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Ursache für Hubschrauber-Absturz geklärt

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Schwäbisch Hall - Zweieinhalb Monate nach dem tödlichen Hubschrauberabsturz auf der A6 bei Untermünkheim ist die Ursache geklärt. Der Pilot sei bei schlechter Sicht zu tief geflogen, teilte die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung in einem Bericht mit.

Von unserer Redakteurin Yvonne Tscherwitschke


Hohenlohe - Schlechte Sicht und deshalb eine Unterschreitung der Mindestflughöhe waren die Gründe für den tödlichen Hubschrauber-Absturz eines Bretzfelder Unternehmers am 10. Januar um 16.38 Uhr auf die A 6. Zu diesem Zeitpunkt kollidierte der Hubschrauber Robinson R44 Astro laut dem abschließenden Untersuchungsbericht der Bundesstelle für Fluguntersuchung (BfU) mit einer Freileitung, die in 24 Meter Höhe die Autobahn bei Braunsbach überspannte. Der Hubschrauber stürzte auf die A 6. Der Pilot, so das Obduktionsergebnis, hatte keine Chance. Er starb mit einem schweren Brusttrauma in den Flammen.

Lizenzen

Der 42-Jährige hatte den Hubschrauber von Augsburg nach Bretzfeld fliegen wollen. Zeugen hatten den Hubschrauber schon vor dem Absturz auf die stark befahrene Autobahn beobachtet und von Flughöhen zwischen 20 und 100 Metern gesprochen. Robinson R44 hat keine Cable Cutter für das Durchtrennen von Leitungen im Flug. Am Unfalltag meldete der nahe Militärflughafen Niederstetten Sichtweiten von 600 Meter im Nebel und von null Metern in der Vertikalen.

Auch wenn der Unfallhergang klar ist, sind noch Fragen offen. So beschäftigt sich das Regierungspräsidium Stuttgart nach dem Bericht der BfU mit den früheren Rundflügen der Robinson R44. Halter der Maschine war ein Freund des verunglückten Piloten. Der verunglückte Pilot hatte ein Flugtauglichkeitszeugnis Klasse 2 ohne Auflagen und 127 Stunden Flugerfahrung auf Hubschraubern. Dazu kommen laut Regierungspräsidium weitere 217 Stunden auf Flugzeugen.

Vorwürfe

Dr. Peter Scharr von der Pressestelle im Regierungspräsidium (RP) Stuttgart sagt, dass man sich nun noch einiges genau ansehen müsse. Es waren Vorwürfe laut geworden, der Hubschrauber sei nicht für gewerbliche Einsätze wie Rundflüge zugelassen gewesen und der Pilot habe nicht die dafür erforderliche Lizenz gehabt. Das sei Quatsch, sagt der Eigentümer des Hubschraubers. Er habe beim RP für jede Veranstaltung Außenstart- und -landeerlaubnis beantragt. Alles sei immer in Ordnung gewesen. Rundflüge seien anders als Transportflüge von Ersatzteilen keine gewerblichen Flüge, sagt er.

RP-Sprecher Scharr kann es sich nicht vorstellen, dass im Genehmigungsverfahren für Rundflüge nur das Gelände für die Starts und Landungen, nicht aber die erforderlichen Lizenzen von Mensch und Maschine geprüft worden seien.

 

 

Hintergrund: Helikopter- und Flugzeugabstürze an Autobahnen

Nur selten sind bisher Hubschrauber oder Flugzeuge auf Autobahnen in Deutschland gestürzt. Einige Male lag die Unglücksstelle nur wenige Hundert Meter entfernt.

  • Juni 2012 - Bei einem Hubschrauberabsturz bei Berchtesgaden kommen vier junge Leute ums Leben. Der Helikopter stürzt nur etwa 800 Meter von der Autobahn 8 (München-Salzburg) entfernt in ein Waldgebiet.

  • Februar 2010 - Nur 400 Meter von der Autobahn 67 entfernt - in der Nähe des südhessischen Viernheim - stürzt ein US-Militärhubschrauber in einen Wald. Die drei Insassen werden getötet. Der Helikopter war auf dem Weg zu einem US-Flugplatz bei Mannheim.

  • September 2007 - Ein Zivilhubschrauber stürzt beim badischen Bühl auf die Autobahn 5. Beide Insassen kommen ums Leben. Nur mit viel Glück rast kein Fahrzeug in den brennenden Helikopter. Er war vom Regionalflughafen Karlsruhe/Baden-Baden (Baden-Airport) gestartet.

  • Dezember 1989 - Über der Pfalz kollidieren in einer Höhe von mehr als 3500 Metern zwei US-Düsenjäger vom Typ F-16 und stürzen ab; der eine bei Maxdorf (Rheinland-Pfalz) im Gelände eines Obst- und Gemüsemarktes neben einer Lkw-Halle, der andere beim Autobahnkreuz Ruchheim auf freies Feld. Der Pilot dieses Flugzeuges kann unverletzt geborgen werden, der andere wird am Ortsrand von Maxdorf tot gefunden.

  • Mai 1983 - Ein zu einer Luftfahrtschau gestarteter kanadischer Starfighter vom Typ CF-104 stürzt auf die Autobahn-Zufahrt Frankfurt-Süd. Der Pilot kann sich retten, das Unglück kostet sechs Zivilpersonen das Leben. dpa

 


Hubschrauberabsturz bei Schwäbisch Hall - 10.01. auf einer größeren Karte anzeigen

 

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