Senioren im Pflegeheim misshandelt?
Blaufelden - Sie habe "die Menschen zu Marionetten gemacht", werfen zwei Mitarbeiterinnen der Heimleiterin des Altenzentrums Blaufelden vor, der nun fristlos gekündigt wurde. Die Angehörige eines Bewohners hatte die Heimleiterin wegen körperlicher und verbaler Misshandlung angezeigt.

Blaufelden - Sie habe "die Menschen zu Marionetten gemacht", werfen zwei Mitarbeiterinnen der Heimleiterin des Altenzentrums Blaufelden vor, der nun fristlos gekündigt wurde. Die Angehörige eines Bewohners hatte die Heimleiterin wegen körperlicher und verbaler Misshandlung angezeigt.
Fehlverhalten
Vorausgegangen war ein Gespräch mit dem Regionaldirektor der Evangelischen Heimstiftung, Karlheinz Pastoors, der die Heimleiterin zunächst beurlaubte und ihr wenige Tage später die fristlose Kündigung aussprach. "Wenn uns Beschwerden oder ein Fehlverhalten bekannt wird", so Pastoors, "reagieren wir sofort." Zu Gründen und Inhalten der Anzeige will er mit dem Hinweis auf das schwebende Verfahren keine Angaben machen. "Mein Papa ist geschlagen und getreten worden", wirft die Tochter des 89-jährigen Mannes der Heimleiterin vor. "Er musste stundenlang auf dem Nachtstuhl ausharren und durfte sein Zimmer nicht mehr verlassen." Die Anzeige wird von der Kriminalpolizei Crailsheim bearbeitet. Sie hat bereits mehrere Personen vernommen. Wann die Ermittlungen abgeschlossen und die Akten (wenn überhaupt) an die Staatsanwaltschaft weitergegeben werden, ist noch offen.
Unterstützung
Unterstützt wird die Anzeige der Angehörigen auch von drei Mitarbeiterinnen des Altenzentrums Sie I bestätigen nicht nur die in der Anzeige erhobenen Vorwürfe, sondern schildern darüber hinaus auch ihre persönlichen Erfahrungen mit der ehemaligen Heimleiterin, die gegen alle grob gewesen sei. "Die hat doch kein Herz", sagt eine der Frauen. Sie hatte die Hilferufe eines stundenlang auf dem Nachtstuhl sitzenden Mannes gehört, durfte aber auf Anweisung der Heimleiterin nicht helfen. Bei Nichtbefolgen "wurde mir mit Konsequenzen gedroht".
Die hat eine ehemalige Mitarbeiterin zu spüren bekommen. Sie hätte nicht mehr zusehen können, wie alte Leute in die Badewanne "geschmissen" wurden, stundenlang auf der Toilette sitzen mussten oder mit Butterbrot und Griesbrei abgespeist wurden. Ergebnis der Kritik: Vier Wochen Spätschicht. Die Menschlichkeit sei immer mehr auf der Strecke geblieben, stellen die drei Frauen übereinstimmend fest.
Die Heimaufsicht des Landkreises Schwäbisch Hall hat von den Vorgängen erst nach der Strafanzeige erfahren. Bei den routinemäßigen jährlichen Heimbegehungen seien keine derartigen Auffälligkeiten erkennbar gewesen, noch seien von Bewohnern oder Mitarbeitern Probleme mit der Heimleitung vorgebracht worden.
Das Altenzentrum Blaufelden wird nun übergangsweise von Regionaldirektor Karlheinz Pastoors geleitet. Die Stelle eines Hausdirektors in hat die Evangelische Heimstiftung bereits ausgeschrieben.