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Schluss bei Gut Stetten

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Rund 140 Mitarbeiter ab sofort entlassen

Von Anna Berger
In der Geflügelschlachterei Gut Stetten gehen bald die Lichter aus. Das Unternehmen hatte insgesamt mehr als 200 Beschäftigte.Foto: Archiv/Ralf Stegmeyer
In der Geflügelschlachterei Gut Stetten gehen bald die Lichter aus. Das Unternehmen hatte insgesamt mehr als 200 Beschäftigte.Foto: Archiv/Ralf Stegmeyer

Die lange Zitterpartie in der Brettenfelder Geflügelschlachterei hat ein schlechtes Ende genommen. Heidemark ist nicht bereit, mehr für die Schlachtungen zu zahlen. Gut Stetten, die größte Putenschlachterei Baden-Württembergs, muss deshalb geschlossen werden. Diese Nachricht überbrachte Insolvenzverwalter Dr. Helmut Eisner der Belegschaft. Bis zuletzt hatte er mit möglichen Geldgebern Gespräche geführt. "Aber das Geld reicht einfach nicht aus, um die Kosten zu decken", sagt der Insolvenzverwalter.

Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens Anfang April waren bereits 54 Mitarbeiter entlassen worden. Nun haben auch die verbleibenden 139 Angestellten ihren Arbeitsplatz verloren. Lediglich zwölf Menschen werden vorerst weiterbeschäftigt. "Die müssen die letzten schriftlichen Dinge abarbeiten", erklärt Eisner.

Schieflage Gut Stetten und seine Schwestergesellschaft Velisco Vertriebs-GmbH sind nach Angaben der Geschäftsleitung in Schieflage geraten, weil in Brettenfeld zu wenig Tiere geschlachtet wurden. Wöchentlich wurden 40 000 Tiere geliefert. Doppelt so viele müssten es nach Aussage des Betriebsratsvorsitzenden Karl-Heinz Schmid sein. Insolvenzverwalter Eisner nennt noch einen anderen Grund: "Heidemark hat nicht genug für die Schlachtungen bezahlt."

Heidemark ist einer der größten Produzenten und Vermarkter von Geflügelprodukten in Deutschland. Die Mäster, die ihre Tiere bislang nach Brettenfeld geliefert haben, sowie die Supermärkte, an die die Geflügelprodukte verkauft werden, haben Verträge mit dem Branchenriesen − nicht mit Gut Stetten. Deshalb hing das Schicksal der Putenschlachterei auch bis zuletzt an den Entscheidungen von Heidemark. "Es ist sehr bedauerlich, dass die Firma, die das Ding am seidenen Faden hält, den Hahn zugedreht hat", sagt Eisner. Zumal sich alle Beteiligten große Mühe gegeben hätten, den Betrieb zu erhalten.

Auswirkungen Das Aus der Putenschlachterei hat auch Auswirkungen auf die Gemeinde Rot am See. Der Betrieb verbrauchte so viel Wasser, wie der Rest der Gemeinde insgesamt. In Rot am See gibt es deshalb eine entsprechend große Kläranlage. Nach Angaben des Landratsamtes Schwäbisch Hall erhöht sich der Wasserzins nun aller Voraussicht nach von 1,85 Euro pro Kubikmeter auf 2,04 Euro. Ähnlich sieht es bei den Abwassergebühren aus.

Die Putenzüchter in der Region kommen durch die Schließung von Gut Stetten allerdings nicht in die Bredouille. Sie haben Verträge mit der Heidemark-Gruppe. Ihr Geflügel wird künftig an andere Schlachthöfe geliefert.

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