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Land präsentiert Vorplanung zum A6-Ausbau

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Öhringen - Der 65 Kilometer lange Abschnitt der A 6 zwischen den Autobahnkreuzen Weinsberg und Feuchtwangen soll auf sechs Fahrspuren verbreitert werden. Jetzt stellte das Regierungspräsidium die Pläne vor.

Von Ralf Reichert




Öhringen - Michaela und Werner Nodes sind am Montagabend mit einem guten Gefühl nach Hause gegangen. Sie wohnen in Weinsbach, die Autobahn ist hundert Meter entfernt. Wenn sie auf dem Balkon oder im Garten sitzen, finden sie keine Ruhe: Der Verkehr auf der Autobahn ist einfach zu laut. Nach der ersten Bürgerinformation des Regierungspräsidiums Stuttgart in der Kultura wissen sie: Wenn die A6 zwischen Bretzfeld und Öhringen neu gebaut und vollständig auf sechs Spuren verbreitert worden ist, haben sie wieder mehr Lebensqualität. Das könnte allerdings erst im Jahr 2025 der Fall sein.

Sechsspuriger Ausbau der A6: Gesamtplanung
Sechsspuriger Ausbau der A6: Gesamtplanung

Anspruch

Es klingt paradox: Nach der Variante, die das Regierungspräsidium bevorzugt, würde die neue, um einiges breitere Trasse noch 30 Meter näher an ihr Haus rücken. Aber der Lärmschutz wäre um ein Vielfaches besser. Und zwar nicht nur für das Ehepaar Nodes, sondern für alle Bürger rund um Öhringen und Bretzfeld, die sehr nah an der Autobahn wohnen. "Es gibt keinen Lärmschutz erster und zweiter Klasse. Egal ob in der Stadt oder auf einem Weiler: Jeder Bürger hat den gleichen Anspruch", erklärte Jürgen Holzwarth, der das zuständige Referat im Regierungspräsidium leitet.

Sechsspuriger Ausbau der A6 - Abschnitt 2: Bretzfeld - Öhringen
Sechsspuriger Ausbau der A6 - Abschnitt 2: Bretzfeld - Öhringen
Und dieser rechtliche Anspruch bedeutet, bezogen auf das Zieljahr 2025, dass weitaus mehr und weitaus besseres Material zum Einsatz kommen wird, um den Lärm von den Bewohnern fernzuhalten. Übrigens auf der gesamten, fast 65 Kilometer langen Neubaustrecke zwischen dem Weinsberger Kreuz und der bayerischen Landesgrenze (siehe kleine Grafik). Schließlich hat sich das Verkehrsaufkommen seit 1979 verdreifacht, und in 14 Jahren fließt der Ost-West-Strom noch stärker.

"Wir genießen schon manchmal den Stau. Dann ist es ruhig", sagt Werner Nodes. Am schlimmsten seien die Reifengeräusche der Laster. Der bestehende Wall sei viel zu klein und die Wand viel zu niedrig. Mit besonderem Interesse lauschten sie und die anderen rund 120 Bürger deshalb den Ausführungen von Holzwarth und seinem "A-6-Team". Die Behörde legt alle Karten auf den Tisch und will die Bürger an dem Mammut-Projekt beteiligen: an diesem Abend abgegrenzt auf den 11,5 Kilometer langen Abschnitt zwischen Bretzfeld und Öhringen.

Jürgen Holzwarth und sein A-6-Team präsentierten die Vorplanung.
Jürgen Holzwarth und sein A-6-Team präsentierten die Vorplanung.
"Die Präsentation war sehr gelungen. Ich fühle mich bestens informiert", sagte Michaela Nodes. Andere hatten den Sinn des Abends wohl falsch verstanden und wollten gleich den kompletten Ausbau in Frage stellen. Allerdings hatten einige Kritiker Recht, im aktuellen Stadium der Voruntersuchung vor (fast) vollendeten Tatsachen zu stehen. Denn zwischen Bretzfeld und Öhringen gibt es nur wenig Spielraum, weil es zu viele Konfliktpunkte gibt .

