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Provokante Thesen in der Jubiläumsrunde

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Wolfgang Grupp beim Öhringer Wirtschaftsstammtisch

Von Peter Hohl
 

Temporeich und scharfzüngig: Wolfgang Grupp sprach in Öhringen.
Temporeich und scharfzüngig: Wolfgang Grupp sprach in Öhringen.  Foto: Foto: Peter Hohl
Seit zehn Jahren setzen sich in Öhringen Stadtverwaltung, Unternehmer, Kaufleute, Handwerker und Vertreter des öffentlichen Lebens zwei bis drei Mal jährlich zum Meinungsaustausch zusammen. Die Gastgeber wechseln. Beim Jubiläumsstammtisch am Mittwochabend kam die erheblich erweiterte Runde im neu gestalteten Ö-Center zusammen. Oberbürgermeister Jochen K. Kübler kündigte den mehr als 200 Gästen "einen besonderen, auch kritischen Festredner" an: Wolfgang Grupp (63), Inhaber des T-Shirt-Herstellers Trigema aus Burladingen.

"Deutschland - noch ein Standort mit Zukunft!" lautete das Thema, das die Öhringer ihrem Gast vorgegeben hatten. Doch Grupp machte rasch klar, dass er sein Thema längst gefunden hat: "Ich möchte zur Verantwortung der Unternehmer sprechen." Grupp sprach also über Grupp. Verantwortlicher Unternehmer in seinem Sinne kann nur der persönlich haftende Firmenchef sein, der seinen gesamten Betrieb überschaut und Patriarch seiner Mitarbeiter ist, fordernd und fürsorglich zugleich. Sein Gegenbild sind anonyme Aktiengesellschaft mit unüberschaubaren Strukturen und hoch bezahlten Managern, denen jede persönliche Bindung fehlt zum Unternehmen und den Menschen, die darin arbeiten.

Aufmerksam und erheitert: Mehr als 200 Besucher waren zum 25. Öhringer Wirtschaftsstammtisch ins Ö-Center gekommen.  Foto: Foto: Peter Hohl
Seine Thesen verbreitet Grupp nicht erst seit gestern. Wenn dennoch das Foyer des Ö-Centers dicht besetzt war, dann zeigt dies zweierlei: Zum einen liegt er mit seiner Kritik am verantwortungslosen Gebaren großer Konzerne derzeit voll im Trend, zum anderen versteht er es, seinen immerhin 75 Minuten langen Vortrag mit Tempo und griffigen, zum Teil provokanten Formulierungen zu würzen.

Die 1200 Beschäftigten Grupps kommen nahezu ausschließlich aus der näheren Umgebung. Begründung: "Ein Hamburger kommt doch nur nach Burladingen, weil er zu Hause keine Arbeit findet. Wenn ihn dort keiner will, warum sollte ich ihn dann nehmen?" Unternehmensberater kommen ihm nicht ins Haus: "Ein Fremder kann mein Unternehmen nicht besser kennen als ich." Verlagerung der Produktion ins Ausland kommt nicht in Frage: "Ich muss dort sein, wo die Produktion ist. Und da ich nicht gern in Rumänien bin, produzieren wir hier." Werbeagenturen sind kein Thema: "Wir machen alles selbst." Die Unternehmensnachfolge wird innerhalb der Familie geregelt: "Alles andere ist ausschließlich das Versagen der Eltern." Die Zuhörer dankten mit kräftigem Applaus.

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