Umgestürzte Bäume und fliegende Mülltonnen
Wintersturm Egon hält Einsatzkräfte auf Trab − Zirkusfamilie bringt mitten in der Nacht ihre Tiere in Sicherheit

Mit starken Böen hatte Sturm Egon die Region in der Nacht zum Freitag fest im Griff. Das Polizeipräsidium war im Dauereinsatz. Laut einem Sprecher mussten die Beamten seit Mitternacht zu mehr als 100 Einsätzen ausrücken. Auch viele Feuerwehren waren seit 1.30 Uhr in der Nacht mit den Folgen des Sturms beschäftigt. Verletzte gab es nach bisherigen Erkenntnissen nicht. Vielerorts stürzten Bäume und größere Äste auf Straßen. Forstminister Peter Hauk warnte in einer Pressemitteilung vor Waldspaziergängen, auch in den nächsten Tagen: "Die Gefahr von herabfallenden Ästen ist in den Wäldern momentan zu groß." Selbst bei leichtem Wind könnten sich noch Äste plötzlich lösen und herabfallen.
Im Hohenlohekreis lagen unter anderem auf der Ohrntalstraße zwischen Ohrnberg und Unterohrn, zwischen Obergleichen und Gailsbach, auf der Pfedelbacher Straße in Öhringen und zwischen Ohrnberg und Baumerlenbach Bäume auf der Straße. Ein Busfahrer stand am frühen Morgen zwischen Waldenburg und Sailach ebenfalls vor einem quer über der Straße liegenden Baum. Weil die Weiterfahrt zu gefährlich war, fuhr dieser erst wieder weiter, als es heller wurde.
Umgeknickt Auch im Bereich der Stadt Öhringen hat Egon einige Bäume zum Umstürzen gebracht. Seit vier Uhr morgens waren Mitarbeiter des Baubetriebshofs und die Feuerwehr im Einsatz. "Im Hofgarten an der Altstadtbrücke hat es einen alten Ahorn umgeknickt", berichtet Hans Stauber. Ansonsten sei "jede Menge Kleinkruscht" wie Mülleimer und ausgediente Weihnachtsbäume durch die Gegend geflogen. In Künzelsau hat sich gegen 3 Uhr morgens der städtische Bauhofleiter auf den Weg gemacht, um nach dem Rechten zu sehen. In der Stuttgarter Straße hatte es einen großen Schirm und in der Hauptstraße Stühle und den Schirm einer Außenbewirtung auf die Fahrbahn geweht. Vielerorts lagen auch hier Christbäume und Mülltonnen auf den Straßen. Fünf Bäume sind umgefallen und versperrten Straßen. Außerdem sind im ganzen Stadtgebiet Äste und Unrat vom Wind auf Straßen und Flächen gefegt worden. Die Bauhofmitarbeiter waren zum Aufräumen fast den ganzen Tag unterwegs. Einige Aufräumarbeiten mussten auch wegen des einsetzenden Schneefalls unterbrochen werden, um den Winterdienst zu bewältigen.
Der Heilbronner Stadtbahnverkehr war in der Nacht zum Teil stark eingeschränkt. Zudem meldete der KVV eine Streckensperrung auf der Linie S 42. In Bad Friedrichshall-Untergriesheim riss um 4.30 Uhr eine Oberleitung ab, weshalb viele Menschen dort teilweise längere Zeit ohne Strom waren. Wie die Netze BW meldete, waren in deren Einzugsbereich zwischenzeitlich mehrere Tausend Haushalte ohne Strom. Schwerpunkte waren der Hohenlohekreis, der Main-Tauber-Kreis, Teile des Rhein-Neckar-Kreises und des Kraichgaus.
Gegen 7.15 Uhr rückten die Einsatzkräfte zu einem Unfall auf der Landesstraße 1036 bei Eberstadt-Hölzern aus. Ein Baum war auf ein Auto gestürzt, verletzt wurde niemand, teilt die Polizei mit. Der Pkw kam aus Fahrtrichtung Öhringen, passierte den Wanderparkplatz Steinerner Tisch, als etwa 300 bis 400 Meter danach der Baum auf das Fahrzeug stürzte.
Risse im Zelt Eine schlimme Nacht erlebte die fünfköpfige Zirkusfamilie Köllner. Seit Mitte Dezember gastiert sie mit ihrem Circus Montreal hinter dem Lidl-Markt in Pfedelbach und wollte nun eigentlich in den Raum Sinsheim ziehen. "Zum Glück", so Gabriele Köllner, sei das Zirkuszelt schon abgebaut. Am Freitag sollte das Tierzelt folgen. Obwohl sie es nach den Wettervorhersagen zusätzlich mit Seilen gesichert hatten, hielt es dem Sturm nicht stand. Um ihre Tiere in Sicherheit zu bringen, verluden Zirkuschef Andreas Köllner und sein Sohn André die zehn Ponys, Ziegen und Lamas um vier Uhr nachts in den nebenstehenden Transporter. Der Sturm ließ das Zelt zusammenbrechen, riss mehrere große Löcher hinein und verbog die Stangen. Für den kleinen Zirkus eine mittlere Katastrophe; wegen des finanziellen Schadens und weil er kein Ersatzzelt besitzt. Nun werden sie noch eine Woche länger in Pfedelbach bleiben und hoffen auf etwas Hilfe. Dazu kann man sich telefonisch an Gabriele Köllner unter 0157 85730221 wenden. aho, das, hk, tak
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