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Stefan Neumann siegt bei BM-Wahl in Künzelsau

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Künzelsau - Stefan Neumann strahlt mit seiner frisch angetrauten Nina um die Wette. Viel deutlicher hätte sich der Kämmerer von Putzbrunn kaum gegen seine vier Mitbewerber durchsetzen können. Mit 56,7 Prozent hat Künzelsau klargestellt, dass es keinen zweiten Wahlgang braucht.

Von Matthias Stolla
Die Künzelsauer scheinen von sich selbst überrascht: Mit überwältigender Mehrheit haben sie einen 27-Jährigen in Jeans und ohne Krawatte zu ihrem neuen Bürgermeister gewählt. Stefan Neumann strahlt mit seiner frisch angetrauten Nina um die Wette. Viel deutlicher hätte sich der Kämmerer von Putzbrunn kaum gegen seine vier Mitbewerber durchsetzen können. Mit 56,7 Prozent hat Künzelsau klargestellt, dass es keinen zweiten Wahlgang braucht.




Glückwünsche

Im Rathaushof sind mehrere Hundert Künzelsauer ganz aus dem Häuschen, fallen ihrem neuen Stadtchef und seiner Frau beinahe um den Hals. Es menschelt gewaltig in der Kreisstadt. Abgesehen von den unterlegenen Kandidaten und ihren Angehörigen ist kaum ein enttäuschtes Gesicht zu sehen. Im Gegenteil. Noch ehe sich alle zum Glückwunschdefilee aufstellen, springen die ersten nach vorne und gratulieren den Neumanns. Nicht wenige zeigen deutlich ihre Erleichterung darüber, dass ihr Wunschkandidat gewonnen hat.
Siegessicher Eine Stunde zuvor schien noch alles offen. Kandidat Stefan Kraut begrüßt siegessicher Besucher im Rathausfoyer. Neumann ist aufgeregt. Ob es einen zweiten Wahlgang geben wird? „Wegen mir muss es nicht sein“, sagt er.

Nach und nach kommen immer mehr Künzelsauer ins stickige Foyer, und auch die übrigen Kandidaten warten auf Ergebnisse. Das erste kommt aus Steinbach mit stolzen 81,6 Prozent für Neumann. Der bleibt gefasst. Die anderen Kandidaten - Kraut, Harald Ehrler, Gerhard Vogel und Josef Angebrandt – versuchen das auch, mit wechselndem Erfolg. Kraut will um 18.35 Uhr noch nichts sagen. Immerhin ist ja noch nicht einmal die Hälfte der Stimmen ausgezählt. Aber der Trend verfestigt sich. „Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, das wird so bleiben“, stellt Ehrler fest. Und auch für Gerhard Vogel ist die Sache gelaufen.

Der Fokus richtet sich immer deutlicher auf den Sieger aus. Der Bundestagsabgeordnete Christian von Stetten sucht das Gespräch mit dem so gut wie gewählten Bürgermeister-Ehepaar. Je mehr Ergebnisse aus den 18 Wahlbezirken plus Briefwahl auf der Leinwand erscheinen, desto weniger gelingt es Stefan Neumann, seine Freude zu verbergen. Die Jeans an seinen Beinen, könnte bedeuten, dass er gar nicht mit einem Wahlsieg gerechnet hat. Neumann widerspricht. „In dieser Stadt darf ein Bürgermeister Jeans tragen“, sagt er und betont, „ich bin ja der, der ich bin“.

Beifall


Gegen 18.50 Uhr verkündet Bürgermeister Volker Lenz das Ergebnis. Mehrmals brandet Beifall auf im Rathaushof – auch und gerade, als Café-Chefin Gabi Heigold ihren neuen Bürgermeister herzt.

Einzig die geringe Wahlbeteiligung trübt das Ergebnis: Mit 47,6 Prozent liegt sie weit unter den Erwartungen. Das zeigt auch die Reaktion des Publikums: laut vernehmbares Grummeln. Stefan Neumann umschifft auch diese Klippe mit jugendlichem Charme: „An der Wahlbeteiligung können wir sicher noch arbeiten, aber erst in acht Jahren.“

Kommentar „Neuanfang“


Respekt! Im ersten Anlauf hat sich Stefan Neumann den Chefsessel im Künzelsauer Rathaus erobert. Ein 27-Jähriger wird also am 1. September Bürgermeister der Kreisstadt. Dass der junge Kämmerer aus Putzbrunn seine Mitbewerber hinter sich ließ, dürfte nur wenige überrascht haben. Die Charme-Offensive des Diplom-Veraltungsfachwirts zeigte beinahe täglich Wirkung in der Stadt. In Wahlveranstaltungen punktete er mit Fachkenntnis und Schlagfertigkeit, wenngleich ihn sein Drang, das eigene Wissen unter Beweis zu stellen, manchmal übers Ziel hinaus schießen ließ.

Dennoch: Einen derart überragenden Wahlsieg hatten nur wenige auf ihrer Rechnung, die allermeisten rechneten so sicher mit einem zweiten Wahlgang am 18. Juli, dass mancher zum ersten gar nicht erst an die Urne wollte. Wer Neumann nicht haben wollte und ihm den Sieg nicht zutraute, hat sich verpokert.

Respekt gebührt auch den Künzelsauern, die sich nach 24 Jahren mit dem alten Hasen Volker Lenz jetzt für einen Jungfuchs entschieden haben. Ein erfahrener Bürgermeister, der seine Eignung bereits andernorts bewiesen hat, wäre ihnen lieber gewesen – gewiss. Auf Nummer sicher zu gehen war aber nicht drin in dieser Wahl. Dafür hat Neumann die Chance, in Künzelsau Erfahrungen und Erfolge zu sammeln. Natürlich steckt auch in dieser Chance das Risiko des Scheiterns. Gut, dass die Künzelsauer genug Mut haben, sich dem Zauber eines Neuanfangs anzuvertrauen.


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