„Nussige Ratten“ und „blaue Schweden“munden
Kartoffeltag im Hohenloher Freilandmuseum in Wackershofen lockt viele Besucher an - Aktionen rund um die braune Knolle

Von Susanne Drößler
In der Wachstumsphase war es zu trocken, es gab zu viele Kartoffelkäfer, jetzt ist es zu nass: Die Kartoffelernte im Wackershofener Freilandmuseum fällt dieses Jahr mager aus. Dennoch halfen am sonntäglichen Aktionstag viele Besucher bei der mühsamen Lese.
„Heuer sind mehr Kinder als Kartoffeln hier“, witzelt Margret Merzenich. Die Museumsmitarbeiterin schaut der eifrigen Schar junger Helfer zu, die die wenigen Winzlinge aus dem Acker hinter dem Steigenhaus aufklauben.
Kollege Rudi Böltz vom Arbeitskreis für Trachten und Brauchtum, der den Aktionstag ausrichtet, ärgert sich über den „viel zu nassen Boden“. Es ist kaum ein Durchkommen mit dem Kartoffelroder, schüttelt er bedauernd den Kopf.
Den dreijährigen Max Schupp aus Bubenorbis kümmert’s nicht. Der Bub freut sich über jede noch so kleine „Selma“ oder „Laura“, die er in den aufgeworfenen Furchen findet.
Eigentlich sollten diese Erdäpfel den Gang in den Dampfgarer antreten. Aber bei dem zu erwartenden geringen Ertrag haben Karl Heinz Bausch und Heinz Kugele vom Museumsteam sich anderweitig mit leckeren Knollen bevorratet. Nun lupfen die beiden Kartoffelköche gerade den Deckel und fischen mit langen Fingern heiße Pellkartoffeln aus dem dampfenden Kessel.
Das Duo wird umringt von hungrigen Besuchern, die sich die Versucherle mit etwas Salz schmecken lassen. Eine Bad Mergentheimer Familie outet sich als echte Kartoffelfans, die die Knolle in allen Zubereitungsvarianten oft und gerne isst.
Kartoffelsalat, Kartoffelbrei, Bratkartoffeln, Kartoffelgratin oder Kartoffelknödel lässt dagegen eine Münchnerin schwäbischer Herkunft kalt. Sie bevorzuge „Kartoffeln, (Has) haas und (Gans) ganz“, preist sie eine einfache, aber leckere (mundartliche) Variante.
Wie vielfältig das Angebot des einst aus Südamerika importierten Nachtschattengewächses ist, demonstriert Erika Thier. Auf dem Tisch der Knollenexpertin stehen zig Schalen mit verschiedenen Kartoffelsorten.
Sandra und Michael Räse, im Alltag in eine Spätzle- und eine Kartoffelfraktion gespalten, zeigen sich einmütig begeistert vom „tollen Geschmack“ der präsentierten alten Sorten. Am besten mundet ihnen und den Kids Lukas (acht Jahre) und Cindy (11) der in ein wenig Kräuterquark getunkte „blaue Schwede“. Aber auch die„nussige Ratte“ oder die „buttrige Forelle“ finden Gourmets, die bereit sind, für die raren Delikatessen einen hohen Kilopreis zu zahlen.
Die cremige Roseval hat Susanne und Michael Leitz derart überzeugt, dass sie diese alte Sorte inzwischen in ihrem Neuensteiner Garten selbst anbauen.