Obstbrenner öffnen beim Tag der offenen Brennereien ihre Türen
Gläserne Produktion beim Tag der offenen Brennereien in der Gemeinde Pfedelbach: Sieben Familienbetriebe geben Einblicke hinter die Kulissen. Der Landesverband setzt auf mehr Qualität.

Das Thema hat die Brenner aufgeheizt", berichtet Sigrun Vogt-Brück. Dreimal hat sich die Mitarbeiterin des Landwirtschaftsamtes Hohenlohekreis mit den Teilnehmern der Gläsernen Produktion getroffen, und dreimal sei dasselbe Thema auf den Tisch gekommen: das umstrittene Artenschutz-Volksbegehren, durch das viele Obst- und Weinbauern ihre Existenz bedroht sehen. Damit war klar: "Dieses Jahr sind die Bienen der Schwerpunkt", sagt Vogt-Brück.
Mit der Gläsernen Produktion versucht das Landwirtschaftsamt schon seit vielen Jahren, Landwirte und Bürger miteinander ins Gespräch zu bringen. Rund 250 000 Menschen habe man so bereits auf die Höfe gebracht, berichtet Amtsleiter Wolfgang Eißen bei der Eröffnung am Freitagvormittag auf dem Hof der Familie Meißner in Oberohrn.
Regionale Brennerhochburg
In diesem Jahr hat sich das Amt an eine erfolgreiche Aktion angehängt, die Jahr um Jahr mehr Besucher anlockt: die Brennpunkte in Pfedelbach, den mittlerweile 6. Tag der offenen Brennereien. Die Gemeinde Pfedelbach sieht sich mit einigem Recht als regionale Brennerhochburg, was sie nicht nur aus der Quantität der aktiven Brenner ableitet, sondern vor allem aus der Qualität ihrer Produkte.
Das wurde erst kürzlich wieder bei der Landesprämierung bestätigt, weshalb Bürgermeister Torsten Kunkel die Eröffnungsgäste bei der "Creme de la Creme der Brenner" begrüßt. Natürlich kommt der Bürgermeister nicht um das Thema Volksbegehren drumherum: "Mit der Pflege und Verarbeitung des Streuobstes sorgen die Familien für den Landschafts- und den Artenschutz."
Der Preis muss stimmen
Streuobst und Landschaftserhalt seien gut und schön, sagt Karl Müller, Landesverbandsvorsitzender der Klein- und Obstbrenner Nord-Württemberg, wichtig sei aber vor allem, "vernünftige Preise für unsere Produkte zu erzielen". Dazu benötigten die Kleinbrenner "die kleinen Vorteile gegenüber den Großbrennereien", die ihnen auch nach dem Wegfall des Branntweinmonopols verblieben seien.
Und sie müssten selbst etwas dafür tun: "Wir haben es geschafft, qualitativ einen Schritt nach vorn zu machen." Es gehe längst nicht mehr um den klassischen Obstler.
Das bestätigt Brenner Fritz Lösch aus Windischenbach: "Destillate haben ein ganz anderes Image als vor 20 Jahren, als es einfach nur Schnaps war." Er setzte neben Standardbränden auf Sortenreines aus Streuobstbeständen. Destillatkönigin Vera Bullinger aus Wolpertshausen hofft, dass diese Botschaft auch bei ihrer, nämlich der jungen Generation ankomme. Sie setzt beim Hochprozentigen auf den Slogan "Nippen statt kippen" und lobt die werbewirksamen Brennpunkte: "So etwas muss man unterstützen."
Jede Menge Arbeit
"Es ist der Sinn der Veranstaltung, dass man Werbung macht", sagt denn auch Klaus Meißner, mit seiner Familie Gastgeber der Eröffnungsfeier. Für die sieben beteiligten Familien steckt eine Menge Arbeit hinter dem Aktionstag. Der Lohn ist zunächst einmal ideeller Art. "Das rechnet sich dadurch, dass wir ein besseres Image kriegen", sagt Fritz Lösch.

Neugierige Besucher
Carola und Thomas Geiger aus Langenbeutingen nutzen das Informationsangebot an diesem Feiertag Allerheiligen. Sie interessieren sich für regionale Produkte, waren aber noch nie bei den Brennpunkten. Von Jens Meißner lassen sie sich erklären, wie ein Himbeergeist gebrannt (in einem Durchgang und möglichst langsam) und wie die Temperatur in der Brennblase reguliert wird (mit Holz, Luft und Druck).
Doch Wanderstiefel und Rucksack machen unübersehbar, dass der Hof der Meißners für Familie Geiger nicht die einzige Station an diesem Tag der offenen Brennereien bleiben wird. Wandernd und mit dem Shuttlebus wollen sie möglichst viele der sieben teilnehmenden Betriebe besuchen. Den Hof der Familie Fischer auf dem Lindelberg, die von Oberohrn am weitesten entfernte Station, wollen sie auf keinen Fall auslassen. Ansonsten lässt Carola Geiger den Tag auf sich zukommen: "Ich weiß noch nicht, ob wir alles schaffen."


Stimme.de
Kommentare