Seltenes Schauspiel am Nachthimmel dank Komet "Neowise"
Der Komet "Neowise" ist hierzulande noch bis Ende Juli mit bloßem Auge am Himmel erkennbar. Erst in 6800 Jahren wird er wieder so gut sichtbar sein wie jetzt. Hobbyastronom Joachim Schröder aus Künzelsau-Gaisbach hat ihn beobachtet.

Als es am Sonntagabend gegen 23 Uhr so weit war, lag Joachim Schröder in Unterhof-Gaisbach auf der Lauer. Der Künzelsauer Hobbyastronom hatte vom Kometen Neowise gehört und drückte wenige Minuten vor 23 Uhr den Auslöser seiner Kamera.
Schon als kleiner Junge konnte sein Vater ihn für Sternbilder begeistern. 1986 trat er der Sternwarte Weikersheim bei. In diesem Jahr tauchte auch der Halleysche Komet am Himmel auf, was nur alle 76 Jahre vorkommt. 2061 möchte Schröder dabei sein, wenn es wieder so weit ist, auch wenn er dann schon 89 Jahre alt wäre.
Selten sind Kometen so gut sichtbar
Das Besondere an Neowise, der auch C/2020 F3 genannt wird, ist, dass er mit bloßem Auge zu sehen ist, meint Schröder. Der letzte Komet, der sich so zeigte, war Hale-Bopp 1997 und West 1976. Mit einer Mischung aus Eis und Dreck ist ein Komet ein "schmutziger Schneeball", sagt Schröder, der als Vertriebsleiter eines Werkzeugherstellers arbeitet.
Durch die Sonne wird aus dem Eis sofort Gas, was als Schweif zu erkennen ist. Nach Schätzungen wird Neowise das nächste Mal erst im Jahr 8845 wieder mit bloßem Auge sichtbar sein. Das liegt daran, dass seine Umlaufbahn durch Jupiter und Saturn gestört, und von 4490 auf 6825 Jahre verlängert wird. Das letzte Mal war er wahrscheinlich 2471 vor Christus sichtbar, in diesem Jahr wurden die drei Pyramiden von Gizeh fertiggestellt.

Am 23. Juli wird Neowise der Erde am nächsten sein. Aktuell ist er zwischen 23 Uhr und 3 Uhr morgens am besten zu bestaunen, der beste Augenblick verlagert sich aber immer weiter nach vorne. Ab dem 18. Juli ist er dann abends in Richtung Norden zu sehen, sofern Wolken nicht die Sicht beeinträchtigen. Weil sich der Komet von der Sonne weg bewegt, verliert er an Helligkeit.
"Für ungeübte Beobachter liegt der beste Beobachtungszeitraum zwischen dem 15. und dem 25. Juli", sagt Manfred Gaida, Astronom beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt.
Neowise wurde erst im März entdeckt
Besonders an Neowise ist, dass er erst Ende März vom Weltraumteleskop Wise entdeckt wurde, woher er auch seinen Namen hat, erklärt Markus Emmerich von der Sternwarte der Experimenta in Heilbronn. Im Gegensatz zu Asteroiden verlieren Kometen an Masse. Das ist bei Asteroiden nicht der Fall, denn diese bestehen aus Eisen oder Stein. Der Schweif von Kometen zeige übrigens immer weg von der Sonne, daraus lässt sich laut Emmerich nicht die Flugrichtung ableiten.