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Kreistag bereitet Hochgeschwindigkeits-Internet den Weg

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Die Räte des Hohenlohekreises stimmten in ihrer jüngsten Sitzung der Beteiligung des Landkreises am neuen Gigabit-Kompetenzzentrum der Region Heilbronn-Franken zu: Der flächendeckende Glasfaser-Ausbau soll im Kreis bis 2026 realisiert werden.

von Christian Nick
Endlich ran an den Anschluss zum rasanten Internet der Zukunft: Nachdem Pläne des Kreises für eine eigenen Hochgeschwindigkeits-Datenautobahn vor zwei Jahren beerdigt wurden, greift man gerne auf das Angebot der Region zurück. 
Foto: Archiv/dpa
Endlich ran an den Anschluss zum rasanten Internet der Zukunft: Nachdem Pläne des Kreises für eine eigenen Hochgeschwindigkeits-Datenautobahn vor zwei Jahren beerdigt wurden, greift man gerne auf das Angebot der Region zurück. Foto: Archiv/dpa  Foto: Uli Deck

Am Ende herrscht fast umfassende Einigkeit: Bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung beschließt der Kreistag nach zahlreichen Wortbeiträgen der Räte die Beteiligung des Landkreises am neuen Gigabit-Kompetenzzentrum (GKZ): Rund 23 600 Euro fließen künftig jährlich hierfür. Mit dem GKZ sollen knapp 100 Kommunen in der Region Heilbronn-Franken in den kommenden Jahren endlich flächendeckend zukunftsfähiges Hochgeschwindigkeits-Internet per Glasfaserkabel bekommen.

Von Andreas Schumm, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Heilbronn Franken, die das GKZ verantwortet, erfahren die Mandatsträger zuvor auch den genauen Zeitplan für den Landkreis: "Wir sind schon mit allen Kommunen im Gespräch", so Schumm. Es werde im Kreis zwei Ausbaustufen geben; die erste davon solle noch in diesem Jahr begonnen werden, die zweite dann unmittelbar folgen. "Wir gehen davon aus, dass wir den Hohenlohekreis in den nächsten vier bis fünf Jahren komplett erschließen können." Bis Ende 2026 sollen also sämtliche Haushalte, die das wollen, einen Glasfaser-Zugang bis ins eigene Gebäude bekommen.

Großer Optimismus, aber auch kritische Fragen

Landrat Matthias Neth spricht von einer "riesengroßen Chance für uns als Region". Man stehe "nun da, wo wir vor einem Jahr nicht gedacht hätten", sagt Neth - ehe er an die gescheiterten Pläne für eine eigene Datenautobahn des Kreises erinnert: "Warum nicht schon vor fünf Jahren?", stellt sich der oberste Kreisbeamte selbst die rhetorische Frage - um denn auch gleich zu konzedieren: "Natürlich sind wir spät dran." Doch das einst geplante Backbone-Netz sei nicht nur zu teuer, sondern habe sich mittlerweile als nicht mehr zeitgemäß erwiesen.

Andreas Schumm, Geschäftsführer der Wirtschaftregion, stellt das Projekt vor.
Andreas Schumm, Geschäftsführer der Wirtschaftregion, stellt das Projekt vor.  Foto: Nick, Christian

Wie GKZ-Chef Schumm den Räten im Plenum berichtet, werden voraussichtlich alle 16 Kreiskommunen mit ans Lichtgeschwindigkeits-Netz kommen: Auch Waldenburg und Pfedelbach, die bereits dem Zweckverband Breitband des Kreises Hall beigetreten sind, sollen über diesen integriert werden. "Intensive Gespräche" führe man hier.

Das Angebot des eigenwirtschaftlichen Ausbaus - über eine Milliarde Euro wird die Infrastruktur in der Region kosten - , das der Partner des GKZ mithilfe der Vorfinanzierung eines kanadisches Finanzdienstleistungsunternehmens stemmen will, stößt sodann bei den Kreisräten auf große Zustimmung - aber es gibt durchaus auch kritische Fragen und Anmerkungen.

Das Projekt sei "nur zu begrüßen", sagt etwa Otto Weidmann (Freie Wähler) - doch die Infrastruktur nur ein "Baustein" digitaler Zukunftsfähigkeit: Auch die Digitalisierung der Bildungsstätten sowie der Verwaltungen müssten noch stärker forciert werden.

GKZ-Chef: Riesensumme ist gesichert

Und die Kreisräte in der Öhringer Kultura hören aufmerksam zu: Alle 16 Kommunen des Landkreises sollen bis 2026 Internet in Lichtgeschwindigkeit erhalten.
Fotos: Nick
Und die Kreisräte in der Öhringer Kultura hören aufmerksam zu: Alle 16 Kommunen des Landkreises sollen bis 2026 Internet in Lichtgeschwindigkeit erhalten. Fotos: Nick  Foto: Nick, Christian

Wie es um die Vorvermarkung und Finanzierung denn genau bestellt sei, interessierte seinen Fraktionskollegen Robert Böhnel: Das Unternehmen finanziere sich wesentlich über die Entgelte der Nutzer - die Kosten der Zweijahres-Verträge sollen nicht höher sein als für einen "traditionellen" Kupferkabel-Anschluss - sowie bei einer Open-Access-Struktur auch durch Gebühren anderer Provider. Die Phase der Vorvermarktung dauere rund drei Monate: Neben Medien-Werbung soll es auch Bürgerveranstaltungen und neue GKZ-Läden vor Ort geben, um in möglichst vielen Kommunen die erforderliche Beteiligungsquote von 35 Prozent zu erreichen.

Ob man sich überdies um Zuschüsse bemühe, will AfD-Rat Anton Baron wissen. Schumm: "Es sind keine mehr notwendig, höchstens in ganz abgelegenen Gebieten."

Eine nicht unwesentliche Frage stellt gegen Ende der Aussprache dann Grünen-Rätin Katharina Krehl: Was passiere, wenn der Investor das Geld entziehe oder seine Anteile verkaufe? Man sei rechtlich abgesichert, betont Schumm. Die Verträge müssten eingehalten werden - und die Finanzierung der Riesensumme von über einer Milliarde Euro so gesichert. Besagter Finanzdienstleister sei darüber hinaus bereits seit drei Jahrzehnten im Bereich Internet-Ausbau aktiv. Der Hausanschluss werde im Zuge der Vorvermarktung kostenlos gelegt, die Gebühr betrage bei garantierten 600 Megabit pro Sekunde im ersten Jahr 25 und im zweiten Jahr 65 Euro.

Institution 
Das Ende März offiziell gegründete GKZ – angesiedelt als Abteilung bei der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken (WHF) und finanziell unterstützt von den Kreisen und vom Regionalverband – soll den Ausbau des schnellen Netzes in der Region endlich auf Hochgeschwindigkeit bringen. In vielen Räten der Kreisgemeinden steht der Beitritt gegenwärtig zur Abstimmung. Die Vermarktungsaktionen beginnen bereits ab 2. Juli in 18 Kommunen des Landkreises Heilbronn. 

 

 
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