Großes Interesse an Freiflächen-Solaranlage mit Bürgerbeteiligung
Auf dem Stoppelacker nahe Bretzfeld entsteht eine Freiflächen-Photovoltaikanlage mit zwei Millionen Kilowattstunden Jahresertrag. Es ist die erste im Hohenlohekreis, an dem sich Bürger beteiligen können.

Der Blick aus den Liegestühlen fällt genau auf die Windkraftanlagen im Löwensteiner Wald. Dies ist ein Projekt des Bürgerwindparks Hohenlohe. Auf dem Stoppelacker nahe Bretzfeld entsteht gerade das nächste Vorhaben für die Energiewende: eine Freiflächen-Photovoltaikanlage mit zwei Millionen Kilowattstunden Jahresertrag. Es ist die erste im Kreis, an dem sich Bürger beteiligen können. Parallel dazu wird in Dimbach eine doppelt so große Fläche mit Modulen bestückt: Im Mittleren und Langen Gwand beim Dimbach wird eine Anlage mit 4,6 Millionen Kilowattstunden gebaut.
Zusammen werden so pro Jahr 6,2 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. Das reicht für rund 1800 Durchschnittshaushalte. An beiden Projekten mit einer Investitionssumme von vier Millionen Euro haben sich 53 Bürger finanziell beteiligt. "Innerhalb einer Woche war der Betrag beisammen", sagt Benjamin Friedle. Zum Bürgerwindpark Hohenlohe kam so die Bürgersolar Bretzfeld GmbH.
Kritik an langen Genehmigungsverfahren
Beim förmlichen Spatenstich mit den Investoren, Vertretern der am Bau beteiligten Firmen und der Gemeinde wurde deutlich Kritik geübt an den langen Genehmigungsverfahren. Vier Jahre habe die Planung gedauert, erklärt Markus Pubanz vom Bürgerwindpark Hohenlohe. Vier bis fünf Mal habe man die Pläne im Gemeinderat vorgestellt und den Bebauungsplan entwickelt, Ordner von Papier erzeugt, damit das Landratsamt lange habe prüfen können, ob die Vorgaben des selbst entwickelten Bebauungsplans auch eingehalten würden. "Und in vier Wochen ist gebaut", verweist Pubanz auf die Diskrepanz. "Wir sind gespannt", sagt Pubanz. "Die nächsten Projekte sind in der Pipeline."
Bürgermeister Martin Piott sagt mit Blick auf die realisierten Windräder gegenüber: "Die sind Beispiel, dass auf der unteren kommunalen Ebene stressfreie Kommunikation stattfinden kann." Derart lange bürokratische Prozesse seien nicht die Regel. In umliegenden Kommunen würden gerade erst Kriterien für mögliche Standorte und daran anknüpfende Bedingungen für Freiflächen-Photovoltaikanlagen erarbeitet. Jüngst haben sich Niedernhall, Forchtenberg und Weißbach damit beschäftigt und sind auf keinen gemeinsamen Nenner im Gemeindeverwaltungsverband gekommen. Bretzfeld habe schon vor vier Jahren pragmatisch gehandelt und die Bauleitplanung voran getrieben. Eine private Anlage laufe bereits, sagt Piott und verweist auf bald fünf Anlagen auf der Gemarkung. Piott appelliert ans Land, bessere Voraussetzungen zu schaffen, die Energiewende schnell anzugehen.

Piott weist aber auch auf das Problem der Freiflächen-Photovoltaikanlagen hin: Es werden gute landwirtschaftliche Böden der Nahrungsmittelproduktion entzogen. "Das ist der Konflikt, den wir gerade hier haben", hofft er auf die Weiterentwicklung von Agri-PV. Mit einer Hecke und der Anlage einer Ackerbrache für die Feldlerche sowie Flächen mit Blühmischungen seien Ausgleichsmaßnahmen gemacht worden, erklärt Friedle. Außerdem habe man mit zwei Kilometer Flatterband verhindert, dass die Feldlerche auf dem Acker brütet. Mit 550 Meter Amphiebienzäunen wurden zudem die Eidechsen vom Baufeld ferngehalten.
Das Unternehmen
Die Projektentwicklung erfolgt durch die Bürgerwindpark Hohenlohe GmbH aus Niedernhall. Generalunternehmer ist die Solar Engineering GmbH aus Heidelberg. Der Bau der Kabeltrasse erfolgt durch die Krämer Bohrtec GmbH aus Kelberg /Eifel. Die beiden Freiflächen-Photovoltaikanlagen sind die ersten mit Bürgerbeteiligung im Kreis. Seit 15. Februar 2022 ist der Bürgerwindpark Bretzfeld-Obersulm in Betrieb genommen. Nach sieben Jahren Planung und Bau bringen die drei Windenergieanlagen Strom für rund 9300 Haushalte. 92 Bürger haben dort 21 Millionen Euro investiert. von