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Mostobstsaison hat begonnen

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Geringe Erträge auf den Bäumen und in den Kassen

Von Hartmut Müller

Hohenlohe - Die Kelterzeit für Mostobst und damit für den beliebtesten Fruchtsaft hat begonnen, aber noch nicht überall. Bei Scholls in Bretzfeld zum Beispiel warten die Kunden noch mit dem Anliefern. Wohl erst in etwa zwei Wochen wird dort mit dem Mosten angefangen. Die Leute bringen ihr Obst und nehmen davon gleich den frischen Saft mit.

Beim Obstgroßmarkt in Öhringen ist die Mostobstsaison schon angelaufen. Aber „recht dürftig“, wie Betriebsleiter Manfred Treffert sagt. Er hat einen guten Überblick über die Marktlage. Im Hohenlohekreis gebe es „relativ wenig“ Mostobst in diesem Jahr. Es werde eine Mostobsternte von nur 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet.

Auch Friedrich Gebert vom Kreisobstbauverein Öhringen sieht die Mostobsternte als „bescheiden“ an. Der Streuobstbau unterliege den natürlichen Ertragsschwankungen, der sogenannten Alternanz. Über den Preis für abgeliefertes Mostobst will Manfred Treffert vom Obstgroßmarkt noch nicht sprechen. Nur soviel: „Trotz niedriger Behänge ist derzeit kein Trend nach oben zu sehen“.

Unzufrieden Über die Preissituation pro Doppelzentner Mostobst sagt Manfred Frank aus Zweiflingen: „Sie ist nicht zufriedenstellend“. Es gebe derzeit etwa fünf Euro für den Doppelzentner. Arbeits- und Zeitaufwand stehen im Vergleich zur Auszahlung in keinem guten Verhältnis. „Kleine Ernte, kleine Preise“, so überschrieb das Landwirtschaftliche Wochenblatt seinen Bericht über den Start der Mostobstsaison.

Bei niedrigen Preisen gelangt erfahrungsgemäß weniger Obst in die Keltereien. Denn bei einem Preis unter fünf Euro lohne sich das Zusammenlesen von Mostäpfeln und -birnen kaum noch, meint Manfred Frank. Zum Beispiel: Drei Personen benötigen etwa sechs Stunden, um einen Anhänger mit rund 20 Doppelzentner Äpfeln zu füllen.

Dass der Preis für Mostobst nicht so recht anziehen will, liege auch an den noch vorhandenen Lagerbeständen von 2008, informiert Manfred Treffert. Außerdem sei der Pro-Kopf-Verbrauch an Apfelsaft zurückgegangen: von 12,4 Liter in 2006 auf heute 9,6 Liter pro Jahr.

Das habe verschiedene Gründe. Unter anderem werde weniger purer Apfelsaft getrunken, dafür mehr Apfelsaftschorle. Und der Apfelsaft habe Konkurrenz von Mixgetränken bekommen. Das sieht auch der Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF) so. Der teilt mit, dass der geringe Startpreis für Mostobst auch daran liege, dass „niedrige Konzentratpreise aus EU-Nachbarländern wie Polen die Vermarktungsaussichten dämpfen“.

Naturschutz Steigender Verbrauch und höhere Preise würden den Erzeugern helfen, im Bereich Mostobst endlich auf einen grünen Zweig zu kommen. So mancher Bauer spielt mit dem Gedanken, bei ewig miserablen Preisen die Streuobstbäume umzusägen. Doch wer sie stehen lässt, tut Gutes für Sing- sowie Tag- und Nachtgreifvögel, die hier gerne ihre Sitzwarte und Brutplätze haben.

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