Schiffbruch für Großkläranlage im Kochertal
Forchtenberg, Niedernhall und Weißbach wollen eigenen Weg gehen. Die Städte Künzelsau und Ingelfingen bleiben Partner und holen vielleicht auch Kupferzell ins Boot.

Erste Überlegungen gab es 2016. Einen Grundsatzbeschluss in fünf Gemeinderäten 2018. Im Juli 2020 wurde ein Ingenieurbüro für über 1,2 Millionen Euro mit der Projektsteuerung beauftragt. Doch jetzt sieht es so aus, als sei die geplante Großkläranlage im Kochertal schon wieder Geschichte, noch bevor überhaupt der dafür zuständige Zweckverband gegründet oder dessen Satzung erarbeitet wurde. Künzelsau, Ingelfingen, Niedernhall, Weißbach und Forchtenberg wollten hier gemeinsame Sache machen. "Es ist wenig, was wir vorzuweisen haben", sagt der Weißbacher Bürgermeister Rainer Züfle. Und: "Es könnte schneller gehen." Bislang sei man aber gleich "in ein paar Punkten unterschiedlicher Meinung".
Die Gemeinderäte entscheiden
Deshalb wollen die drei Kommunen des Gemeindeverwaltungsverbands Mittleres Kochertal (GVV), Forchtenberg, Niedernhall und eben Weißbach, nun ausscheren und ihr eigenes Projekt innerhalb des bewährten Trios verwirklichen. Darüber sollen alle drei Gemeinderäte nächste Woche entscheiden. Es wäre dann keine Anlage mehr für 60.000 Einwohner, sondern nur noch für 25.000. Auch die Kosten - bei den letzten öffentlichen Beratungen im vergangenen Jahr war von ungefähr 60 Millionen Euro die Rede - könnten sich je nach Baukonjunktur wohl halbieren.
Die Hoffnung im GVV: "Wir haben schon die Erwartung, dass wir deutlich schneller sind." Denn im Verband habe man in den letzten Jahren "intensiv" und mit einer "hohen Schlagzahl" zusammengearbeitet, so Züfle. Wobei das nicht heißen solle, "dass die Zusammenarbeit mit Künzelsau und Ingelfingen schlecht wäre", beteuert der Weißbacher Bürgermeister. Es sei "keine Trennung im Streit".
Gelassenheit in Künzelsau
"Das ist ihr gutes Recht", sagt der Künzelsauer Rathaus-Chef Stefan Neumann zu den Überlegungen der Nachbarkommunen. Noch sei keine Entscheidung gefallen. Sollte diese kommen, sieht er darin aber ebenfalls keinen Beinbruch. Damit mache man sich zum jetzigen Zeitpunkt "nichts kaputt", meint Neumann. Die bisherigen Kosten von rund 250 000 Euro werden nach einem zuvor festgelegten Schlüssel umgelegt - für Weißbach als kleinste Kommune elf, für die Kreisstadt Künzelsau 41 Prozent. "Wir können auf dem Bestehenden aufbauen", hat man laut Neumann das Geld nicht zum Fenster hinausgeworfen. Und auch er betont: "Das würde das Volumen kleiner machen und bedeutet weniger Abstimmungsbedarf." Vielleicht würde sich also auch für Künzelsau und seine Partner die Umsetzung beschleunigen. Qualitativ, das wird in allen Äußerungen betont, soll es auch bei zwei Anlagen keinerlei Abstriche abgeben. "Dass wird nicht dazu führen, dass wir keine vierte Reinigungsstufe machen", sagt Neumann. Die Ausstattungsstandards werde man nicht unterschreiten, erklärt Züfle. Er betont mit Blick auf notwendige Fördermittel: "Es werden keine schlechten Lösungen bezuschusst und auch keine unwirtschaftlichen."
Ingelfingen will keinen Alleingang
Der Ingelfinger Bürgermeister Michael Bauer sagt auf HZ-Anfrage, einen Alleingang halte er für "keine gute Lösung". Man sei auch weiterhin "an der Beteiligung an einer oder auch zwei Gemeinschaftskläranlagen interessiert". Allerdings befürchtet Bauer: "Es wird sicherlich zu Verzögerungen kommen und aus Erfahrung ist auch mit Mehrkosten zu rechnen." Ein möglicher neuer Partner für Künzelsau und Ingelfingen könnte Kupferzell sein, wo entsprechende Überlegungen im Januar im Gemeinderat öffentlich wurden. Das sei eine Option, sagt auch Stefan Neumann, und werde "derzeit abgestimmt".
Kläranlagen sind sanierungsbedürftig
Ähnlich wie in Kupferzell, wo die wasserrechtlichen Genehmigungen beider Kläranlagen ausgelaufen sind und diese nur mit einer "Duldung" des Landratsamts betrieben werden dürfen, liegt der Fall auch in Weißbach und den anderen Gemeinden. "Das sind ja alles keine jungen Anlagen, da geht immer etwas kaputt", sagt Rainer Züfle, betont aber: "Die Einleitungsparameter stimmen schon." Bei größeren Reparaturen sei man dennoch schnell bei fünfstelligen Beträgen, was ärgerlich sei: Man stecke Geld in Anlagen, die "dem Untergang" geweiht seien. Auch deshalb hofft man nun auf ein schnelleres Vorankommen. Wie lange es tatsächlich dauern wird, kann heute aber noch niemand sagen. "Da gibt es viele Unbekannte", will Züfle "keine Prognose abgeben". Meinung "Rückschlag"