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Vom Sattler zum Spezialisten für schönes Wohnen

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In 100 Jahren Firmengeschichte hat sich bei Frank Raumgestaltung in Ingelfingen viel verändert. Heute setzt man vor allem auf Sonnenschutz.

von Armin Rößler
Weihnachtlich dekoriert präsentiert sich der Firmensitz von Frank Raumgestaltung in der Ingelfinger Mariannenstraße.
Weihnachtlich dekoriert präsentiert sich der Firmensitz von Frank Raumgestaltung in der Ingelfinger Mariannenstraße.  Foto: Rößler, Armin

Im Schaufenster von Frank Raumgestaltung in der Mariannenstraße in Ingelfingen und in den Geschäftsräumen erinnert eine kleine Ausstellung an die Anfänge und die lange Geschichte des Familienbetriebs, der 2021 seinen 100. Geburtstag feiern darf. Zu sehen sind alte Werkzeuge, mit denen früher Leder bearbeitet oder ein Kuhkummet fabriziert wurde, historische Fotos und mehrere Gesellenstücke. Eine alte Freiarm-Sattler-Nähmaschine steht neben einem Grammophon und einer Schreibmaschine, daneben ist das Geschäftspapier im Wandel der Zeit zu begutachten. Und auch der Betrieb selbst hat sich über die Jahre stark verändert.

Familienbetrieb in dritter Generation

1921 von Sattler- und Tapeziermeister Karl Frank gegründet, von dessen Söhnen Karl junior und Ernst fortgeführt, hat seit 1993 in dritter Generation mit Thomas Frank der Enkel des Firmengründers das Sagen. "Unser Schwerpunkt sind heute Sonnenschutz und Bodenbeläge", erzählt er. Der Großvater hatte sich in den Anfangsjahren mit Sattlerarbeiten den Lebensunterhalt verdient und dann mit einem patentierten Kummet, Teil eines Zuggeschirrs für Ochsen, eine eigene Fertigung mit sieben Angestellten aufgebaut.

1963 wurde letztmalig ein größerer Sattlerauftrag von 100 Ochsengeschirren für Tansania im Rahmen der Entwicklungshilfe der Bundesrepublik Deutschland ausgeführt. 1965 wurde der Beruf "Sattler, Polsterer und Tapezier" in "Raumausstatter" umbenannt.

Im Schaufenster: das patentierte Kuhkummet des Firmengründers
Im Schaufenster: das patentierte Kuhkummet des Firmengründers  Foto: Rößler, Armin

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Geschäftsfeld schon längst hin zu mehr Polster- und Tapezierarbeiten sowie der Verlegung von Bodenbelägen entwickelt. Heute sieht sich Frank als "Spezialist für schönes Wohnen" und präsentiert in der Ausstellungshalle im Kelterweg, direkt angrenzend an die Geschäftsräume in der Mariannenstraße, auf je 800 Quadratmetern Innen- und Außenfläche viele Einrichtungsideen für Essen, Wohnen, Polster und Schlafen. "Das hat sich bewährt", sagt Frank. "Der Trend geht klar dahin, dass der Außenbereich das zweite Wohnzimmer ist." Und so habe dieser Teil des Geschäfts im letzten Jahr gut 70 Prozent seines Umsatzes ausgemacht.

Der Opa hat die Matratzen noch selbst gemacht

"Wir leben vom Handwerk", sagt Frank. Er verkaufe "Ware mit Dienstleistung". Drei seiner Mitarbeiter sind Monteure und ebenso wie er selbst viel vor Ort, um die verkauften Markisen oder Sonnensegel auch gleich bei den Kunden fachgerecht zu montieren. Dazu kommt eine Raumausstatterin, während sich Franks Frau und seine Schwester um den Verkauf kümmern. Mit Möbeln überbrückt man die Zeit im Herbst und Winter, wenn Sonnenschirme und Gartenmöbel weniger nachgefragt werden. "Relaxsessel gehen gut", berichtet Frank, weist aber auch auf Einzelstücke wie einen Rindsledersessel hin. Und beim Blick auf die Matratzen sagt er mit einem Hauch Wehmut: "Der Opa hat sie noch selber gemacht. Das macht heute kein Mensch mehr."

Als Dragoner beim Manöver

Gute Laune und Daumen nach oben zum 100. Betriebsjubiläum von Frank Raumgestaltung in Ingelfingen: Chef Thomas Frank (Mitte) und seine Mitarbeiter.
Fotos: Armin Rößler/privat
Gute Laune und Daumen nach oben zum 100. Betriebsjubiläum von Frank Raumgestaltung in Ingelfingen: Chef Thomas Frank (Mitte) und seine Mitarbeiter. Fotos: Armin Rößler/privat  Foto: privat

Eine Zeit, die seine eigenen Eltern Karl und Gertrud noch miterlebt haben. Beide sind Jahrgang 1927, je 94 Jahre alt und leben damit "beide fast so lang, wie es das Geschäft gibt". Sie wohnen noch in Criesbach, wohin es einst den Großvater aus Weil im Schönbuch bei Böblingen verschlagen hatte - der Liebe wegen, hatte er doch 1913 bei einem Manöver als Dragoner der Königin Olga von Württemberg hier seine spätere Frau Charlotte Wagner kennengelernt, die er dann nach dem Ersten Weltkrieg und mehrjähriger Gefangenschaft auch heiratete.

Der Firmengründer mietete 1921 im Haus in der Mariannenstraße zum Wohnen ein Zimmer und im Keller einen Werkstattraum an, in dem er sein Unternehmen startete, für das er auch oft mit dem Leiterwagen unterwegs war. Später kaufte Frank das Haus, die Haushälfte daneben und die Scheuer im angrenzenden Kelterweg, die zum Werkstattgebäude umgebaut wurde.

Das Vertrauen auf Gottes Hilfe, das schon Karl Frank senior auszeichnete, ist bis heute auch für Thomas Frank ein Fundament des Handelns geblieben. "Der Glaube ist etwas, das mir wichtig ist", sagt er, der selbst seit 25 Jahren im Kirchengemeinderat aktiv ist. "Das trägt uns und gibt uns Kraft."

Umbau

1993 übernahm Raumausstattermeister Thomas Frank den Betrieb von den Brüdern Karl und Ernst Frank. Es wurde um- und angebaut, die Geschäftsfelder um Parkettarbeiten, den Einbau von Lackspannzimmerdecken sowie Maler- und Lackierarbeiten erweitert. In den Jahren 2005/2006 folgte der Neubau eines Wintergartens als Ausstellungsraum. 2011 wurde eine zusätzliche Ausstellungshalle für Sonnenschutz, Polster- und Gartenmöbel direkt an der Kochertalstraße in Ingelfingen gebaut. 

 
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