Öhringer gründen Förderverein für jordanische Blindenschule
Freiwillige engagieren sich seit Jahren für eine Inklusionsschule im jordanischen Irbid. Nun wollen sie einen Förderverein gründen.

In Jordanien gibt es zwei Blindenschulen. Eine davon ist die arabisch-anglikanische Schule (Arab Episcopal School) in Irbid, einer 360 000 Einwohner zählenden Stadt im Norden des Landes. 250 blinde, sehbehinderte und sehende Kinder werden derzeit in der Schule unterrichtet. Die Schule ist von Beginn an auf Spenden angewiesen.
Dr. Winfried Dalferth, Dekan i. R., kennt den Schulleiter, Pfarrer Samir Esaid, seit Mitte der 1990er Jahre. Der Wahl-Öhringer Dalferth macht sich nun stark für die Gründung eines Schulfördervereins, und er hat die Vereinsgründung vorbereitet. Diese findet in wenigen Tagen in der Spitalkirche statt. In einem HZ-Gespräch informierte der Theologe über die Arbeit, die in der Inklusionsschule geleistet wird.
Vom Kindergarten zum Gymnasium
Die Anfänge der Schule in Irbid vor 15 Jahren waren bescheiden, weiß Winfried Dalferth. Zunächst habe es einen Kindergarten und eine Grundschule gegeben. "Und Jahr für Jahr kam mehr dazu." Heute stehe die Schule an der Schwelle zum Gymnasium. Vielleicht könne man an der Schule irgendwann auch eine handwerkliche Ausbildung etablieren, hofft Dalferth. Möglich wurde das alles, weil Schulleiter Samir Esaid unermüdlich Geld für seine Schule sammelt und er dabei große Unterstützung aus Deutschland erhält.
Der Dekan i. R. Dalferth weiß, dass die Spenden in Irbid gut investiert sind. Gerade erst war der Öhringer in Jordanien. Voller Stolz sei ihm dort die jüngste Anschaffung, ermöglicht durch Spenden aus Deutschland, präsentiert worden: Ein leuchtend gelber Schulbus. Dalferth erzählt auch, dass er bei seinem Besuch Inklusion gleich in dreifacher Form erlebt habe: Schüler mit und ohne Sehbehinderung, Mädchen und Jungen, als auch Kinder christlichen beziehungsweise muslimischen Glaubens besuchen in Irbid gemeinsam den Unterricht.
"Die Kinder lernen Schreiben. Ihre Fingerfertigkeit wird geschult und sie basteln hingebungsvoll." Dalferth weiß, dass an der Schule nach einem "besonderen friedenspädagogischen Konzept" unterrichtet wird. Deshalb funktioniere das Miteinander von Christen und Muslimen gut.
Dringend finanzielle Unterstützung benötigt
Doch um diese Arbeit mit den Kindern leisten zu können, braucht die Schule Unterstützung. Die gibt es schon seit vielen Jahren unter anderem durch die Stuttgarter Nikolauspflege, einer Einrichtung der evangelischen Landeskirche Württemberg für blinde und sehbehinderte Menschen. Von hier kamen etwa ausgediente, aber noch funktionstüchtige Hilfsmittel zum Schreiben, sogenannte Braille-Geräte. Die Nikolauspflege gebe aber auch "organisatorische und strukturelle Hilfe."
Finanzielle Unterstützung bekommt die Schule vor allem durch Spenden aus Deutschland. Für den dringend benötigten Spendenfluss engagiert sich seit vielen Jahren der Deutsche Gunter Hell. Der Diakon i. R. unternimmt mit Samir Esaid Reisen durch Deutschland, bei denen über die Schule informiert wird und gleichzeitig die für sie dringend benötigten Spenden gesammelt werden.
Winfried Dalferth wird für den Vereinsvorsitz kandidieren. Er ist froh, dass durch die Gründung des Fördervereins das Engagement von verschiedenen Theologen und Kirchengemeinden jetzt gebündelt werden kann. Der Verein werde dann auch Mitglied in der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS). Dalferth freut sich auf die Vereinsgründung und sagt: "Wir wollen die behinderten Menschen unterstützen, damit sie Formen finden, durch die sie zu einem Verdienst kommen, von dem sie leben können."
Info
Die Feierlichkeiten zur Gründung des Fördervereins Inklusionsschule Irbid (FII) finden am Montag, 1. Mai, in der Spitalkirche in der Öhringer Altstadt statt. Es wird zu einem Gottesdienst um 10 Uhr eingeladen, den Dekanin Sabine Waldmann, Pfarrer Samir Esaid, Diakon i. R. Gunter Hell, Pfarrer Thomas Cornelius und Dekan i. R. Dr. Winfried Dalferth gemeinsam gestalten. Daran schließt sich um 11.15 Uhr die Gründungsversammlung an. Die Versammlung ist öffentlich und Gäste und Interessierte sind willkommen. Um 12.30 Uhr gibt es in der Spitalkirche ein arabisches Mittagessen, für das man sich vorab anmelden muss, und anschließenden Kaffee. Um 15 Uhr wird Samir Esaid den Reisesegen spenden. Bereits am Vorabend, Montag, 30. April, findet ab 19.30 Uhr ein Abend der Begegnung in der Spitalkirche statt. Pfarrer Samir Esaid wird mit Bildern über die Situation der Inklusionsschule berichten. Wer Fragen hat oder weitere Informationen braucht, erhält diese per E-Mail: Winfried.Dalferth@gmx.de.