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Öhringer Apfelsorte ist regionales Obst des Jahres

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Der Öhringer Blutstreifling wurde in Baden-Württemberg zur regionalen Streuobstsorte des Jahres 2019 gekürt. In Hohenlohe hat die alte Sorte viele Fans, die zum Beispiel Most herstellen.

Von Andreas Scholz
Nicht nur, dass die alte Obstsorte gut schmeckt: Aus ihr lässt sich auch ein hervorragender Most herstellen. 
Fotos: Andreas Scholz
Nicht nur, dass die alte Obstsorte gut schmeckt: Aus ihr lässt sich auch ein hervorragender Most herstellen. Fotos: Andreas Scholz  Foto: Andreas Scholz

Seit 20 Jahren kürt der Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg (LOGL) die "Streuobstsorte des Jahres". 2019 ist der Öhringer Blutstreifling an der Reihe. Die regionale Streuobstsorte mit Verbreitungsschwerpunkt im Öhringer Raum löst die Knausbirne ab, die 2018 vorne lag.

Der Öhringer Blutstreifling ist ein Tafel- und Wirtschaftsapfel, der Anfang des 20. Jahrhunderts zum ersten Mal beschrieben wird. Saftig-süß sind die mittelgroßen Früchte, in denen nur wenig Säure und Aroma stecken. Auch die Bäume sind eher mittelgroß. Erntereif ist der lagerfähige Öhringer Blutstreifling im Oktober.

Apfel wächst im Öhringer Obstsortengarten

Für die historische Apfelsorte aus der Öhringer Ecke kann sich auch Monika Göltenboth erwärmen. Beim Landwirtschaftsamt in Öhringen ist sie die Ansprechpartnerin für Streuobst. "Den Öhringer Blutstreifling habe ich auch auf einer meiner Streuobstwiesen", verrät die Obstkennerin. "Aber auch im Obstsortengarten in der Cappelaue, der im Sommer 2018 offiziell eröffnet wurde, gibt es den Öhringer Blutstreifling", ergänzt sie.

Für die alte Apfelsorte übernimmt der Hohenlohekreis wie auch für die Masselbacher Mostbirne oder die Kirchensaller Mostbirne eine regionale Streuobstpatenschaft, die im "Kompetenzzentrum Obstbau-Bodensee - Sortenerhaltungs-Zentrale Baden-Württemberg" hinterlegt ist.

Tausende Stämme wurden zum Pflanzen kostenlos an Bürger übergeben

Klein, knackig, blassrot mit den charakteristischen Streifen ist der Öhringer Blutstreifling.
Klein, knackig, blassrot mit den charakteristischen Streifen ist der Öhringer Blutstreifling.  Foto: Andreas Scholz

Seit 2014 gibt es Pflanzaktionen im Hohenlohekreis mit standorttypischen Obsthochstämmen innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft Öhringen-Pfedelbach-Zweiflingen: Erstmalig war 2018 auch Neuenstein dabei. Die Obstbäume werden zu 50 Prozent vom Land und zu 50 Prozent kommunal gefördert. "Rund 2500 Hochstämme wurden kostenlos an interessierte Bürger und Landwirte zur Pflanzung im Außenbereich abgegeben. Natürlich ist bei den ausgeteilten Bäumen auch der Öhringer Blutstreifling dabei", erklärt Monika Göltenboth.

Um die Bestände des Öhringer Blutstreiflings und anderen regionalen Streuobstsorten im Hohenlohekreis zu sichern, bieten Monika Göltenboth und ihre Kollegen im Landwirtschaftsamt jeden Winter einen Baumschnittkurs und einen Streuobstpflegetag an.

Mit dem Öhringer Blutstreifling vertraut ist ebenfalls Familie Böhringer, die im Pfedelbacher Teilort Untersteinbach einen Obstbau- und Brennereibetrieb unterhält. "Der Blutstreifling ist ein kleiner knackiger Winterapfel. Er ist ein bisschen blassrot mit den charakteristischen roten Streifen", weiß Günter Böhringer. Noch stehen bei dem Obstexperten drei Bäume auf dem Grundstück - es waren aber vor 30 Jahren schon mal wesentlich mehr. "Damals hatten wir noch einige Reihen im Anbau, da wir den Blutstreifling aber immer weniger verkauft haben und die Äpfel dann eigentlich nur Mostobst waren, haben wir nur noch drei Bäume übrig behalten".

Ernte war 2018 gut

Nach Meinung des Obstexperten muss der Blutstreifling kräftig geschnitten werden, da er abhängend wächst und zu starkem Überbehang neigt. "Deswegen alterniert der Blutstreifling stark. Er trägt daher nur jedes zweite Jahr, was ihn auch von dieser Seite her nicht mehr so anbauwürdig macht", meint Günter Böhringer. Aber inzwischen steigt die Nachfrage für alte Sorten wieder an, was auch dem Öhringer Blutstreifling zugute kommt", fügt er an.

Freuen sich über die gute Apfelernte: Klaus Tulke und seine Enkelin mit einem Eimer voller Blutstreiflinge auf den Streuobstwiesen am Fuße des Bides bei Untersteinbach. Dort haben Tochter und Schwiegersohn einige Obstbäume.
Freuen sich über die gute Apfelernte: Klaus Tulke und seine Enkelin mit einem Eimer voller Blutstreiflinge auf den Streuobstwiesen am Fuße des Bides bei Untersteinbach. Dort haben Tochter und Schwiegersohn einige Obstbäume.  Foto: Andreas Scholz

Im Steinbacher Tal ist mit Klaus Tulke ein weiterer Streuobstliebhaber zu Hause. Auf seinem Grundstück stehen ebenfalls noch einige Bäume mit der historischen Apfelsorte. "Die Blutstreifling-Ernte im Herbst 2018 ist sehr gut ausgefallen", freut er sich. Wenn die Zeit es zulässt, dann hilft Klaus Tulke während der Erntezeit auch seiner Tochter und dem Schwiegersohn, die am Fuße des Bides oberhalb von Untersteinbach einige Streuobstbäume haben. "Im Herbst ist dort der Blutstreifling schön herangereift", so Klaus Tulke.

Die Blutstreiflinge verarbeitet der Streuobstliebhaber zu Saft oder zu Most. Vor zwei Jahren hat er aus den Blutstreiflingen einen besonders guten Most hergestellt. "Da habe ich bei der Mostprämierung auf dem Dörzbacher Pferdemarkt auch einen Preis gewonnen". Die Chancen stehen nach der üppigen Blutstreifling-Ernte 2018 nicht schlecht, dass auch der aktuelle Most-Jahrgang ein guter werden könnte.

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