SPD wählt Kevin Leiser zum Direktkandidaten für den Bundestag im Wahlkreis Hohenlohe
Der Hohenloher Bundestagsabgeordnete Kevin Leiser tritt 2025 wieder zur Bundestagswahl an. Mit welchem Programm er antritt und was Leiser vom Bundeskanzler hält

Es ist eine niedergeschlagene SPD, die sich am Samstag in der Künzelsauer Stadthalle zur Wahl des Direktkandidaten für den Bundestags-Wahlkreis Schwäbisch Hall-Hohenlohe versammelt hat. Die Ergebnisse der jüngsten Kommunal- und Europawahlen haben Spuren hinterlassen. Stadtrat und Kreisrat Patrick Wegener aus Öhringen erklärt, dass das Ausscheiden bekannter Kandidaten und der Bundestrend das Ergebnis der Kommunalwahlen beeinflusst hätten: "Das sind Personenwahlen." Viele SPD-affine Wähler seien nicht zur Europawahl gegangen. "Diese Wähler wollen wir wiedergewinnen", formuliert er ein Ziel.
Was sind die Kernthemen der SPD? Eine Frau im Landesvorstand klärt auf
Mit ihrem Grußwort will Jasmina Hostert, stellvertretende Landesvorsitzende der Partei, den Mitgliedern Zuversicht für die Bundestagswahl 2025 und die Landtagswahl 2026 vermitteln. "Die SPD hat die Herzen der Wähler nicht erreicht" oder "Wir haben zu wenige Themen eingebracht" sind ihre Erklärung für das Wahlergebnis. Sie erinnert an den "Spirit der letzten Wahl": "Da waren die Umfrageergebnisse teils noch schlechter" - und an die Kernthemen der SPD: soziale Gerechtigkeit, Fokus auf die arbeitende Mitte und Zusammenhalt in der Gesellschaft. "Wer steht sonst dafür, außer der SPD?" fragt sie.
Die Wahl des Kandidaten ist letztlich unspektakulär - das Ergebnis aber schon
Kevin Leiser (30) tritt ein zweites Mal an, er ist einziger Kandidat. Mit 47 von 47 Stimmen erzielt er ein Traumergebnis, von dem er spontan überwältigt ist. Das Ergebnis hat er sicherlich auch seiner Bewerbungsrede zu verdanken, mit der er die Anwesenden überzeugt: Er streift seine Tätigkeit im Bundestag und im Wahlkreis - und für das, was er von dort berichtet, erhält er mehrfach Beifall, etwa wenn er sagt: "Es kann nicht entweder äußere oder soziale Sicherheit geben, die beiden gehören zusammen."
Was Leiser vom großen Konkurrenten CDU hält
Er schaut in die Vergangenheit und merkt an, dass die großen Problemfelder dort sind, wo die CDU die Ministerien besetzt hatte: "Die können inhaltlich gar nichts" - es ist eine Wahlkampfrede. Für drei Anliegen will sich Leiser "zugespitzt und ohne Kompromisse" einsetzen: Einheitliche Rentenversicherung für alle, einheitliche Krankenversicherung für alle und eine höhere Besteuerung von Reichen. "Wenn wir Steuersätze wie in den kommunistischen USA oder Großbritannien hätten, brächte uns das jährlich 100 Milliarden ein", wird er auch mal ironisch und erhält Applaus.
Als Leiser über den Bundeskanzler spricht, tun sich Meinungsverschiedenheiten auf
Ausgerechnet beim rhetorischen Höhepunkt seiner Rede, als er von Immanuel Kants "Habe Mut" auf "Der Olaf wird das schon machen" überschwenkt, bleibt der Saal stumm. Mit diesem Satz kann Stadtrat Hans-Jürgen Saknus aus Künzelsau wenig anfangen: "Das ist das Merkelsche "Wir schaffen das", da müssen wir uns anders positionieren", meint er. Es ist die Rolle von Bundeskanzler Olaf Scholz, die die Mitglieder bewegt, das wird in Gesprächen deutlich. Dass die Koalition den Koalitionsvertrag abarbeitet und sozialdemokratische Anliegen umgesetzt habe, darüber sind sich alle einig.
Ein langjähriger Genosse aus dem Kochertal antwortet auf die Frage, warum Olaf Scholz diese Erfolge nicht gut kommuniziert: "Da müssen Sie ihn selber fragen." Wenn es um Scholz geht, wird es oft unkonkret, wird nur angedeutet. Patrick Wegener kennt Olaf Scholz aus seiner Arbeit: "Er weiß, was er tut. Aber er ist kein Treiber der Kommunikation", stellt er fest: "Er muss uns Mitgliedern sagen, was er will."
Das Thema soziale Gerechtigkeit hat Johannes Rosovits aus Crailsheim bewegt, in die SPD einzutreten. Erst seit drei Wochen ist er Mitglied, er stellt fest: "Die Stimmung ist unterschiedlich. Aber es werden Zeiten kommen, wo sie wieder besser wird."
Kevin Leiser: Das ist der Kandidat
Die SPD hat den Bundestagsabgeordneten Kevin Leiser einstimmig erneut zum Direktkandidaten für die Bundestagswahl 2025 gewählt. Bei der Wahl 2021 erreichte er mit 19,1 Prozent der Erststimmen Platz zwei und rückte über die Landesliste der SPD in den Bundestag ein. Dort beschäftigt er sich mit den Themen Verteidigung und den Lebensverhältnissen im ländlichen Raum.
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