Trotz großer Politik Familienmensch geblieben
Der Hohenloher Bundestagsabgeordnete Ulrich Heinrich wird heute 65 - Mit Bundespräsident Horst Köhler auf Afrikareise

Nicht dass er es selbst so inszeniert hätte, aber unrecht ist es dem Hohenloher Bundestagsabgeordneten Ulrich Heinrich sicher nicht, dass er gerade jetzt als Vorsitzender der Parlamentariergruppe "Östliches Afrika" mit Bundespräsident Horst Köhler auf einer zehntägigen Afrikareise die Länder Sierra Leone, Benin, Äthiopien und Dschibuti besuchen kann. So ist er heute an seinem 65. Geburtstag nicht zu Hause."Er ist ein richtiger Geburtstagsmuffel", sagt seine Frau Renate und weiß, dass es auch nach der Rückkehr aus Afrika am 16. November und einer darauf folgenden Bundestag-Sitzungswoche keine nachgeholte Geburtstagsparty geben wird, auch in der Familie nicht. Bisher war es auf dem Bauernhof in Großhirschbach üblich, dass am 10. Dezember der Geburtstag der ältesten Tochter gefeiert wurde und Papas Geburtstag damit auch schon als abgefeiert galt.Denn um Familienfeiern drückt sich Ulrich Heinrich, der 1998 als die für ihn drei wichtigsten Dinge außerhalb seiner politischen Tätigkeit "meine Familie, mein landwirtschaftlicher Betrieb und Freundschaften pflegen" genannt hatte, keineswegs. Und anderen zu gratulieren, fällt ihm auch nicht schwer, nur er selbst steht nicht so gern in der Mitte oder gar im Rampenlicht.Nur durch Zufall ist Ulrich Heinrich kein gebürtiger Hohenloher, dem Herzen nach ist er es schon sehr früh geworden. Seine Familie stammte aus Großhirschbach, allerdings war sein Vater als Förster zwischendurch in Tettnang tätig. Von dort zog die Mutter 1946 nach dem Tod des Vaters wieder auf den elterlichen "Grafenhof" im damaligen Landkreis Öhringen zurück, der verpachtet war.Bis Ulrich Heinrich dann 1964 als 25-Jähriger selbst den Hof übernahm, hatte er eine gediegene landwirtschaftliche Ausbildung hinter sich und auch ein Stück der großen weiten Welt nicht nur gesehen, sondern auch intensiv erlebt. Nach Ackerbauschule an der Uni Stuttgart-Hohenheim, Verwaltertätigkeit und Wehrdienst konnte er zwei Jahre lang als Austauschstudent in den USA Erfahrungen sammeln. Als Landwirtschaftsmeister bewirtschaftete er bis zur Übergabe 2002 an seinen Sohn Christian seinen Hof mit 40 Hektar Ackerland, drei Hektar Grünland und zwei Hektar Wald. Schweine, seit den Achtzigerjahren nur noch von der Schwäbisch Hällischen Rasse, und 3000 Hühner sind die beiden Einkommensschwerpunkte des Betriebes, in dem die Mithilfe des Sohnes zunehmend größer wurde, seit Ulrich Heinrich 1987 in den Bundestag einrückte.Nach drei Fehlversuchen 1976 (Bundestag), 1980 und 1984 (jeweils Landtag) klappte es 1987 erstmals mit einem Mandat für die Hohenloher FDP im Bund. Nach einer Zitterpartie bis Mitternacht stand schließlich fest, dass der 9. Platz auf der FDP-Landesliste noch ausgereicht hatte. Seither kam Heinrich bei jeder Wahl über die Landesliste in den Bundestag. Vor allem als Agrarpolitischer Sprecher und Parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion machte er sich einen Namen. Zurzeit ist er Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union.Auch vor Ort war und ist Heinrich engagiert: unter anderem als Stadtrat in Neuenstein über zwei Wahlperioden und heute noch als stellvertretender Vorsitzender des Bauernverbandes Hohenlohekreis.