Die gesamte Strecke durch Hohenlohe kann theoretisch seitlich der bestehenden Trasse "symmetrisch" neu gebaut oder "asymmetrisch" nach Norden oder Süden versetzt werden. Alle drei Varianten sind bis Kupferzell bereits untersucht worden. Für den zweiten Abschnitt gibt es die klare Empfehlung: Versetzung nach Norden. Die Verlegung nach Süden scheidet kategorisch aus: wegen des europäischen Naturschutzgebiets (FFH) bei Öhringen, das nicht angetastet werden darf. Doch auch die neue Autobahnmeisterei würde "überbaut", genauso die Kleingartenanlagen. Der symmetrische Ausbau birgt weniger Konflikte, aber immer noch zu viel, um gegen die Nord-Variante zu bestehen.

Flächenverbrauch

Michaela und Werner Nodes aus Weinsbach (links) begutachten die Ausbaupläne mit Heinz Knaudel aus Baumerlenbach und Hans Dederer aus Öhringen (rechts).
Michaela und Werner Nodes aus Weinsbach (links) begutachten die Ausbaupläne mit Heinz Knaudel aus Baumerlenbach und Hans Dederer aus Öhringen (rechts).
Ausbaugegner Hartmut Bopp aus Kesselfeld wollte wissen, ob eine "Verbreiterung light" möglich ist, um den Flächenverbrauch zu reduzieren. Holzwarth verneinte: "Ein bissle Ausbauen geht nicht." In konkreten Zahlen bedeutet das: Die Variante Nord würde bis zu 45 Hektar Land beanspruchen, die symmetrische nur 20 Hektar. Gerhard Keppler aus Weinsbach wollte die Möglichkeit eines "Flüsterbelags" ausloten. Holzwarth erwiderte: "Das kann man jetzt noch nicht entscheiden. Eines nach dem anderen." Diese Antwort war symptomatisch: Denn die Bürger erfuhren nur, dass der Lärmschutz deutlich besser wird. Wie das im Detail bewerkstelligt wird, steht erst nach gründlichen Untersuchungen in den Wohngebieten fest.

Konzept

Der Ausbau ist noch im Stadium der Vorplanung. Fest steht: Die fast 65 Kilometer lange Strecke wird komplett neu gebaut, inklusive der Brücken. Einzige Ausnahme ist die Kochertalbrücke. Für jeden der sechs Abschnitte stehen drei Varianten zur Wahl: Beibehaltung der Achse oder Versetzung nach Nord oder Süd.

Zeitplan
 

Rund 120 Bürger verfolgten am Montag in der Kultura die erste Bürgerinformation des Regierungspräsidiums zum sechsspurigen Ausbau der A6.Fotos: Ralf Reichert
Rund 120 Bürger verfolgten am Montag in der Kultura die erste Bürgerinformation des Regierungspräsidiums zum sechsspurigen Ausbau der A6.Fotos: Ralf Reichert

Die Strecke vom Weinsberger Kreuz bis Kupferzell ist vorgeplant und wird jetzt den Kommunen, Bürgern und Verbänden präsentiert. Bis 7. Oktober müssen sie ihre Stellungnahmen beim Regierungspräsidium abgegeben haben. Bis Ende 2013 sollen die verbindlichen Entwürfe beim Bund liegen, Mitte 2014 könnte der Bau genehmigt werden. Dann startet das Planfeststellungsverfahren, das nicht vor 2018 abgeschlossen sein dürfte. Anschließend werden die Bauarbeiten ausgeschrieben, die bis zum Jahr 2025 dauern könnten.

Beteiligung

Das Regierungspräsidium ruft die Bürger zur Beteiligung auf. Alle Ausbaupläne sind im Internet unter www.rp-baden-wuerttember.de frei zugänglich. Jeder Bürger kann eigene Vorschläge machen: postalisch, per E-Mail an a6team@rps.bwl.de oder telefonisch unter 0711 90414402. Der nächste Infoabend für den Abschnitt Öhringen-Kupferzell ist heute ab 19 Uhr in der Carl-Julius-Weber-Halle. rei
 

 

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