Prozess gegen "Patriotische Union": Hochrangige Reichsbürger stammen aus Hohenlohe
Die "Patriotische Union" um Prinz Reuß wollte den Bundestag stürmen und sich mit einer eigenen Armee an die Macht putschen. Unter ihren Anführern ist ein Künzelsauer. Nun wird dem Reichsbürger aus Hohenlohe der Prozess gemacht.

Die bundesweite Razzia gegen eine Reichsbürger-Gruppe am 7. Dezember 2022 war mit rund 5000 beteiligten Polizisten der größte Antiterroreinsatz in der Geschichte der Republik. Die "Patriotische Union" wollte den Bundestag stürmen und sich mit einer Armee an die Macht putschen. Als Rädelsführer gilt der Frankfurter Geschäftsmann Heinrich XIII. Prinz Reuß.
Ein Jahr später erhob der Generalbundesanwalt Anklage gegen 27 Personen wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung und Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens. In Kürze wird den mutmaßlichen Mitgliedern der Gruppe der Prozess an den drei Oberlandesgerichten in Stuttgart, Frankfurt und München gemacht – darunter drei Männer, deren Spuren in die Region führen: in den Kreis Ansbach und den Hohenlohekreis.
Reichsbürger Thomas T. aus Schillingsfürst war die rechte Hand von Prinz Reuß
Das ist kein Zufall, schließlich gründete sich die "Patriotische Union" im Juli 2021 im Landkreis Ansbach: in Buch am Wald bei Schillingsfürst. Federführend bei der Gründung war Thomas T., 60, der aus diesem Ort stammt. Der Anführer der Gruppe, Prinz Reuß, kam wohl erst später hinzu. Der Geschäftsführer einer Handwerksfirma und Familienvater Thomas T. soll laut Bundesanwaltschaft innerhalb der Gruppe persönlicher Referent von Prinz Reuß gewesen sein.
Reichsbürger aus Hohenlohe: Tomas M. aus Künzelsau wollte politische Gegner an den Galgen bringen
In den Hohenlohekreis führt die Spur von Tomas M. Der 52-Jährige ist in Künzelsau aufgewachsen, machte dort 1993 Abitur. Zuletzt wohnte der Familienvater in Kirchehrenbach im Landkreis Forchheim in Oberfranken. M. schloss sich laut Bundesanwaltschaft der Vereinigung Ende November 2021 an. Er sollte beim Angriff auf den Bundestag mitmachen, trainierte das Schießen. M. war Teil des Personenschutzkommandos für Prinz Reuß und wirkte beim Aufbau von "Heimatschutzkompanien" mit. Außerdem leitete er den Organisationsbereich "Menschenwesen". Dieser sollte nach dem Umsturz unter anderem die Militärgerichtsbarkeit übernehmen und politische Gegner aburteilen – auch per Todesstrafe.
Einer, der mit ihm Abitur gemacht hat, sagt, dass M. ein guter Schüler gewesen sei und sich für Politik und Geschichte interessiert habe. Und nach der Schule? "Er war dann meines Wissens bei der Bundeswehr und hat sich für einige Jahre verpflichtet", so der ehemalige Mitschüler. Und weiter: "Er hatte schon immer ein Faible für Waffen." Bei einem Klassentreffen in Künzelsau vor einigen Jahren habe es Gerüchte gegeben, dass M. der Reichsbürgerszene angehöre. In den sozialen Medien verkündet M. stolz, dass sein Großonkel einst in der 100. Jäger-Division gedient habe. Das war ein Großverband der Wehrmacht, der unter anderem in der Schlacht um Stalingrad eingesetzt wurde.
Peter W. aus Ansbach stellte die Truppen der Reichsbürger zusammen
Die Ermittler gehen davon aus, dass Peter W. ihn für die "Patriotische Union" angeworben hat. Der 54-Jährige ist Gründungsmitglied und wohnte auch im Kreis Ansbach. Der Ex-KSK-Soldat agierte als Survival-Experte und gab Überlebenstrainings in Norwegen. W. soll Kontakte zu den "Vereinten Patrioten" gehabt haben, die Gesundheitsminister Karl Lauterbach entführen wollten. Seine Aufgabe war es, Soldaten der Bundeswehr anzuwerben. Außerdem kundschaftete W. laut Anklage den Bundestag aus, organisierte Schießtrainings und beschaffte Ausrüstung und Uniformen. Nach Recherchen vertrieb W. über einen Internet-Shop "Ausrüstung" für Neonazi-Gruppen und sprach über einen Funktionär der NPD gezielt Kunden im Kreis Hall an.
Während Thomas T. und Tomas M. in München vor Gericht stehen, wird Peter W. in Frankfurt angeklagt.