Klaiber verkauft sein Öhringer Autohaus – "Gute Chancen, gemeinsam zu wachsen"
Das traditionsreiche Autohaus Klaiber mit Sitz im Öhringer Schleifbachweg bekommt einen neuen Eigentümer. In der Branche haben es Händler mit nur einem Standort immer schwerer.

Das Autohaus Klaiber in Öhringen wechselt den Besitzer. Zum 31. Dezember 2023 verkauft der traditionsreiche Vertragshändler das Anlage- und Umlaufvermögen der Klaiber Automobile GmbH an die Autolöwen GmbH mit Sitz in Schwäbisch Hall.
Die Händler-Gruppe führt die Marken Peugeot, Citroen und Opel, ist zuletzt stark gewachsen und hat weitere Standorte in Hessental, Crailsheim, Ludwigsburg und Aalen. Klaiber vertreibt Fiat, Alfa Romeo, Lancia, Abarth, Jeep und Opel.
2010: Firma nach Insolvenz in einem Kraftakt gerettet
"Am 6. Oktober haben wir den Verkauf notariell besiegelt und am 12. Oktober unsere Mitarbeiter in einer Betriebsversammlung informiert", sagt Timo Klaiber (37), der den Betrieb in dritter Generation führt. Er ist seit 2019 alleiniger Inhaber, nachdem sein Vater Dieter (65) ihm nach und nach alle Unternehmensanteile übertragen hatte, seit dieser am 1. März 2010 mit der neu gegründeten GmbH gestartet war.
Dessen Bruder Günter Klaiber hatte das Autohaus zuvor geleitet, musste jedoch am 18. Dezember 2009 Insolvenzantrag stellen. In einem Kraftakt rettete Dieter Klaiber den Familienbetrieb in weniger als zweieinhalb Monaten. Bereits damals ist Timo Klaiber direkt nach seinem Studium in den Betrieb eingestiegen. Das Vater-Sohn-Duo hat die Geschäfte seitdem geführt.
Strategische Entscheidung zur Standortsicherung
Timo Klaiber betont, der Verkauf sei eine strategische Entscheidung, um den Betrieb am Standort Öhringen samt aller Arbeitsplätze langfristig zu sichern. Anders als Ende 2009, seien diesmal nicht finanzielle Gründe ausschlaggebend für die Neuausrichtung.
"Wir betreiben ein Autohaus, das Erfolg hat. Wir erzielen positive und gute Erträge, haben eine hohe Kundenzahl und eine starke Mitarbeiterbindung." All dies soll unter dem neuen Eigentümer fortgeführt werden. "Ich verkaufe jetzt aus einer Position heraus, wo ich es kann, und nicht, wo ich es muss."
Timo Klaiber bleibt als Niederlassungs- und Betriebsleiter vor Ort
Timo Klaiber wird im operativen Geschäft der starke Mann vor Ort bleiben: als Niederlassungs- und Betriebsleiter. Dies wertet er als deutliches Signal nach innen und außen. Auch die anderen Führungskräfte sollen unbedingt gehalten werden. Und: "Alle rund 60 Mitarbeiter werden übernommen."
Die neuen Eigentümer hat Klaiber als "sehr professionelle und sympathische Geschäftsleute" kennengelernt. Am kommenden Montag werden sie sich dem gesamten Klaiber-Team im Öhringer Schleifbachweg vorstellen. "Das Grundstück und Gebäude bleibt in meinem Besitz, beides wird an die Autolöwen GmbH verpachtet."
Autolöwen hat sich zuletzt stark vergrößert
Das Stammhaus der Autolöwen GmbH befindet sich im Steinbeisweg in Schwäbisch Hall. Von dort aus hatte sie zuletzt mehrere Autohäuser aufgekauft: Hagelloch in Hessental, Meiser in Crailsheim, Spiegler in Aalen und Sturany in Ludwigsburg. Jetzt folgt mit Klaiber das sechste im Portfolio.
"Ich sehe sehr gute Chancen, gemeinsam zu wachsen", meint Timo Klaiber. "Unsere derzeitigen Marken bleiben erhalten, nur den Service für Lancia und Jeep werden wir einstellen." Peugeot, die Stamm-Marke von Autolöwen, soll noch dazukommen. Zum früheren PSA-Konzern gehört außerdem Opel, diese Marke führt Klaiber seit 2011. Groß geworden ist das Autohaus mit Fiat, das zuletzt im FCA-Konzern aufgegangen war. PSA und FCA fusionierten 2021 zu Stellantis. Unter diesem Dach sind nun 14 Marken vereint.
Großfusion war einer der Haupttreiber
Genau dieser Zusammenschluss war laut Timo Klaiber einer der Haupttreiber, sein Autohaus zu verkaufen. Da alle Herstellerverträge infolge der Fusion gekündigt wurden und viel Unsicherheit herrschte, "haben wir den Dialog mit Kollegen gesucht". Unter anderem mit Autolöwen. Mit jedem Gespräch sei das Interesse an Kooperationen größer geworden: "über Kauf, Zukauf oder Fusion". Schließlich habe man die jetzige Lösung "am sinnvollsten" gefunden.
Insgesamt sei der "wahnsinnige Transformationsprozess" ausschlaggebend gewesen für den Verkauf. Autohäuser mit nur einem Standort hätten es immer schwerer, mit immer größeren Herstellerkonzernen zu verhandeln. Auch die administrativen Kosten fielen viel stärker ins Gewicht als in einer Gruppe mit mehreren Häusern. Klaiber nennt weiter den immensen Aufwand für die Digitalisierung und die Ungewissheit, welche Antriebsart in Zukunft dominieren wird.
Der Konsolidierungsprozess bei den Autohäusern ist deshalb auch in der Region in vollem Gange. Zuletzt war das Öhringer BMW-Autohaus Grötzinger an die Heilbronner Rhein-Gruppe verkauft worden.
Die Historie des Autohaus Klaiber
Das Autohaus Klaiber ist einer der ältesten Fiat-Partner. Der erste Vertrag datiert von 1958. Gegründet wurde die Firma 1955 von Ernst Klaiber in Untersteinbach. Er betrieb dort eine Kfz-Werkstatt mit Tankstelle. Über Pfedelbach (1957) führte der Weg nach Öhringen (1963), wo der Autohändler seit 1974 sein Domizil im Schleifbachweg hat. 1973 kam Lancia dazu, 1997 Alfa Romeo, 2003 Maserati, 2011 Opel. 2002 wurde ein zweiter Standort in Michelfeld eröffnet. Dieter Klaiber verließ Ende 2006 das Autohaus, das er seit 1989 mit seinem Bruder Günter geführt hatte. Der musste am 18. Dezember 2009 Insolvenz anmelden. Dieter Klaiber kehrte zurück und startete im März 2010 mit einer neuen GmbH.

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