Stimme+
Braunsbach
Lesezeichen setzen Merken

Kretschmann verspricht schnelle Hilfe

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Am Tag drei nach dem Unwetter machen sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Innenminister Thomas Strobl in Braunsbach ein Bild von der Lage.

Von unserem Redakteur Ralf Reichert

 

Schlamm, nichts als Schlamm. Und ein Bild der Zerstörung, wie man es in unseren Breitengraden nur ganz selten zu Gesicht bekommt. „Das ist ja wie im Horrorfilm“, sagt Winfried Kretschmann (Grüne) am Mittwochabend in Braunsbach.

Dem Ministerpräsident geht es wie den meisten, die das Dorf im Kochertal nach dem verheerenden Unwetter besuchen. Wer es nicht selbst gesehen hat, kann das ganze Ausmaß dieser Naturkatastrophe nur schwer begreifen. Es ist einfach unvorstellbar. Und mit Worten nur schwer zu beschreiben. Innenminister Thomas Strobl (CDU) geht es genauso.

Schaden

Gerhard Bauer, Landrat des Kreises Schwäbisch Hall, glaubt: „Am Ende dürfte ein Schaden in dreistelliger Millionenhöhe stehen.“ Unbestätigte Schätzungen, die im Ort die Runde machen, liegen bei bis zu 300 Millionen Euro. Bürgermeister Frank Harsch sagt: „Der Schock ist immer noch überwältigend.“ Für ihn ist klar: „Das Land und der Bund müssen die Kosten tragen.“ Die Gemeinde sei heillos überfordert. „Selbst einen Eigenanteil von einem Prozent wäre für uns nicht leistbar.“

Umso größer sind die Hoffnungen, dass Kretschmann und Strobl bei ihrer Visite „gewisse Zusagen“ machen. Als die beiden Politiker Braunsbach verlassen, ist Harsch zufrieden: „Ich habe herausgehört, dass sie für diesen Schaden finanziell glasklar ein Zeichen setzen werden.“ Konkrete Summen nennen weder Kretschmann noch Strobl. Der Ministerpräsident verspricht aber: „Wir werden helfen, so schnell es überhaupt geht. Womöglich können wir bei der Kabinettssitzung am nächsten Dienstag schon erste Beschlüsse fassen." Zunächst müsse die Schadenshöhe ermittelt werden, erklärt Strobl. Der Innenminister bittet Landrat Bauer, bis Donnerstag eine grobe Schätzung für Braunsbach und Steinkirchen zu liefern: „Schreiben Sie alles zusammen. Es kommt dabei weniger auf Genauigkeit an, sondern auf Schnelligkeit.“

Bürokratie

Auf die viel beschworene „unbürokratische Hilfe“ angesprochen, sagt Kretschmann: „Ohne Bürokratie geht es nie. Das sind auch Gelder, über die wir Rechenschaft ablegen müssen. Wir können nicht mit einem Geldsack herkommen und ihn hier ausstreuen.“ Gleichwohl sei schnelle Hilfe garantiert, „darauf kann sich die Region verlassen“. Der Ministerpräsident erklärt weiter: „Es ist ja nicht so, dass der Staat nicht wüsste, wie er in einer solch schwierigen Situation reagieren soll. Gleichwohl gibt er zu verstehen: „Eine Katastrophe von solchem Ausmaß wie hier, haben wir noch nie gesehen.“ Die Sachschäden seien „gigantisch“.

Der Hauptort zählt etwa 1000 Einwohner, rund 300 sind unmittelbar betroffen. Iris Wolf (47) und ihr Schwiegervater Heinz Wolf (72) sind alteingesessene Braunsbacher. Der Familienbetrieb besteht seit neun Generationen. „Und er wird auch noch in der zehnten Generation bestehen, wenn man uns schnell hilft“, sagt Iris Wolf. Kretschmann und Strobl sprechen mit beiden, Heinz Wolf klagt: „Meine ganze Werkstatt ist kaputt.“

Joan Marin Coras und seine Familie sind am Boden zerstört. Erst vor zwei Jahren sind sie nach Braunsbach gezogen. Und jetzt das. „Alle drei Autos sind weg, der Keller, die Garage, der erste Stock zerstört“, sagt Cyprian Coras (19). Sein Vater Joan Marin (47) kann die Tränen nicht mehr halten, als Kretschmann und Strobl mit ihm reden und viel Kraft wünschen.

Die Aufräumarbeiten gehen mit Hochdruck weiter. Seit Montag wurden 6000 Tonnen Schutt abtransportiert. „Strom, Wasser und Abwasser sind weitgehend wiederhergestellt“, sagt Bürgermeister Harsch. Rund 100 Einsatzkräfte sind noch im Ort, die meisten von der Feuerwehr. Die Hilfsbereitschaft ist enorm: innerhalb und außerhalb Braunsbachs. „Hier sind völlig fremde Menschen. Sie kommen weiß Gott woher und holen Dreck aus dem Keller.“ Ohne Gegenleistung. Die Solidarität sei „überwältigend“.

Wie lange dauert es, bis Braunsbach wieder das ist, was es einmal war. „Zig Jahre“, erklärt Harsch. „Ich wünsche Ihnen starke Nerven“, sagt der Ministerpräsident, als er sich verabschiedet. „Respekt, wie Sie das machen.“ Jetzt hofft Harsch, dass Kretschmann seinen Worten rasch Taten folgen lässt.

 

 

 


Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben