Kommentar zur Wahl Züfles: Blick nach vorn
Bei Züfles Wahl war die Frage nicht das Ob, sondern das Wie. Mit der Antwort kann er zufrieden sein, meint Armin Rößler.
Ob ein Bürgermeister seine Arbeit über den fast ewig erscheinenden Zeitraum von 24 Jahren gut oder vielleicht sogar hervorragend erledigt, er wird dafür nie die Jubelstürme aller Bürger ernten. Es liegt in der Natur der Sache, dass in der Gemeindepolitik immer wieder auch Entscheidungen getroffen werden müssen, bei denen das Wohl der Allgemeinheit über dem Interesse des Einzelnen steht. Dass dieser Einzelne das den Entscheidungsträgern im Gemeinderat und dessen Vorsitzendem, dem Bürgermeister, gelegentlich übel nimmt, ist keine neue Erkenntnis. Insofern hatte Rainer Züfle in 24 Jahren reichlich Gelegenheit, nicht nur verdientes Lob und Schulterklopfen für seine Arbeit zu ernten, sondern es sich auch mit dem einen oder anderen mal mehr, mal weniger heftig zu verscherzen. Sein Wahlergebnis von dennoch über 80 Prozent der Stimmen darf er unter diesen Voraussetzungen für sich als Erfolg verbuchen, auch wenn die beiden Mitbewerber nicht in die Kategorie „ernsthafter Kandidat“ gefallen sind.
Manko: niedrige Wahlbeteiligung
Weniger schön ist die wieder niedrige Wahlbeteiligung. Dass nur etwas mehr als jeder dritte Weißbacher sein Kreuz auf dem Wahlzettel gemacht hat, ist Zeugnis einer bedenklichen Entwicklung. Die Corona-Pandemie mag dabei die eine Rolle spielen, im konkreten Fall der von Vornherein feststehende Wahlausgang eine andere. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass – keineswegs nur auf Weißbach beschränkt – immer mehr Menschen auf die Teilhabe an urdemokratischen Prozessen und ihr Mitbestimmungsrecht in der Gesellschaft verzichten. Ganz egal, wie wichtig die Entscheidungen sind. Das ist und bleibt bedauerlich.
Projekte gibt es genug
Rainer Züfle wird daran nichts ändern, tut aber gut daran, den Blick entschlossen nach vorn zu richten. Aufgaben gibt es für den alten und neuen Bürgermeister reichlich: Er muss für den Rest des Jahres die Großbaustelle in der Ortsdurchfahrt so moderieren, dass auch die von Dreck, Lärm und Verkehr betroffenen Bürger nicht die Geduld verlieren. Er muss gemeinsam mit den Kollegen in den Nachbargemeinden die Zusammenarbeit im Gemeindeverwaltungsverband weiter intensivieren, um dabei das Beste für alle und seinen eigenen Ort herauszuholen. Und er muss in Zeiten einer kritischen Finanzsituation alle Fördertöpfe und Zuschussprogramme genau im Blick haben, um die Infrastruktur auch ohne Gewerbesteuereinnahmen in Schuss und Weißbach weiter attraktiv zu halten. Ein Ruhekissen werden die kommenden acht Jahre also sicher nicht.
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