Von Ordnern, Pflichten und Hasen
Bürokratie macht auch vor dem Taubenmarkt nicht halt

Der Fall Amri und die Vogelgrippe? Weit weg, denken viele. Doch weit gefehlt. Die große Politik macht auch vor dem Tauben- und Geflügelmarkt in Mulfingen nicht halt.
Anweisung "Mitte der Woche haben mich Beamte des Polizeipostens Krautheim angerufen und mir mitgeteilt, dass das Bundesinnenministerium eine Anweisung geschickt hat, dass auch regionale Veranstaltungen besonders zu schützen sind", schildert Mulfingen Bürgermeister Robert Böhnel die Lage.
Wie das im Detail geschehen soll, ließen die Berliner Beamten offen. Für den Taubenmarkt, die größte Veranstaltung des Jahres in der Jagsttalgemeinde, hieß das auch besondere Vorkehrungen treffen. "Ich habe mich gleich mit unserem Feuerwehrkommandanten Steffen Ruck kurzgeschlossen und wir haben vereinbart, vor jede Einfallstraße ein Feuerwehrauto quer zu stellen", sagt Böhnel.
An den Eingangsstraßen von Mulfingen, durch das sich der bunte Zug mit 40 Fußgruppen, Musikkapellen und Wägen schlängelte, postierten die Verantwortlichen zudem jeweils einen großen Schlepper. Daneben gab es besondere Sicherheitsvorschriften, wie die Wägen zu bauen sind. Zudem mussten die einzelnen Gruppen Ordner benennen, die aufpassten, dass nichts passiert. "Das war schon ein enormer Aufwand", klagt Robert Böhnel.
Ärgerlich für die Mulfinger war auch, dass die Aufstallpflicht im Hohenlohekreis verlängert werden musste. Die Tauben- und Geflügelausstellung musste daher ausfallen. "Das ist sehr schade, normalerweise kommen immer 30 Aussteller", ärgert sich der Vorsitzende des Tauben- und Geflügelvereins Josef Beez. Nur einige Hasen durften ausgestellt werden.
Einschränkungen Die Mulfinger nahmen den zusätzlichen Aufwand und die Einschränkungen allerdings ziemlich gelassen und genossen trotzdem ihren Nationalfeiertag. Dem Thema Bürokratie und Verordnungen widmeten sich einige Gruppen. "Vorschriften müssen wir ertragen, darum bauen wir keinen Wagen, sonden lassen uns tragen", hatte die Gruppe Nougschwardelt 09 auf ein Schild gemalt. "Mit der deutschen Bürokratie stirbt jede Phantasie", stand auf der detailgetreuen Nachbildung eines Pink Cadillac, und die Taubenmarkt Polizei war auch präsent.
Den Spaß an der Freude ließen sich die Mulfinger dennoch nicht verderben − weder während noch nach dem Festumzug.