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Künzelsau
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Schnelle Eingreiftruppe in Psychokrisen

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Die Psychiatrische Tagesklinik hat sich bewährt. Sie war von Anfang an voll ausgelastet.

Von unserer Redakteurin Barbara Griesinger

Das Team der psychiatrischen Tagesklinik hilft auch in psychischen Krisensituationen. Die Hälfte der Hilfesuchenden sind jüngere Erwachsene bis 35. Foto: Veigel
Das Team der psychiatrischen Tagesklinik hilft auch in psychischen Krisensituationen. Die Hälfte der Hilfesuchenden sind jüngere Erwachsene bis 35. Foto: Veigel

Die psychiatrische Versorgung im Hohenlohekreis hat sich mit der psychiatrischen Tagesklinik in Künzelsau deutlich verbessert. Der Sozialpsychiatrische Dienst (SpDi)im Hohenlohekreis ist voll des Lobes über die Außenstelle des Klinikums am Weißenhof, die vor einem Jahr im Dachgeschoss des Hohenloher Krankenhauses in Künzelsau eingerichtet wurde. "Für chronisch psychisch kranke Menschen hat sich die Situation sehr verbessert", betont SpDi-Mitarbeiterin Claudia Thoma. Viele Klienten würden nun an der Klinik betreut und hätten deshalb kürzere Wege zum Facharzt. Das passt zur Einschätzung des Klinik-Teams um Dr. Ingo Hess selbst.

"Wir waren von Anfang an übers Jahr zu 100 Prozent ausgelastet", sagt der Arzt. Anfangs sei die Klinik sogar "überrannt" worden und habe eine Warteliste für Patienten anlegen müssen. Mittlerweile lassen sich kurzfristige Gesprächstermine vereinbaren. Das multiprofessionelle Team aus Ärzten, Psychologen, verschiedenen Therapeuten und Pflegepersonal hilft psychisch Kranken nach stationärem Klinikaufenthalt beim Weg zurück in ein selbstbestimmtes Alltagsleben. Die ambulante Betreuung in der Tagesklinik gibt ihnen Sicherheit, stabilisiert sie und hilft stationäre Aufenthalte zu verkürzen. Denn vor allem an Ende eines Psychiatrieaufenthalts keime bei Patienten oft Angst vor dem Alltag jenseits der Klinik auf. "Hier zu unterstützen, das ist das Schöne an der Arbeit", so Hess.

Die an die Tagesklinik angegliederte psychiatrischen Institutsambulanz (Pia) macht darüber hinaus eine weiterreichende kontinuierliche fachärztliche Betreuung möglich. Die Nähe zu den Patienten, wie sie an der Tagesklinik möglich wird, sind dabei von Vorteil. Patienten, die beispielsweise einen Pia-Termin verstreichen lassen und sich nicht melden, berichtet Pflegedienstleiterin Renate Mugler-Hess, kontaktieren Mitarbeiter der Tagesklinik selbst und können damit auch mögliche Rückfälle und Krankheitsschübe abfedern.

Dass das Team der Tagesklinik gut vernetzt ist mit den niedergelassenen Kollegen, belegt auch die hohe Zahl der hausärztlichen Überweisungen in die Ambulanz der Tagesklinik. Rund 100 Personen sind es nun im Quartal. "Jedes Quartal waren es rund 20 bis 30 mehr", fasst Hess die Entwicklung zusammen. Rund 75 Prozent der Klienten gehört in diesen Bereich der psychischen Krisenintervention. Dabei machen jüngere Menschen bis 35 rund 50 Prozent der Hilfesuchenden aus, die Leistungsdruck und hohen Erwartungen in Berufs- und Privatleben nicht stand halten. Viele Probleme lassen sich dabei durch Beratungsgespräche wieder einrenken. "Wir sind ein sehr flexibles Team, das versucht, individuelle Lösungen für die Patienten zu finden", fasst Hess die Stärken seines Teams zusammen.

Langfristig ist deshalb auch der Ausbau der Institutsambulanz angedacht, in der derzeit drei Ärztinnen in Teilzeit arbeiten. Ihre Stellenanteile werden bei wachsender Nachfrage weiter ausgebaut. Eine zusätzliche halbe Stelle für einen Psychologen ist für Ingo Hess allerdings "Zukunftsmusik."

Leitungsteam der Psychiatrischen Tagesklinik Künzelsau (v.l.) Rüdiger Knorr, Dr. Jutta Kammerer, Dr. Ingo Hess und Renate Mugler-Hess.
Foto: Griesinger
Leitungsteam der Psychiatrischen Tagesklinik Künzelsau (v.l.) Rüdiger Knorr, Dr. Jutta Kammerer, Dr. Ingo Hess und Renate Mugler-Hess. Foto: Griesinger  Foto: Griesinger
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