Stimme+
Künzelsau
Lesezeichen setzen Merken

Siebenjähriger wurde erwürgt - Tatverdächtige schweigt

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Im Fall eines toten Siebenjährigen in Künzelsau sitzt die Kindersitterin des Jungen wegen Totschlags in Untersuchungshaft. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Heilbronn ist die 69-Jährige derzeit die einzige Verdächtige.

Von Adrian Hoffmann und dpa
In diesem Haus wurde das tote Kind gefunden. Foto: Adrian Hoffmann
In diesem Haus wurde das tote Kind gefunden. Foto: Adrian Hoffmann

Der sieben Jahre alte Junge, der in Künzelsau tot im Haus einer Bekannten der Familie entdeckt wurde, ist erwürgt worden. Zu diesem Schluss kommen Gerichtsmediziner nach der Obduktion des Jungen. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag gemeinsam mitteilten, habe die Gewalteinwirkung gegen den Hals des Jungen zu dessen Tod geführt. Das Kind war am Samstagmorgen vom eigenen Vater leblos in einer Badewanne entdeckt worden. Der Siebenjährige sei den bisherigen Ermittlungen zufolge nicht ertrunken.

Wie es zu der Tat kam, ist Gegenstand der Ermittlungen. „Hierzu kann am ehesten die Beschuldigte beitragen“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Heilbronn. „Wir sind froh, dass wir so schnell eine tatverdächtige Person gefunden haben.“

Die Tatverdächtige wird von einem Anwalt vertreten und schweigt mittlerweile zu den Tatvorwürfen, heißt es von Seiten der Polizei und Staatsanwaltschaft.

Nach der Obduktion der Leiche wurde Haftbefehl wegen Totschlags gegen die Frau erlassen. „Sie ist bisher die einzige Verdächtige“, bestätigte der  Sprecher der Staatsanwaltschaft am Montag. Man gehe nicht davon aus, dass weitere hinzukommen. Nach derzeitigem Ermittlungsstand lebte die Frau allein in dem Einfamilienhaus in Künzelsau.

Bürgermeister Neumann „tief bestürzt“

Am Montagmittag waren erneut Ermittler der Kriminalpolizei vor Ort, um Spuren zu sichern. Foto: Adrian Hoffmann
Am Montagmittag waren erneut Ermittler der Kriminalpolizei vor Ort, um Spuren zu sichern. Foto: Adrian Hoffmann

Unterdessen hat Bürgermeister Stefan Neumann der Familie sein Mitgefühl ausgesprochen. „Über den Tod des siebenjährigen Jungen aus Künzelsau sind wir zutiefst bestürzt. Jeder Mensch und wer selbst Kinder hat umso mehr, kann verstehen, dass so ein Fall zu den schrecklichsten Dingen gehört, die man sich vorstellen kann“, sagte Neumann gegenüber der Heilbronner Stimme.

Nach Angaben der Polizei hatte der Junge in der Nacht auf Samstag im Haus der 69-jährigen Frau übernachtet. Als die Eltern ihn abholen wollten, machte zunächst niemand auf. Die Pflegeoma war nicht vor Ort. Mit Hilfe eines Nachbarn seien sie in die Wohnung gelangt, wo sie ihren Sohn leblos auffanden. Ein Notarzt hatte nur noch den Tod feststellen können. Die 69-Jährige, bei der sich der Junge aufgehalten hatte, war zunächst spurlos verschwunden. 

Viele offene Fragen

Wie ein Sprecher mitteilte, habe das Kind nicht zum ersten Mal dort geschlafen. Das Kind habe nicht in der Nachbarschaft gelebt, sagte der Polizeisprecher auf Nachfrage. Angaben zum Wohnort der Eltern machte er aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes keine. Die 69-Jährige wurde am Samstagabend festgenommen. Am Sonntag kam sie in Untersuchungshaft. 

Der Familie sei die Tat ein Rätsel, heißt es in Polizeikreisen. Das Verhältnis zur Pflegeoma war sehr herzlich. Das Kind übernachtete seit fünf Jahren immer mal wieder dort, ging gerne hin. Es bestand ein großes Vertrauensverhältnis. Am Sonntagmorgen wurde der Leichnam des Jungen obduziert. 

Ein Mann, der die Beschuldigte kennt und ebenfalls ihren bereits 2005 verstorbenen Ehemann kannte, ist fassungslos über das Geschehen. Die 69-Jährige beschreibt er als „herzensgute Frau“, jedenfalls habe er diesen Eindruck von ihr gehabt. Auch ihm stelle sich die Frage, „wie so etwas passieren konnte“. Er fühle mit der Familie – „Wir können uns das nicht vorstellen“ – und empfinde den Tod des Jungen als sehr tragisch. Ein Junge, der in der Straße Zeitungen austrägt, sagte, die Frau sei „immer freundlich“ gewesen.

Großfahndung nach 69-Jähriger

Auf einer Gartenmauer wurden Blumen und eine Kerze für den Siebenjährigen abgelegt. Foto: Adrian Hoffmann
Auf einer Gartenmauer wurden Blumen und eine Kerze für den Siebenjährigen abgelegt. Foto: Adrian Hoffmann

Die Ermittler fahndeten am Samstag mit einem Großaufgebot an Kräften nach der Frau, mit mehreren Streifen und einem Polizeispürhund. Auch ein Hubschrauber war im Einsatz. Ein Zeuge hatte schließlich den entscheidenden Hinweis gegeben und Polizisten konnten die Frau am Abend gegen 21.30 Uhr in Künzelsau aufspüren. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Heilbronn ist die 69-Jährige derzeit die einzige Verdächtige. 

Am Samstag war die Spurensicherung im unscheinbar wirkenden Haus in der Gaisbacher Straße im Einsatz. Wo genau im Haus und wie der siebenjährige Junge aufgefunden wurde, dazu wollte der Polizeisprecher keine Details nennen.

Auch zwei Tage nach dem Auffinden des toten Jungen ist das Haus noch immer mit einem Absperrband der Polizei gesichert. Auf der Gartenmauer steht eine Kerze und liegen Rosen als Zeichen der Trauer.

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben