Volksbank Hohenlohe immer stärker im Kreditgeschäft - Vier Filialen schließen
Das Kreditinstitut reißt die Milliarden-Grenze in diesem Bereich schon im ersten Halbjahr 2022 statt erst 2024, wie einst geplant. Unterdessen werden zum 1. März vier Filialen geschlossen, vier Voba-Mobil-Stellen nicht mehr angefahren und Öffnungszeiten gekürzt.

Das Kreditgeschäft der Volksbank Hohenlohe wächst weiter rasant. Eigentlich sollte die Marke von einer Milliarde Euro erst 2024 geknackt werden, jetzt wird dieser Wert schon im ersten Halbjahr 2022 erreicht, erklärten die Vorstände Dieter Karle und Harald Braun bei der Vorstellung der Geschäftsbilanz für 2021. Insgesamt 961 Millionen Euro stehen dort unter diesem Posten zu Buche. 2018 lag das Kreditvolumen noch bei 617 Millionen Euro.
Knallhart an den Markt gefahren
Auch die Ertragskraft war damals nicht zufriedenstellend. Der Verbandsprüfer monierte bei der Vertreterversammlung im Juni 2018 diesen Punkt und kritisierte das „weit unterdurchschnittliche“ Kreditgeschäft in der Jahresbilanz 2017. Man stand kurz vor dem 175. Geburtstag. Und war betrübt. Im Herbst 2018 riss die Volksbank das Ruder herum und fuhr knallhart an den Markt, um das Feld aufzurollen.
Erträge sind spürbar gestiegen
Der Zinsüberschuss ist in diesen vier Jahren von damals 18,2 auf jetzt 29,9 Millionen Euro gestiegen, wobei allein der Sprung von 2020 auf 2021 mit einem Plus von knapp fünf Millionen Euro beachtlich ist. Beim Provisionsüberschuss zeigt die Entwicklung ebenfalls nach oben: von 12,1 auf 14,3 Millionen Euro. 2018 waren es 10,5 Millionen Euro.
Eigenkapital ebenfalls gemehrt
2018 hieß es: Die Volksbank Hohenlohe muss profitabler werden. Dieses Ziel hat sie mittlerweile erreicht. Das Eigenkapital - bei der Volksbank Hohenlohe traditionell überdurchschnittlich hoch - wurde in dieser Zeit weiter gemehrt: von 175 Millionen auf 198,6 Millionen Euro. Der offizielle Bilanzgewinn sagt deshalb wenig aus. Er stagniert bei rund zwei Millionen Euro, und ist laut Vorstandschef Dieter Karle ohnehin nur "technischer" Natur.
Volksbank Hohenlohe will im Landeskonzert der Geno-Banken ganz vorne mitspielen
Die Volksbank Hohenlohe will nicht nur regional für Aufsehen sorgen. "Wir wollen zur besten Geno-Bank in Baden-Württemberg werden, was die Vermögens- und Ertragsstärke betrifft", sagt Harald Braun. 2017 habe man unter den 144 Genossenschaftsbanken im Land noch im unteren Drittel gelegen, "2021 sind wir im Mittelfeld angelangt und wollen in den nächsten Jahren die Top 20 erreicht haben".
Mehr Personal, mehr Digitalisierung, mehr Qualifizierung
Das Geschäft mit Bauen und Wohnen bleibt der Wachstumstreiber Nummer eins. Aber auch im Firmenkundengeschäft konnte die Volksbank zulegen. Bei den Privatkunden ist noch Luft nach oben, dieser Bereich soll sukzessive ausgebaut werden. "Mehr Personal, mehr Digitalisierung, mehr Qualifizierung: Diese drei Punkte werden uns weiter nach vorne bringen", sagt Karle. 2021 arbeiteten 273 Beschäftigte bei der Volksbank Hohenlohe. "Wir peilen bis zu 320 Mitarbeiter an", erklärt Braun. Die Zahl der Azubis soll von 33 auf 40 wachsen.
Vier weitere Filialen werden geschlossen und vier mobile Servicestellen gestrichen
Mehr Digitalisierung und mehr Qualifizierung: Das heißt andererseits noch weniger Filialen mit einfachen Serviceleistungen und noch mehr wertige Beratung woanders und nach persönlicher Vereinbarung von 8 bis 20 Uhr. Im Frühjahr 2016 zählte die Volksbank 49 Geschäftsstellen. 2021 sind es nurmehr 26, davon neun Voba-Mobil-Stellen. Und der Abbau geht 2022 weiter. Zum 1. März werden vier klassische Filialen geschlossen. Die in Neuhütten macht komplett dicht, die in Langenburg wird in eine SB-Stelle umgewandelt. Mit der Sparkasse Hohenlohekreis laufen Gespräche über eine SB-Kooperation in Gaisbach und Waldenburg.
Gestrichen werden die mobilen Servicestellen in Dimbach, Dünsbach, Eschental und Weldingsfelden (Voba-Mobil). Die Öffnungszeiten der Filialen in Ingelfingen und Schwabbach (nur dienstags und donnerstags) sowie in Rot am See (nur Mittwochvormittag und freitags) werden gekürzt.
Weitere Kooperationen im Blick, Fusion mit Raiba Hohenloher Land vom Tisch
Kooperationen mit anderen Häusern sollen ausgebaut werden. Künftig machen die Volksbank Hohenlohe und die Raiffeisenbank Tüngental im Immobilengeschäft gemeinsame Sache. "Wir sind im Gespräch mit einer Handvoll weiterer Interessenten", sagt Karle. Nicht gefruchtet haben indes die Gespräche mit der Raiffeisenbank Hohenloher Land über eine mögliche Fusion. Die entschied sich lieber für die VR Bank Heilbronn Schwäbisch Hall (wir berichteten). "Dass uns das nicht gefallen kann, liegt auf der Hand", meint Braun. "Wir bedauern es sehr, dass unser Angebot nicht angenommen wurde. Es hätte aus unserer Sicht mehr Sinn gemacht."