Sternekoch Steffen Mezger führt die Jagstmühle in Heimhausen
Nach fast 20 Wanderjahren durch Sterneküchen leitet Steffen Mezger nun mit Ehefrau Nadine die Heimhausener Jagstmühle, wo sie regionale Küche aus der Heimat servieren.

In Hohenlohe hat er Kochen gelernt, im Bayrischen Hof in München den ersten Stern erkocht, in der Residenz Heinz Winkler den zweiten - jetzt ist Steffen Mezger nach fast 20 Wanderjahren zu seinen Hohenloher Wurzeln zurückgekehrt und steht im Landgasthof und Hotel Jagstmühle in Heimhausen am Herd. Zusammen mit Ehefrau Nadine will er dort für frischen Wind sorgen. Auch kulinarisch: Im Restaurant "Heimatliebe" mit regionaler Küche, im "Mahlwerk" mit "produktverliebter" Gourmetküche. "Noch vor fünf Jahren hätte ich das ausgeschlossen", sagt er über seine Rückkehr in die alte Heimat.
Gemeinsame Arbeit
Eingefädelt hat das Heinz Schiebenes, den die Familie von EBM-Papst-Gründer Gerhard Sturm mit der Suche nach einem Nachfolger für Hubert Retzbach beauftragt hatte, der in Rente ging. "Gefragt war ein Ehepaar, das Küche und Hotel gemeinsam führt", präzisiert Schiebenes. Dabei sei er schnell bei Steffen Mezger gelandet, den er seit seiner Zeit als Hotelchef im Panoramahotel Waldenburg schätzt. "Ich habe den verlorenen Sohn wieder nach Hohenlohe gebracht", schmunzelt Schiebenes. "Wer weiß, vielleicht wird er ja mal der Eiermann von Heimhausen", spielt er auf Eiermanns kulinarische Strahlkraft an. Ganz leicht sei ihm der Schritt nicht gefallen, räumt Steffen Mezger ein. Hatte er doch "ein schönes Haus am Chiemsee" und auch die Stelle im Gut Edermann "hat gepasst".
"In der Jagstmühle haben wir mehr Freiräume, können sie führen, wie wenn sie uns selbst gehört, und gemeinsam was entwickeln", benennt Mezger einen der Gründe für seine Rückkehr.
Prominente Förderer
Ein wichtiger Förderer sei Lothar Eiermann gewesen. Aber auch Olaf Pruckner (Altes Amtshaus) und Sepp Wimmesberger (Panoramahotel Waldenburg). In der Jagstmühle sieht er ein "riesiges Potenzial, das in den letzten Jahren etwas im Dornröschenschlaf lag". Aus dem wollen die Mezgers die Mühle nun mit vielen Ideen und Plänen wachküssen. Seine Devise: "Für mich gibt"s nur ein Gas und das ist Vollgas." Was die neuen Gastgeber ihren Gästen bieten wollen, könnte man so auf den Punkt bringen: raus aus Stress und Alltagsmühle, rein in die Genuss- und Wohlfühl-Mühle. So wollen sie das Hotel "unter den Top Zehn in Baden-Württemberg" platzieren und "die Belegungszahlen nach oben bringen".
Für Abwechslung sollen Arrangements und "monatliche kulinarische Aktionen" sorgen, vom Winzer-Zirkel über Schlachtfest und Après-Ski-Party bis hin zum Trüffelmenü. Kulinarisch will Mezger "weder Wanderer noch Radler vergraulen" und zweigleisig fahren. Im Restaurant "Heimatliebe" in der Mühlenscheune mit regionalen Klassiker an seine Vorgänger anknüpfen, im "Mahlwerk" im Haupthaus eine finessenreiche Gourmetküche mit Fokus auf Edelviktualien von Gänseleber bis Steinbutt.
Alles über den Kochstil
"Schlicht, produktverliebt, maximal vier Grundprodukte auf dem Teller", beschreibt Mezger seinen Stil. Sein Credo: "Kein Wischi-Waschi, kein Geschwurbel á la an, auf und unter, sondern Gerichte mit Dampf dahinter, die auf der Zunge knallen." In der bisherigen Mühlen-DNA mit ihrem bewussten Fokus auf Nachhaltigkeit und regionale Produkte sieht er eher eine "Einschränkung" und will "nicht auf die klassischen Edel-Viktualien verzichten". Für ihn zählt "ausschließlich die Produktqualität, denn nur weil eine Ente hier schwimmt, ist sie noch lange nicht besser". Doch wenn die Qualität stimmt, würde er "auch regionale Produkte kaufen".
Will er auch in der Jagstmühle nach den Sternen greifen? Da redet er erst mal um den heißen Brei und meint: "Ich nehme an, dass der irgendwann kommt." Wer eines seiner Gerichte oder Menüs probiert, hat da keine Zweifel. Auch Altmeister Eiermann nicht: "Absolut gut, sehr klassisch, ein Stern superior", sagt er nach dem Genuss von Mezgers Trüffelmenü.

