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Pferde und Pferdestärken in Löschenhirschbach

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Bis heute ist der kleine Neuensteiner Teilort landwirtschaftlich geprägt, wenn auch einige Hofstellen aufgegeben haben. Und er bietet seinen Bewohnern Platz für neue Freizeitmöglichkeiten, wie ein Ortsspaziergang zeigt.

Von Renate Väisänen
Vielversprechender Springpferde-Nachwuchs: Pferdezüchter und Pensionsstall-Betreiber Otto Strecker präsentiert das acht Wochen alte Fohlen seiner Württemberger Stute Quintera.
Fotos: Renate Väisänen
Vielversprechender Springpferde-Nachwuchs: Pferdezüchter und Pensionsstall-Betreiber Otto Strecker präsentiert das acht Wochen alte Fohlen seiner Württemberger Stute Quintera. Fotos: Renate Väisänen  Foto: Renate Väisänen

Der Himmel ist grau und es regnet am Dienstagvormittag in der kleinen Ortschaft in der Nähe der Landesstraße 1036. Kein Grund, den Hund daheim zu lassen, hat sich eine Einstellerin im Pensionsstall von Otto Strecker gedacht: Im sportiven Ganzkörper-Regenanzug begrüßt ein Golden Retriever schwanzwedelnd den Besuch von der HZ. Auch der Hofherr ist trotz Regen mit der alltäglichen Arbeit zugange. Schließlich wollen auf dem weitläufigen Anwesen mit Stallungen, Reithallen und Nebengebäuden rund 60 Pferde versorgt sein.

Pferdezüchter seit Generationen

Auf dem Hof am Ortsende von Löschenhirschbach werden schon seit Generationen Pferde gehalten. "Früher waren es Arbeitspferde, heute sind es Sport- und Freizeitpferde", sagt Strecker. Die Arbeitstage des Land- und Pferdewirts sind lang. "Von morgens sechs Uhr bis spät in den Abend ist man hier auf den Beinen", berichtet der 63-Jährige. Und trotz der harten Arbeit wird der Betrieb in der nächsten Generation weitergeführt. Streckers Tochter Regina wird ihn übernehmen. "Das steht schon fest", meint der Pferdezüchter zufrieden. Stolz präsentiert Otto Strecker noch seinen jüngsten Zuwachs: Das acht Wochen alte Fohlen seiner Württemberger-Stute Quintera mit den vielversprechenden Springgenen vom vielfach prämierten Vater, dem Oldenburger-Hengst Casino Grande.

Zwei Generationen und ein Renn-Schlepper in einer Riesengarage: Marcus Carle (links) mit Ehefrau Silvia und Vater Walter brennt für sein Hobby Tractor-Pulling.
Zwei Generationen und ein Renn-Schlepper in einer Riesengarage: Marcus Carle (links) mit Ehefrau Silvia und Vater Walter brennt für sein Hobby Tractor-Pulling.  Foto: Renate Väisänen

Weniger auf Pferde als auf Pferdestärken ist Marcus Carle ein paar Häuser weiter gepolt. Auf der ehemaligen Hofstelle der Familie lebt der gelernte Fahrzeugbauer seinen großen Traum. In einer eigens dafür erbauten Lagerhalle bastelt Carle in seiner freien Zeit an einem mächtigen Schlepper: Den Morast des Ackers hat der Nobeltraktor noch nie sehen bekommen. Nur für Schlepperrennen ist der 4000 PS starke, mächtige Bulldog bestimmt. Neben dem Vehikel mit dem Namen Midnight Deere steht das Transportmobil, mit dem es zu den Rennen geht. Es dient gleichzeitig als Wohnmobil für die Familie. Und was hält Carles Vater Walter vom Hobby des Sohnes? "Hobby isch Hobby", findet der 80-Jährige. Gibt es eigentlich eine Dorfgemeinschaft in Löschenhirschbach? "Nein nicht wirklich. Dafür kennt man sich aber. Wenn es darauf ankommt, hilft jeder jedem", meint Marcus Carles Ehefrau Silvia.

Fledermäuse und Turmfalken

Blick in die Hauptstraße des Neuensteiner Weilers: Historisches Fachwerk ebenso wie neuere Architektur säumen die Löschenhirschbacher Buchfeldstraße.
Blick in die Hauptstraße des Neuensteiner Weilers: Historisches Fachwerk ebenso wie neuere Architektur säumen die Löschenhirschbacher Buchfeldstraße.  Foto: Renate Väisänen

Dass in Löschenhirschbach ehemals mindestens acht Höfe Nutztierhaltung betrieben hätten, weiß Rolf Megerle auf der zur Familie Carle angrenzenden Hofstelle. Dort steht das alte, gepflegte Fachwerk-Stallgebäude. Dieses beherbergt heute besondere Tiere. Der Giebel des Gebäudes sei seit jeher Zufluchtsort für Fledermäuse und seit einiger Zeit auch für Turmfalken, berichtet der Besitzer.

"Einwandfrei, wir haben genügend Platz", lautet die spontane Antwort von Megerles Hofnachbarn Kurt Reichert auf die Frage, wie es ihm in Löschenhirschbach gefällt. Ausreichend Platz braucht der Senior nämlich für sein Hobby. In den Nebengebäuden der ehemaligen Hofstelle sammelt der gelernte Getriebebauer Oldtimer-Traktoren. Diese bringt der Rentner nach und nach wieder auf Vordermann. Das macht viel Arbeit, so dass manchmal auch Ehefrau Rose mitanpacken muss. In Reicherts Lagergebäuden finden sich jedoch auch noch andere kuriose Vehikel. Wie ein historischer Mistschlitten oder ein Schäferkarren aus dem Jahr 1926. "Der sollte eigentlich verbrannt werden. Das wollte ich verhindern. Da habe ich ihn genommen. Wir haben ja genügend Platz", findet Reichert.

 

Geschichte des Ortes
Vermutlich wurde die Region, in der sich der Weiler Löschenhirschbach befindet, im 12. und 13. Jahrhundert von Angehörigen des Ritteradels durch Rodung urbar gemacht. Von Gütern in der "Hirspach" wird in den Quellen gesprochen. Namensgeber der Ortschaft ist der Hirschbach, an dessen Nebenbach der Weiler liegt. 1386 wird Löschenhirschbach als "Leschen Hirspach" urkundlich ersterwähnt, als die Herren von Lesch (Lösch) den Ort erwarben. Um 1790 bestand die landwirtschaftlich geprägte Ortschaft aus 14 Häusern, 78 Einwohnern und einem Wirtshaus. Die Einwohnerzahl des Weilers, der heute zusammen mit weiteren Ortschaften den Neuensteiner Teilort Kleinhirschbach bildet, hat sich bis heute kaum verändert. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe hat sich dagegen auf drei reduziert.

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