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Schockanrufe schockieren Polizeichef

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Kriminalstatistik - Die Masche ist dreist, aber erfolgreich: Anrufer geben vor, dass ein Verwandter einen Unfall hatte, bei dem ein Mensch verletzt worden sei. Nun brauche er dringend Geld, um nicht eingesperrt zu werden oder die Klinikkosten zu bezahlen. Auf diesen miesen Trick fielen im Jahr 2012 acht Bürger im Hohenlohekreis herein.

Von unserem Redakteur Ralf Reichert

Seit 2008 gibt es bei der Polizeidirektion den Schwerpunktbereich "Internetkriminalität" − eine Reaktion auf die steigenden Fälle im Kreis.Foto: Fotolia/Edelweiss
Seit 2008 gibt es bei der Polizeidirektion den Schwerpunktbereich "Internetkriminalität" − eine Reaktion auf die steigenden Fälle im Kreis.Foto: Fotolia/Edelweiss

Kriminalstatistik - Die Masche ist dreist, aber erfolgreich: Anrufer geben vor, dass ein Verwandter einen Unfall hatte, bei dem ein Mensch verletzt worden sei. Nun brauche er dringend Geld, um nicht eingesperrt zu werden oder die Klinikkosten zu bezahlen. Auf diesen miesen Trick fielen im Jahr 2012 acht Bürger im Hohenlohekreis herein − und verloren viel Geld. Richard Diesch nennt dieses Vorgehen "widerwärtig". Der Chef der Polizeidirektion Künzelsau ist schockiert über die Schockanrufe, denen meist Russlanddeutsche zum Opfer fallen.

Alarmierend

Es ist einer der dunkelsten Flecken in der aktuellen Kriminalstatistik, die seit Freitag vorliegt. 42 mal Versuchten die Gauner, zum Ziel zu kommen. Acht mal waren sie erfolgreich. Das Phänomen ist völlig neu, die hohen Zahlen "alarmierend". In 2013 sind schon wieder drei Fälle aktenkundig − obwohl die Hohenloher Polizei seit Sommer letzten Jahres intensiv informiert: auf Plakaten und Flugblättern, meist in russischer Sprache.

"Wir sind von fünf Serien überrollt worden", sagt Diesch. "In den Nachbarkreisen ist das nicht anders gewesen." Zwei Litauer wurden Anfang Juli geschnappt, die Polizei vermutet, dass von dort aus viele Anrufe gesteuert werden. 5000 Euro, 10 000 Euro, 15 000 Euro: Solche Beträge haben die Betrüger abgeräumt − in bar, versteht sich. Noch steht die Polizei diesen Machenschaften recht hilflos gegenüber.

Sorgen

Auch die vielen Wohnungseinbrüche bereiten Diesch "große Sorgen" und "Kopfzerbrechen". Die Zahl hat sich 2012 fast verdoppelt: von 44 auf 80. "Nirgendwo gab es den Ansatz einer Serie, die Vorgehensweisen waren sehr unterschiedlich, örtliche Schwerpunkte waren nicht auszumachen." Allein zwischen 5. und 11. Dezember wurden zehn Einbrüche aus verschiedenen Kommunen gemeldet. "Da hilft nur noch eines: Die Öffentlichkeit informieren und aufklären."

Die Computerkriminalität steigt weiter, Internet-Betrüger werden immer dreister. 96 Straftaten wurden angezeigt: 17 mehr als 2011. Die zwei Spezialisten bei der Polizeidirektion sind gut beschäftigt. Im September ließ ein Fall aufhorchen, der bis dato einmalig war: Ein Öhringer wurde um 30 000 Euro erleichtert, weil Unbekannte ihn beim Online-Banking gelinkt hatten.

Außergewöhnlich

Bei den Straftaten gegen das Leben, die um zwei Fälle stiegen, ragt die Tat auf einem Hof im Kochertal heraus, die gerade vor dem Landgericht verhandelt wird: Ein Sohn soll versucht haben, seinen Vater zu vergiften. "Das ist einer der außergewöhnlichsten Fälle, die jemals im Hohenlohekreis passiert sind", sagt Diesch.

Aus Sicht der Polizeidirektion Künzelsau liest sich die Statistik wie folgt: "Aufklärungsquote bei nahezu 60 Prozent. Niedrigste Gewaltdelikte seit zehn Jahren. Sachbeschädigungen auf dem niedrigsten Niveau seit zehn Jahren. Präventionsnetzwerk ein Erfolgsmodell. Erneut zahlreiche Haftbefehle gegen Rauschgiftdealer" − das sind die Schlagzeilen der siebenseitigen Pressemitteilung. Die angezeigten Drogendelikte gingen in der Tat stark zurück, allerdings bleibt die Dunkelziffer hoch. Der Bereich bindet viel Personal, die aufwendigen Ermittlungen können pro Fall bis zu sechs Monate dauern. Die meisten Dealer werden wegen Cannabis (51 Fälle) und Exstacy (22) geschnappt. Die Zahl der aufgedeckten Heroin-Deals sank stark: von 31 auf neun. Kokain spielt mit drei Fällen im Hohenlohekreis kaum eine Rolle.

