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Nach A6-Unfall: Frau außer Lebensgefahr

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Öhringen - Tag zwei nach dem schrecklichen Unfall. Noch immer bewegt das verheerende Unglück, das mit vier Toten fast eine ganze Familie auslöschte, die Menschen. Erst recht all jene, die an der Unfallstelle im Einsatz waren.

Von Yvonne Tscherwitschke

Öhringen - Tag zwei nach dem schrecklichen Unfall auf der Autobahn A6 bei Öhringen. Noch immer bewegt das verheerende Unglück, das mit vier Toten fast eine ganze Familie auslöschte, die Menschen. Erst recht all jene, die am Samstagabend als Feuerwehrmann, Bestatter, Polizeibeamter oder Seelsorger an der Unfallstelle waren.

"So etwas habe ich noch nicht erlebt", sagt Timo Kieber (36). Der stellvertretende Feuerwehrkommandant der Öhringer Wehr ist sein halbes Leben im aktiven Feuerwehrdienst und ist oft dabei, wenn die Wehr technische Hilfe bei Unfällen auf der Autobahn leisten muss.

 


 

 

Aber so schlimm wie Samstag war es noch nie. Ein Lastzug kam quer, durchbrach die Mittelleitplanke. Ein Toyota fuhr in den brennenden Unfall-Laster und fing ebenfalls Feuer. Der Vater und die drei Kinde im Alter von sieben, elf und 13 Jahren starben im Flammeninferno. Die Mutter (41) wurde schwerverletzt aus dem Wrack gerettet und ins Krankenhaus gebracht. Die Familie stammt aus dem Raum Karlsruhe.

Noch ist unklar, wie genau es zu dem Unfall kam. An dieser Stelle verengt sich die Autobahn wegen der Brückensanierung von drei auf zwei Spuren. "So lange wir nichts wissen, wollen wir nicht spekulieren", sagt Hermann Schüttler von der Polizeidirektion Schwäbisch Hall, die für den dortigen Autobahnabschnitt zuständig ist. Aber Schüttler wie auch Kieber denken nicht, dass die Fahrbahnverengung ursächlich gewesen sei. Die Ermittlungen dauern noch an.

"Es gibt erste Hinweise", sagt Schüttler, warum der Lastwagen zu weit nach links geriet. Die Fahrzeuge - der ausgebrannte Toyota und die polnische Zugmaschine und der niederländische Auflieger - werden von Gutachtern untersucht. Auch die Unfallstelle wurde am Montag nochmals genau begutachtet. "Schließlich wird das bei vier Toten ein Strafverfahren", sagt Schüttler.

Befragung

Hinweise versprechen sich die Ermittler von den Befragungen des Lasterfahrers (43) und der aus dem Wrack geretteten Frau, sobald die Ärzte das zulassen. Beide sind außer Lebensgefahr. Während die Ermittlungen auf Hochtouren laufen, verarbeiten die Einsatzkräfte - 50 Mann der Feuerwehr, 30 Mann vom Technischen Hilfswerk und viele Polizeibeamte - die Ereignisse. "Wir haben Hilfe", betont Kieber.

 

Zweiter schlimmer Unfall innerhalb einer Woche

Das Unglück bei Öhringen ist der zweite Unfall innerhalb einer Woche, bei dem auf einer Autobahn im Südwesten vier Mitglieder einer Familie ums Leben kommen. Auf der A5 bei Baden-Baden waren in der Nacht zum vergangenen Montag ein Ehepaar und dessen zwei Kinder gestorben, ein weiterer Fahrer wurde verletzt (wir berichteten).

Ausgangspunkt war, dass die Familie mit ihrem Wagen auf dem mittleren Fahrstreifen in ein anderes Auto hineinfuhr. Vater, Mutter und die Zwillinge im Alter von acht Jahren stiegen in dem Moment aus, als ein Geländewagen in die Unfallstelle raste. Das genaue Geschehen war bis Ende der Woche nicht endgültig geklärt.

Der Anteil der bei Unfällen auf Autobahnen gestorbenen Menschen an allen Verkehrstoten lag in den vergangenen drei Jahren deutschlandweit bei etwas über elf Prozent, wie aus Zahlen des Statistischen Bundesamts hervorgeht. So kamen im vergangenen Jahr beispielsweise 453 Menschen bei Unfällen auf Autobahnen um, insgesamt gab es 4009 Verkehrstote.

In diesem Jahr hat die Statistik nach vorläufigen Zahlen bis Ende Juli bundesweit 211 Getötete auf Autobahnen und 2065 Verkehrstote insgesamt erfasst.

In Baden-Württemberg sank die Zahl der tödlich verletzten Verkehrsteilnehmer der jüngsten Verkehrsstatistik von Innenminister Reinhold Gall (SPD) zufolge - entgegen dem Bundestrend - weiter um 2,4 Prozent von 494 auf 482 im vergangenen Jahr.

Bundesstraßen gefährlicher

Ein Sprecher des Auto Clubs Europa betonte: „Autobahnen sind die Strecken mit der höchsten Verkehrsleistung und gemessen daran mit den wenigsten Unfällen.“ Auf eine Milliarde gefahrene Kilometer gebe es auf Autobahnen im Schnitt 2,2 Tote, auf Bundesstraßen seien es 9,5. „Das heißt: Das Risiko, einen folgenschweren Unfall zu erleiden, ist auf Bundesstraßen vielmals höher als auf Autobahnen.“ lsw
 


Schwerer Unfall auf der A6 - 03.11. auf einer größeren Karte anzeigen

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