Lothar Eiermann für sein Lebenswerk als „Hotelier des Jahres“ geehrt
Zweiflingen - Für sein "Lebenswerk" wurde er in Berlin vor 1160 Repräsentanten der Hotellerie mit einem "Special Award" als "Hotelier des Jahres" ausgezeichnet.
Zweiflingen - In fast 50 Küchen-Jahren, davon 35 im Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe, hat er Höhen und Tiefen erlebt - von Burnout-Höllen bis zum Sterne-Himmel - und ist nicht nur einmal im Rampenlicht gestanden. Eigentlich müsste Nervosität ein Fremdwort für ihn sein. Fehlanzeige. Am Montag haben Lothar Eiermanns Nerven ganz schön geflattert.
Überrascht
Für sein "Lebenswerk" wurde er in Berlin vor 1160 Repräsentanten der Hotellerie mit einem "Special Award" als "Hotelier des Jahres" ausgezeichnet. Gut ein Jahr nach seinem unerwarteten Abschied von Herd und Schreibtisch im Wald- und Schlosshotel und kurz vor seinem offiziellen Rentenbeginn. "Zuerst dachte ich, hoffentlich ist es bald vorbei - als es so weit war, hat's mir wahnsinnig gefallen", sagt Lothar Eiermann (64) über den Festakt. Was bis zuletzt unter Verschluss gehalten wurde, hat er im Oktober letzten Jahres "auf dem Golfplatz übers Handy" erfahren. Seine erste Reaktion: "Ich war überrascht und glücklich." Gerechnet hat er nicht damit. "Als ich vor einem Jahr zum Grand Chef Relais Châteaux auf Lebenszeit ernannt wurde, dachte ich, das war's", sagt er, findet es aber "wunderschön, dass das jetzt noch drauf kommt".
Hochkarätig
Freimütig offenbart er, "es tut mir und meiner Eitelkeit gut, dass meine Leistung jetzt auch von der Hotelbranche anerkannt wird". Damit hat Eiermann nun für beide Seiten seiner 35 Jahre lang praktizierten Doppelrolle als Küchenchef und Hoteldirektor hochkarätige Trophäen in der Hand.
So renommiert der "Special Award" ist, so prominent waren die Redner, die im Maritim Hotel Eiermanns Verdienste würdigten. Tenor der Lobesworte: Mit Ehrgeiz und Lebensfreude habe er wie kein anderer die Entwicklung der Haute Cuisine in Deutschland über viele Jahre mitgeprägt, dabei stets auch auf Wirtschaftlichkeit geachtet, viele junge Sterneköche ausgebildet und mit seiner Leidenschaft für den Beruf begeistert. Wie viele spätere Sterneköche durch seine oft als hart verschriene, aber fordernde und fördernde Schule gingen, hat er selbst "nie gezählt". Einer, der viel von ihm profitiert hat, ist Thomas Martin, heute selbst Sternekoch im Hamburger Louis C. Jakob. "Eiermann hat mich zur feinen Küche geführt, ab da wollte ich nichts anderes mehr machen", blickt er zurück.
Herzlich
Was Ministerpräsident Günther Oettinger in seiner Laudatio, sein Freund, der Kabarettist Gerhard Polt, sein letzter Arbeitgeber Reinhold Würth und sein ehemaliger Azubi und jetzige Hotel-Chef Ralf O. Leidner in Video-Grüßen gesagt haben, hat Eiermann "vor lauter Aufregung gar nicht alles mitbekommen". Doch trotz Nervosität habe er in seiner Dankesrede wohl die "richtigen Worte gefunden" und "mehrfach Beifall" eingeheimst. "Ich habe gespürt, dass sich viele mit mir freuen und spüren, dass es von Herzen kommt", so Eiermann. So sehr er die Würdigung seiner beruflichen Lebensleistung schätzt, er selber definiert sie ausschließlich privat: "Dass aus meinen Töchtern Alexa und Aline was Rechtes geworden ist". Sprich: Ärztin und angehende Lehrerin.
Selbstbewusst
Auch wenn er seine neue Freiheit als Privatier genießt, Hirn abschalten und Hände in den Schoß legen will er nicht. "Wenn mir etwas am Herzen liegt, kann ich unwahrscheinlich Leute mitreißen", sagt er. Das hat das Urgestein der deutschen Gourmet-Szene in seiner aktiven Zeit praktiziert. Daran will er aber auch in seinem ab 1. April offiziell beginnenden Rentner-Dasein anknüpfen. Zu sagen hat er einiges, auf dem Herzen auch. Zum Beispiel, dass der Kochberuf nichts mit der in TV-Koch-Shows gezeigten Scheinwelt zu tun hat. Oder über sein Credo vom "selbstbewussten Dienen", das seine Grenze im "Buckeln" hat.
Bis auf einen Lehrauftrag an einer Fortbildungsschule von Relais Châteaux hat er jedoch keine konkreten Pläne. Vorstellen kann er sich einiges. Vom Restaurant-Tester für Michelin ("nicht in Deutschland, da kennt mich jeder") bis zur Kolumne in Fachzeitschriften ("nur, wenn ich was zu sagen habe").