Netzwerk

Bei den Jungtätern hält der Positivtrend an. Seit 2000 liegt der Schwerpunkt bei der Vorbeugung auf den unter 21-Jährigen. 2004 wurden 860 Jungtäter registriert, jetzt sind es noch 490. Die leichte Steigerung in 2012 fällt kaum ins Gewicht. "Das Präventionsnetzwerk funktioniert. Ich bin froh, dass es auch nach der Polizeireform vor Ort erhalten bleibt", sagt Diesch.

In der Gesamtstatistik ist der Hohenlohekreis der zehntsicherste im Land. Im regionalen Vergleich liegt er aber hinter dem Main-Tauber-Kreis und dem Kreis Schwäbisch Hall. Auch ländliche Kreise wie Ostalb oder Heidenheim sind sicherer.

 
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Kommentare

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am 10.03.2013 11:05 Uhr

wer hier lebt und noch russisch redet, denkt und handelt (zig tausend in bar in der Wohnung, angst vor Verfolgung bei nichtbezahlung etc.) hat es nicht anders verdient, meine ich. Würden die Leute sich integrieren, deutsch reden und denken, würden sie bei so einem Anruf nur laut lachen.

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Noname Nobody am 09.03.2013 13:45 Uhr

Liebe Leute,
Falls Ihr einen Schockanruf bekommen solltet, dann geht zum Schein auf seine Geldforderung ein, sagt dass ihr in einer halben Stunde das Geld zusammenhabt.
Ruft dann sofort die Polizei an, damit diese den Täter bei euch in der Wohnung gleich
schnappen kann.

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am 08.03.2013 21:55 Uhr

...dass auf diese Tricks immer noch Leute hereinfallen. Mittlerweile sollte sich diese Masche eigentlich bis in die hinterste Stube herumgesprochen haben und bei jedem die Alarmglocken läuten, wenn ein solcher Anruf kommt.

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am 09.03.2013 10:47 Uhr

Menschen, die sehr leicht Opfer von Betrügern werden können.
Eigentlich müssten wir doch froh sein, dass nicht bei allen das Misstrauen siegt, wenn sie von anderen angeredet werden.
Leider haben es Betrüger nicht nur leicht andere abzuzihene, sie müssen auch nicht mit den Betrügereien entsprechenden deutlichen Strafen rechnen.
Nur Geldstrafen oder Bewährungsstrafen nützen nun mal nichts, wenn der finanzielle Gewinn aus Betrügereien sich für die Straftäter lohnen kann und das Risikio erwischt zu werden gering bleibt.
Wie wäre es, wenn ein Betrüger inhaftiert wird, dort arbeiten müsste und der Lohn für diese Arbeit vollständig einer Schadenswiedergutachung zufliessen würde.
Auch das vollständige abschöpfen privater Vermögen der Betrüger, sofern vorhanden, könnte helfen.
Vor kurzem beobachtete ich zwei junge Frauen, die auf einem Einkaufmarktparkplatz eine "Sprach"-Behinderung vorspielten und mit einer kopierten Liste mit Briefkopf uns bekannter Hilfsorganisationen um Spenden und einen Listeneintarg als Spender bettelten. Es war eine große Zahl Menschen, die den Geldbeutel öffneten um den Betrügerinnen zwischen 2 und 5 € gaben, die Liste unterschreiben und sich dort eintrugen.
Die beiden jungen Bettlerinnen waren ordentlich gekleidet und wirkten durchaus sympathisch.
Ich beobachtete sie länger, als ich sie jedoch auf ihr Treiben ansprach und einen Ausweis einer Hilfsorganisation forderte, geschah ein Wunder, denn ihre Sprachbehinderung verschwand. Sie rannten zu einem nahestehenden Pkw mit bulgarischem Kennzeichen, in dem ein Mann saß und fuhren eilig davon.
Ein Risiko eine Strafe für diese Betrügereien zu bekommen, bzw. die Hintermänner zu erwischen und spürbar zur Verantwortung gezogen zu werden besteht für diese Straftäter kaum.
Es wird genügend in den Medien vor solchen Betrügern gewarnt. Soll jedoch jegliches Mitleid und jede Hilfsbereitschaft durch solche Betrüger auf der Strecke bleiben?
Unsere Gesellschaft ist bereits kalt und egoistisch genug, solche Betrüger geben den Rest dazu!

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am 10.03.2013 14:25 Uhr

mehr Eigenverantwortung in unser Leben lassen. Augen offenhalten, dumme Bettlereien einfach ignorieren und - ganz wichtig - nicht für jede Kleinigkeit nach dem Staat rufen, härtere Strafen etc. Bringt garnichts. Seinen Geldbeutel sicher verstauen und nicht in der Handtasche auch noch rausschauen lassen, sieht man jeden Tag im Kaufland sowas...

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am 11.03.2013 08:23 Uhr

Kennzeichen notieren und Polizei anrufen.

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am 10.03.2013 14:10 Uhr

Wenn man nur russisches TV, Filme und Radiostationen auf Livestream konsumiert - wie soll sich das dann rumsprechen? Diese Leute leben in ihrer eigenen Welt. Wohne neben Klein Moskau und sehe das jeden Tag...

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