Theaterstück in Künzelsau zeigt: So dreist gehen Verbrecher beim Enkeltrick vor
Der Verein Heilbronner Stimme/ Menschen in Not unterstützt "Tatort Telefon". Das Theaterstück warnt in Künzelsau Senioren vor Telefonbetrügern und fiesem Enkeltrick.

Vergnügt reibt sich Edgar Denzinger die Hände. Gerade hat er einen Apfelkuchen in den Backofen geschoben, appetitlicher Duft durchzieht die Wohnung. Da klingelt das Telefon - und der Enkeltrick-Albtraum beginnt.
"Hallo Opa, weißt du, wer dran ist?", wimmert eine Stimme. "Ich hatte einen schrecklichen Unfall, habe eine schwangere Frau totgefahren. Die Polizei lässt mich nur gegen eine Kaution von 20.000 Euro vorübergehend frei. Kannst du das Geld bis in drei Stunden besorgen? Dann kommt ein Staatsanwalt bei dir vorbei und holt die Summe ab."
Enkeltrick: Betrüger geben sich als Polizisten oder Ärzte aus
Enkeltrick-Betrüger oder Schockanrufer bedienen sich unterschiedlicher Szenarien: Mal geben sie sich als Ärzte aus, die Geld für die Spezialbehandlung eines Verwandten im Krankenhaus fordern, mal erklären sie, Polizisten zu sein und zu wissen, dass es Einbrecher auf die Wohnung des Angerufenen abgesehen haben.
Da sei es doch das Beste, alle Wertgegenstände einem Boten mitzugeben, den man gleich zur Abholung vorbeischickt. Dass Geld und Schmuck für den Angerufenen und Opfer des Enkeltrick-Betrugs dann auf Nimmerwiedersehen verschwunden sind, verschweigen die Kriminellen am Telefon natürlich.
Enkeltrick-Betrug: Erbeutete Geld-Summen werden immer höher
"Der Enkeltrick und ähnliche Anrufe sind immer noch ein großes Thema, trotz der medialen Präsenz dieser Betrugsmasche", erklärt Polizeioberkommissar Thomas Handel von der polizeilichen Präventionsstelle Künzelsau. Die Fallzahlen sind in Baden-Württemberg rückläufig. Die durchschnittliche Schadenssumme, wenn arglose Bürger auf die Betrüger hereinfallen, steigt jedoch. Umso wichtiger ist es daher, Menschen für das oft geschickte Vorgehen der Verbrecher zu sensibilisieren. Vor allem Senioren, die am häufigsten Opfer der Betrüger sind.
Der Verein Künzelsauer Seniorinnen und Senioren hat deshalb die ehemaligen Hauptkommissare Paul Mejzlik und Werner Mast in den Gemeindesaal der katholischen Kirchengemeinde Künzelsau eingeladen. Das Duo ist Teil der Gruppe "Die Theaterexperten" und führt in dem gut einstündigen Stück "Tatort Telefon" interaktiv, kurzweilig und mit Humor Szenarien der Betrüger vor. Eine Spende des Vereins Menschen in Not deckte einen Teil der Veranstaltungskosten, sodass die rund 100 Besucher das Stück kostenlos anschauen konnten.
Enkeltrick-Betrug: Verbrecher setzen Opfer unter Druck und Stress
Werner Mast, der die Rolle des arglosen Opfers Edgar Denzinger übernahm, erklärte: "Die Telefon-Betrüger setzen die Angerufenen unter Stress und appellieren an deren Gutmütigkeit und Pflichtgefühl, vermeintlich in Not geratenen Verwandten helfen zu müssen. Besonders stark wird der Druck, wenn die Anrufe mitten in der Nacht erfolgen." Paul Mejzlik ergänzt: "Sobald die Emotionen erreicht sind, ist das Rationale ausgeschaltet. Die Geschädigten handeln dann wie in Trance und können sich im Nachhinein kaum erklären, wie sie auf den Betrug hereinfallen konnten."
Die Scham ist oft groß, sodass bei Weitem nicht alle Fälle zur Anzeige kommen. Dabei ist es wichtig, auch die Betrugsversuche zu melden, wie Thomas Handel nach dem Stück betonte: "Wenn in einer Region vermehrt Versuche auftreten, können wir über die Medien Warnungen herausgeben." Der Oberkommissar erklärte: "Wenn im Zusammenhang mit der Polizei Geldforderungen aufkommen, ist es in jedem Fall Betrug. Dann sollte man sich gar nicht darauf einlassen - und sofort auflegen."
Künzelsau: Wertvolle Tipps bei Theaterstück zum Enkeltrick
Bei den Besuchern kam der Nachmittag mit den Hintergrundinfos des Präventionsexperten gut an. "Das Stück war unterhaltsam und die Hinweise hilfreich", sagte Anneliese Rapp aus Künzelsau. Und Berta Gramlich hatte sogar schon einmal selbst einen Betrüger am Telefon: "Da habe ich gleich aufgelegt."


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