wieder beruhigt ist. Die 25-Jährige und ihr Team etwa Gleichaltriger haben eine wichtige Mission: Sie werben um Fördermitglieder für den Kreisverband Hohenlohe, auch zur Unterstützung der Ortsvereine.

An diesem sonnigen Tag stehen die Büttelbronner Höhe und das Möhriger Feld in Öhringen auf ihrem Plan. "Jetzt am Vormittag sind eher wenige zu Hause. Die beste Zeit ist ab 17 Uhr", weiß sie. Doch am ersten Haus öffnet gleich eine ältere Dame. Auf ihrem Tablet sieht die Werberin, dass diese bereits die Arbeit des DRK unterstützt. Dafür bedankt sich Bajrektarevic herzlich.

Zukunft ist ungewiss

Seit 2015 wird bei Raissa Erlenbusch einmal jährlich der Fördermitgliedsbeitrag abgebucht. Damals hatte der Kreisverband das letzte Mal an den Haustüren für seine Sache geworben. Seitdem hilft die Rentnerin finanziell, damit die Helfer überhaupt helfen können. Die Werberin fragt nach, ob diese sich vorstellen könne, den Betrag zu erhöhen. Doch die Dame muss abwinken. Die finanzielle Zukunft sei im Moment zu ungewiss, bittet sie freundlich um Verständnis. Sie wisse aber, wie wichtig die Arbeit des DRK sei - und wolle auch weiter dabeibleiben. Herzlich verabschieden sich beide voneinander.

Es geht schnellen Schrittes weiter. Bis die junge Frau, die derzeit Betriebswirtschaftslehre und Tanz studiert, spät abends ins Bett fällt, werden es zwischen 15 000 und 30 000 Schritte sein, die sie hinter sich gebracht hat. Etwa von 9.30 Uhr bis 21 Uhr sind sie und ihr Team derzeit unterwegs, von montags bis samstags. Unermüdlich bei jedem Wetter. Aber sie hat sich bewusst für gerade diesen Ferienjob entschieden. Sie wolle das DRK, die gute soziale Sache unterstützen. Und das macht sie bereits seit ihrem 18. Lebensjahr regelmäßig.

"Sie sind aber aus Bayern?", fragt der Mann an der nächsten Tür wegen des Dialekts. Charmant weist sie das zurück. "Südlicher. Aus Österreich", verrät sie ihm und lächelt. Auch ihre Kolleginnen und Kollegen kommen aus dem Nachbarland. Eine dort ansässige Firma hat sich auf das Werben für die DRK-Kreisverbände spezialisiert, ist mit ihrem Angebot und Ferienjobbern in ganz Deutschland gefragt. Sechs bis acht Wochen sind diese deshalb fern der Heimat.

Ehrenamt hat Wert

Der Hohenloher nimmt sich Zeit für sie und ihr Anliegen. "Es geht darum, die Ehrenamtlichen hier vor Ort zu unterstützen", eröffnet sie ihm. Diese seien oft gefragt, packten an, wo Not am Mann ist oder sein könnte, leisteten viele Dienste für ihre Mitmenschen. Als er hört, dass der Kreisverband für die Ausbildung und Ausrüstung eines einzigen Ehrenamtlichen bis zu 1500 Euro ausgibt, ist er überzeugt davon, dies künftig zu unterstützen. "Da mache ich dann klar mit", sagt er. Wie viel er pro Jahr investiert, darf er selbst wählen. Den Betrag und seinen Namen will er allerdings nicht in der Zeitung lesen. "Sonst kommen jetzt alle zu mir wegen Spenden", meint er verschmitzt.

So viel Glück hat Bajrektarevic nicht immer. Manche blocken gleich ab, andere hören sich zumindest an, um was es geht, unterschreiben dann aber nicht. "Manche sagen, sie würden selbst immer wieder überweisen oder sie würden eine Mitgliedschaft später abschließen. Das stimmt aber meistens nicht", sagt sie. Auch wenn sie einmal an mehreren Türen nacheinander abblitzt, demotiviere sie das alles aber nicht: "Es ist für die gute Sache, und die Leute meinen es ja nicht persönlich."

Rund 600 Ehrenamtler

Der DRK-Kreisverband Hohenlohe umfasst 15 Ortsvereine, Bereitschaften und JRK-Gruppen. Insgesamt sind rund 600 Ehrenamtliche aktiv tätig. Deren Ausbildung und Ausrüstungsgegenstände finanzieren sich aus den Fördermitgliedschaften und Spenden. Beispielsweise rücken sie unentgeltlich als "Helfer vor Ort" bei Notfällen aus, unterstützen den Rettungsdienst, sind eine Säule des Katastrophenschutzes bei Notlagen oder geben ihr Ansinnen im Jugendrotkreuz an die nächste Generation weiter.

Die Werber sind noch bis Ende September unterwegs, derzeit auf Gemarkung Öhringen und Bretzfeld. Sie sind an ihrer Kleidung und einem Dienstausweis mit Stempel erkennbar. Weitere Informationen gibt es auf www.drk-hohenlohe.de. Rückfragen beantwortet Senta Weiß, Telefon 07940/9225-21 oder senta.weiss@drk-hohenlohe.de per E-Mail.

 

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