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Multi-Care schließt Pflegeheim

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Nach etwas mehr als zwei Jahren wird der Pächter den Betrieb zumachen

Von unserer Redakteurin Juliane Renk
Auch die 87-jährige Gertrud Schopp muss bald umziehen. Das Pflegeheim in Orendelsall, in dem sie lebt, wird die Firma Multi-Care schließen. Foto: Juliane Renk
Auch die 87-jährige Gertrud Schopp muss bald umziehen. Das Pflegeheim in Orendelsall, in dem sie lebt, wird die Firma Multi-Care schließen. Foto: Juliane Renk

Demente Menschen haben es schwer. Extrem schwer wird es, wenn sie nach zehn oder 20 Jahren plötzlich die gewohnte Umgebung verlassen müssen. Genau das gilt für 80 Prozent der rund 30 Pflegebedürftigen, die bisher im Pflegeheim in Orendelsall untergebracht waren, denn die Einrichtung wird schließen. Alle Bewohner müssen eine neue Heimat finden, denn die Multi-Care GmbH hat ihnen zum 30. Juni gekündigt, berichten Angehörige der Pflegebedürftigen.

Gericht Warum das Unternehmen schließt, dazu will Roland Lehnert, Gesellschafter der Multi-Care GmbH, nicht Stellung nehmen. "Die Sache liegt bei Gericht und es sind mehrere Anwälte damit beschäftigt", sagt Lehnert. Er lässt anklingen, dass dies auch mit der Vorgängergeschichte zusammenhänge und dass man niemand öffentlich angreifen wolle.

Die Multi-Care GmbH aus Weitnau im Allgäu hat das Pflegeheim vor etwas mehr als zwei Jahren von Inge Wenninger gepachtet. Das Landratsamt des Hohenlohekreis schloss deren Betrieb, weil "die finanzielle Situation Auswirkungen hatte auf die Versorgung, Betreuung und Pflege der Bewohner", urteilte der zuständige Dezernent, Gotthard Wirth, damals.

Zwangsversteigerung Das Insolvenzverfahren ist noch nicht abgeschlossen, beim Amtsgericht in Schwäbisch Hall ist der Fall als Zwangsversteigerung bekannt, bestätigt eine Justizvollzugsangestellte des Gerichts. Zunächst müsse ein Sachverständiger den Wert des Gebäudes schätzen und ein Gutachten erstellen. Bis es zu einem Versteigerungstermin komme, könne es noch gut ein halbes Jahr dauern, sagt sie.

Angeblich habe Multi-Care das Pflegeheim von Wenningers kaufen wollen, sei aber nicht weiter gekommen, mutmaßten mehrere Personen, die in Kontakt zu der Einrichtung stehen, aber namentlich nicht genannt werden wollen.

Weder die Insolvenzverwalterin, Rechtsanwältin Susanne Fichna aus Würzburg, noch Rechtsanwältin Stephanie Merbach aus Lauda-Königshofen, die sich um die Zwangsverwaltung kümmert, äußerten sich zu Kaufangeboten. Nach Recherchen der Hohenloher Zeitung soll es zwischen Familie Wenninger und der Multi-Care GmbH mehrere unschöne und sehr persönliche Auseinandersetzungen gegeben haben, bei denen teilweise Dritte eingeschaltet wurden. Für die HZ war Familie Wenninger trotz mehrfacher Versuche nicht zu erreichen.

Stress Die Angehörigen der Pflegebedürftigen stehen nun unter extremem Stress, schnell einen neuen Heimplatz zu finden. "Überall gibt es Wartelisten", beklagt sich ein Betroffener.

Er erklärt auch, dass man mit dem Service von Multi-Care zufrieden gewesen sei und niemand ausziehen wolle. Er will gehört haben, Multi-Care plane, sowohl in Kupferzell als auch in Forchtenberg einen Teil der Bewohner des Heims unterzubringen.

Ein weiterer Betroffener, der seinen Namen ebenfalls nicht in der Zeitung lesen möchte, erklärt, dass er die Kündigungsfrist nicht einhalten könne und daher einen Monat lang zwei Heimplätze bezahlen müsse, was sehr ärgerlich sei.

Gegenüber Angehörigen sollen sich Multi-Care-Beschäftigte beklagt haben, dass weder die Heimleitung noch die Gemeinde sie unterstütze, die Einrichtung zu halten. Zweiflingens Bürgermeister Klaus Gross wollte sich zu dem Sachverhalt nicht im Detail äußern. "Die können am 30. Juni die Türe nicht schließen, falls Leute keinen Platz gefunden haben", glaubt er.

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